Interview mit Mike Schmidt

Hamburg Freezers „frieren Pinguine ein“Hamburg Freezers „frieren Pinguine ein“
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Mike Schmidt, einer der stärksten

Bundesliga-Verteidiger in den 80er und 90er Jahren, ist seit Saisonbeginn wieder

in Hamburg tätig. In der

Hansestadt startete er einst seine Deutschlandkarriere und ist nun beim DEL-Team

Hamburg Freezers als Co-Trainer beschäftigt. Wir sprachen mit dem

sympathischen Coach über seine Spieler-Karriere, sein erstes Jahr als Headcoach

in Nürnberg und über die aktuelle Saison bei den Freezers.

Wie haben Sie und Ihre Familie sich bislang in

Hamburg eingelebt?

Sehr gut eigentlich. Hamburg war meine erste Station in Deutschland. Ich fühle

mich pudelwohl. Es ist so, als würde ich nach Hause

kommen.

Sie haben vor 25 Jahren bereits in Hamburg

gespielt. Haben Sie nach all den Jahren Freunde/Bekannte von damals wieder

getroffen?

Ich habe noch sehr guten Kontakt zu drei Jungs von damals. Wir haben uns auch

die ganze Zeit über nicht aus den Augen verloren. Egal wo ich war, ob Düsseldorf

oder Berlin meine Kumpels haben mich immer besucht.

Als Spieler waren Sie in Hamburg, Düsseldorf,

Mannheim, München und Köln aktiv. Nur Riessersee war keine Großstadt. Ist

Mike Schmidt eher ein Stadtmensch oder war das purer Zufall?

Das hat sich einfach so ergeben. Es gibt ja immer verschiedene Kriterien wonach

man seinen Verein aussucht. Als junger Spieler geht man dahin, wo man glaubt

viel Eiszeit zu kriegen. Ansonsten habe ich immer versucht dort zu spielen, wo

ich eine Chance auf den Meistertitel

gesehen habe. Und das hat eigentlich gut geklappt. (lacht)

Sie haben mehrere Titel in Deutschland gewonnen.

Welcher Titel war der Schönste und warum?

Ich möchte eigentlich keinen Titel hervorheben, denn die waren alle wunderschön.

In meiner zweiten Saison hier in Hamburg sind wir Oberligameister geworden. Das

war auch ein wunderschönes Ding, aber der erste Titel 1990 mit Düsseldorf war

etwas Besonderes, weil es der erste für mich in der höchsten Spielklasse war.

Gibt es noch frühere Mitspieler zu denen Sie

noch Kontakt haben und mit denen Sie sich manchmal über das aktuelle

Eishockeygeschehen austauschen?

Ich habe noch sehr guten Kontakt zu Uli Hiemer, Rick Amann und Chris Valentine.

Rick ist jetzt gerade wieder zurück nach Kanada, aber er hofft, in einem Jahr

wieder zurück kommen zu können. Uli Hiemer war bei unserem Spiel in Düsseldorf

zu Besuch und mit Chris Valentine telefoniere ich noch sehr oft.

Welcher Trainer hat Ihnen als Spieler am meisten

vermitteln können?

Ich habe mit meinen Trainern Hardy Nilsson, Bob Murdoch oder Hans Zach großes

Glück gehabt. Aber mein Vater hat mir wahrscheinlich das meiste mit gegeben. Er

war von Deutschland nach Kanada ausgewandert und war sicherlich kein

Eishockey-Fachmann. Aber er hat sich sehr dafür interessiert und egal, ob er

krank war, hat er mich immer zu den Spielen gebracht. Er hat mir immer gut

zugeredet und auch Kritik angebracht, wenn es nötig war. Dabei hat er immer den

richtigen Ton erwischt.

Nach dem Weggang Bob Murdochs sind Sie in der

vergangenen Saison für viele überraschend zum Headcoach der Nürnberg

Icetigers aufgestiegen. Würden Sie im Nachhinein sagen, dass dieser Schritt

vielleicht doch etwas zu früh kam?

Für mich war es eine große Chance und ich bin den Leuten in Nürnberg sehr

dankbar dafür, dass sie mir diese Chance gegeben haben.

Natürlich wäre es einfacher gewesen, wenn ich den ganzen Sommer über Zeit

gehabt hätte, mich auf den Job vorzubereiten, aber das ging nicht, weil die

Entscheidung erst kurz vor der Saison gefallen war.

Ihr Nachfolger Greg Poss wurde sehr frühzeitig

von den Icetigers

Verantwortlichen verpflichtet. Gegen Ende der Saison hofften Sie auch öffentlich

immer noch auf eine eigentlich logische Vertragsverlängerung, denn der Erfolg

war ja durchaus da. Von den Verantwortlichen der Icetigers wurden Sie lange Zeit

hingehalten. Konnten diese Unstimmigkeiten in den letzten Monaten ausgeräumt

werden?

Eigentlich war es schon länger klar, dass Greg Poss kommen wird. Man hat es

aber lange geheim gehalten und mir auch nicht gesagt. Ich habe versucht mit der

Mannschaft mein Bestes zu geben und kann mich bei allen Spielern nur bedanken.

Die waren alle weltklasse. Ich habe damals das Management gebeten, ehrlich zu

mir zu sein, denn je länger die Situation dauerte, um so weniger Trainerstellen

waren frei. Deshalb bin ich auch sehr froh, dass es noch mit Hamburg geklappt

hat. Ich habe kein Problem damit die Entscheidung zu akzeptieren. Greg Poss ist

ein sehr guter Trainer und man sieht ja auch in diesr Saison welchen Erfolg er

wieder hat.

Gab es auch ein Gespräch mit Ihrem

Nachfolger Greg Poss?

Wir haben letztes Jahr im November gesprochen. Ich habe Greg Poss gefragt, ob

ich mir einen neuen Job suchen muss. Er sagte mir damals, dass er keinen Kontakt

zu den Icetigers habe.

Es hat einige Wochen gedauert bis Ihr Wechsel

nach Hamburg fest stand. Man munkelte auch, dass es sogar einen Trainertausch

zwischen Iserlohn und Nürnberg geben würde. Gab es überhaupt Interesse oder

sogar Gespräche mit den Roosters bezüglich einer möglichen Verpflichtung?

Ich bin sehr froh, dass es mit Hamburg geklappt hat. Mit Iserlohn hat es nie

Gespräche gegeben. Das war mehr eine Erfindung von der Presse, die das

geschrieben haben.

Erzählen Sie uns von Dave King. Wie klappt die

Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden und die Kommunikation zwischen Dave

King und der Mannschaft? Was macht ihn im Besonderen aus?

Ich bin hier wie ein Schwamm und sauge jeden Tag neue Dinge auf. Er ist sehr

akribisch und überlässt nichts dem Zufall. Was ihn besonders auszeichnet ist,

dass er besonders auf die Details achtet. Jedes T hat einen Strich und jedes I

hat einen Punkt. Er ist ein Workaholic und beschäftigt sich 24 Stunden am Tag

mit Eishockey. Sei es, dass er Viedos schaut, Videos für die Jungs

zusammenstellt oder die Mannschaft einstellt. Bei allem hat er einen

unglaublichen Willen. Er will unbedingt Erfolg haben und arbeitet dafür sehr

hart. Ich kenne keinen der so hart arbeitet, wie Dave King.

Wie lange läuft Ihr Vertrag bei den Freezers?

Eine Saison.

Haben Sie eine Klausel im Vertrag, dass Sie bei

einem entsprechenden Angebot als Headcoach jederzeit wechseln können?

Nein es gibt keine Klausel im Vertrag.

Spieler, die aus Übersee erstmals in Europa

Hockey spielen brauchen oft eine gewisse Eingewöhnungszeit, bis sie sich an die

große Eisfläche gewöhnt haben. Wie gut klappt die Integration der Neuzuänge

bei den Freezers?

Eigentlich sehr gut. Wir haben ja nur drei "echte" Importspieler mit

Darren van Impe, Paul Manning und Mark Greig. Alle haben sich sehr gut und ohne

Probleme eingewöhnt. Sie waren von Anfang an fest integriert. Ich habe bei

allen nicht einen Tag gesehen, dass sie sich umstellen müssen. Das klappte von

Anfang an super.

Freezers Stürmer Steve Washburn spielte zwei

Jahre in Iserlohn. Vor

knapp einem Jahr betonte er, dass er sich in der relativ kleinen Stadt

Iserlohn sehr wohl fühle. Wie zufrieden sind Sie mit seiner Integration und wo

sehen Sie seine Stärken und Schwächen?

Sehr zufrieden. Steve Washburn ist für uns ein sehr wichtiger Spieler. Ich habe

mit ihm gesprochen und er fühlt sich hier sehr

wohl. In der Mannschaft ist er sehr angesehen. Er ist körperlich gut

beieinander und kann die Scheibe gut abdecken. Das ist wahrscheinlich

seine größte Stärke. Mit seiner Armlänge hält er die Scheibe sehr gut

defensiv und in Unterzahl ist er für uns unglaublich wichtig. Er kann auf

jeder Stürmerposition spielen und hat bei uns im Training sogar schon als

Verteidiger gespielt. Besonders dann, wenn Verletzungen kommen ist ein so

vielseitiger Mann immer ein Pluspunkt.

Was können die Freezers in dieser Saison

erreichen? Gibt es gewisse Zielvorgaben der Anschutz-Gruppe?

Das ist natürlich ein großer Sprung. Wir wollen in die Play-Offs und dann natürlich

möglichst weit kommen. Jeder der in die Play-Offs kommt möchte natürlich

unter die ersten Vier, um das zusätzliche Heimspiel zu haben. Der Erfolg hängt

gerade in den Play-Offs natürlich oft von vielen Kleinigkeiten ab, ob man zum

Beispiel von Verletzungen verschont bleibt, einen Lauf hat und natürlich auch

ein bischen vom Glück. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg und wir

schauen erstmal von Spiel zu Spiel. Von Anschütz war es die Vorgabe die

Play-Offs zu erreichen und nicht bis zum Schluss darum zittern zu müssen, wie

letztes Jahr.

In den letzten Tagen machten Finazproblme der

ColorLine Arena die Runde. Sehen Sie den Standort Hamburg nach nur einem Jahr

schon in Gefahr und wie hat die Mannschaft auf die Meldungen reagiert?

Ich muss sagen, dass ich das auch nur gelesen habe. Wir und das Team haben davon

aber eigentlich nicht viel mitbekommen. Wir müssen unsere Leistung auf dem Eis

bringen und versuchen die Zuschauer ins Stadion zu locken. Ich finde Hamburg ist

ein weltklasse Standort für DEL Eishockey.

Die Halle ist die Schönste mit Abstand und ein absolutes NHL-Gebäude. Wie

gesagt: Wir können nur versuchen auf dem Eis eine gute Leistung zu bringen, um

die Fans zufrieden nach Hause zu schicken.


Wenn Sie heute noch als Spieler aktiv wären: Wo würden Sie rein von der

Stimmung lieber spielen? In einer modernen Arena oder lieber in einem älteren

Eisstadion?

Ich bin nach wie vor begeistert von der Stimmung in Hamburg. Letzte Saison habe

ich das hier auch mit Nürnberg erlebt, als die Freezers

zurück lagen. Natürlich ist das alles noch neu, aber es ist phantastisch. Vor

25 Jahren habe ich hier als Spieler begonnen und ich sage immer, dass dieses

Stadion für mich 25 Jahre zu spät kommt.

Dieses Interview ist für unser Internetmagazin

Hockeywelt.de und für Hockeyweb. Wie häufig nutzen Sie das Internet für Ihre

Arbeit?

Ich bin keiner, der den ganzen Tag surft, aber um Informationen über

Sperren, verletzte Spieler oder Aufstellungen des nächsten Gegners zu bekommen

nutze ich das Internet. Natürlich auch nach der Saison, um Statistiken und alle

möglichen Informationen über Spieler zu bekommen.

Wie haben Sie die Deutschland Cup

Pause verbracht?

Ich war in Hamburg. Dave King hat ja das Team Kanada beim Deutschland

Cup betreut. Während dieser Zeit habe ich mit der Mannschaft trainiert.

Wie verbringen Sie ihre Freizeit während der

Sommerpause?

Am liebsten mit meiner Familie. Außerdem gehe ich gerne angeln.

(Mit freundlicher Genehmigung von www.hockeywelt.de)


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