Ist Capla eigentlich der Richtige?

Spät wurde er in dieser
Saison vollzogen, der erste Trainerwechsel in der DEL. Vielleicht ist das Datum
vom 25. November 2006 sogar Rekord in einer Saison, die bisher so gut wie ohne
negative Schlagzeilen verlief. Hamburg machte diesmal den Anfang, denn für den
kumpelhaften Mike Schmidt, der seit 2003 als Co-Trainer und später als
„Bandenchef“ bei den Hamburg Freezers in Arbeit stand, kehrte Bill Stewart nach
Deutschland zurück. Prompt verließ sein Team bereits dreimal als Sieger das Eis,
brauchte sich auch vor der gestrigen Aufgabe bei den alles andere als listigen
Duisburger Füchsen nicht zu fürchten. Dabei schien der Rücken des
Deutsch-Kanadiers Schmidt nach dem 7:4-Auswärtssieg in Nürnberg im letzten
Match vor der Länderspielpause noch gestärkt. Geschäftsführer Capla ließ in der
Fachzeitschrift „Eishockey News“ immerhin verlauten: „… Die Diskussion ist
beendet. Mike Schmidt bleibt unser Trainer. Der Sieg war ein deutlicher
Vertrauensbeweis des kompletten Teams.“
Doch auch in Hamburg ist
schon längst nach der Euphorie der ersten Jahre der graue Alltag eingekehrt.
Ein Minus von durchschnittlich fast 1.800 Zuschauern pro Spiel gegenüber der
Vorsaison lässt erkennen, dass mittlerweile auch an der Waterkant die Zuschauer
mit jedem Cent rechnen. Dabei beweist ein Blick auf die vergangenen
Spielzeiten, dass das Hamburger Publikum ohnehin nicht verwöhnt ist. Mit einem
satten Etat ausgestattet (die Experten stufen den Etat als dritthöchsten der
Liga ein), dümpeln die Freezers trotz des prallen Geldbeutels auch in ihrer
fünften Saison einmal mehr in der grauen Zone der Tabelle. In den vier Jahren
zuvor machten sie stets im Viertelfinale den Abflug in den Urlaub. Nur einmal
schafften sie, bis in die Runde der letzten Vier vorzustoßen, wo sie am
späteren deutschen Meister Frankfurt Lions scheiterten. Der 44-jährige Borko
Capla, der sich seit vielen Jahren „Boris“ nennt, ist neben Detlef Kornett der
Hauptverantwortliche für die kommerzielle Schieflage, die da heißt, hohe
Personalkosten, wenig Qualität.
Capla ließ an seinen früheren
Arbeitsplätzen in der Lausitz und in Berlin „verbrannte Erde“ zurück. Bei den
Lausitzer Füchsen wollte er, als die DEL gegründet wurde, Chemnitz zu einem
Eishockeystandort machen, was voll in die Hose ging. Der Zwangsabstieg war die
Folge, und Eishockey wurde fortan wieder nur in Weißwasser gespielt. Aus seiner
Berliner Zeit sind nur noch diverse Namensänderungen des Vereins in Erinnerung,
für die er seinerzeit als spiritus rector verantwortlich zeichnete. Damals
begann das lange Siechtum der ehemaligen Preussen, die sich schlussendlich aus
der DEL und dem gesamten Eishockey zurückziehen mussten.
Nach diesen „Anfangserfolgen“
wechselte Capla nach München und bildete mit Max Fedra ein geschäftsführendes
Duo bei den München Barons. Sportlich waren die „Barone“ durchaus erfolgreich
und stellten sogar den Deutschen Meister des Jahres 2000; finanziell kamen sie
jedoch nie über die Runden. Zwei Jahre später zogen sie nach Hamburg um und
nennen sich seitdem Hamburg Freezers. Ob die sportlichen Erfolge der Münchner
Fedra, die finanziellen Misserfolge Capla zuzuschreiben sind, wäre wohl ein
bisschen zu schwarz-weiß gedacht. Seit dem Zeitpunkt, als bei Max Fedra in
Hamburg eine langwierigen Krankheit festgestellt wurde, ist Capla allein im
Amt. Die weitere Geschichte… siehe oben.
Aus Hamburger Sicht bleibt zu
hoffen, dass Bill Stewart gute Arbeit macht und sein Team dorthin führt, wohin
es zumindest nach der Höhe des Etats gehört, nämlich in die Spitze. Wenn dies
nicht gelingt, sollten die Verantwortlichen einmal darüber nachdenken, ob der
Geschäftsführerposten vom richtigen Mann besetzt ist. Capla muss sich zumindest
vorwerfen lassen, dass er mit viel Geld nicht nur wenig sportlichen Erfolg
hatte, sondern auch bei der Trainerfrage (mit Ausnahme Sean Simpsons, der aber
von Fedra geholt wurde) Sachkenntnis vermissen ließ. (hw)