Interview mit Hans-Ulrich Esken

Hans-Ulrich Esken, der neue DEB-Präsident, ist fast 100 Tage im Amt. Für ein kurzes Zwischenfazit stand uns der neue Verbandspräsident Rede und Antwort:
Hockeyweb: Herr Esken, die ersten drei Monate Ihrer Amtszeit sind nun fast
vorüber. Wie war Ihr erster Eindruck bei der Amtsübernahme, was fiel Ihnen
gravierend auf?
Hans-Ulrich Esken: Das ist schwer zu sagen, aber es ist natürlich
eine ungewohnte Situation für mich gewesen, diesen Posten zu übernehmen.
Verbandspräsident zu sein ist etwas ganz Neues in meinem Leben, man muss in
diese Aufgabe erst hineinwachsen. Ich bin, wie es meine Art ist, recht nüchtern
an die ganze Sache herangegangen, habe zunächst eine Bestandsaufnahme gemacht
und versucht, Probleme zu erkennen. Wo steht der Verband international, wie
sieht es mit den Finanzen aus? Diese Fragen standen anfangs im Mittelpunkt.
Welche Eindrücke und Erkenntnisse haben Sie bisher gewinnen können?
Zunächst war es wichtig, erst einmal die Personen kennen zulernen mit
denen man zu tun, Vertrauen aufzubauen. Für mich sehr positiv war, dass wir
überall sehr angenehm und freundlich aufgenommen wurden. Die Türen standen
uns offen, egal ob beim Weltverband (IIHF) oder der DEL und der ESBG. Ich war
in Zürich bei Herrn Fasel, dem Präsidenten des Weltverbands, aber auch in
Stockholm bei einem IIHF-Meeting. Auch national war ich viel unterwegs, um
Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.
Was konnten Sie bisher verändern?
Grundsätzlich verändern konnten wir in der kurzen Zeit nichts. Das war
auch gar nicht möglich. Die wesentlichen Dinge sind alle vertraglich
geregelt. Wir sind an diese Verträge gebunden. Wir sind noch in der Phase, wo
wir alles sehr genau prüfen. Auch in der nächsten Zeit wird nicht mit großartigen
Veränderungen zu rechnen sein.
Welche Umstrukturierungen stehen auf Ihrer Aufgabenliste ganz oben?
Der erste Schritt ist eine Einigung mit der DEL. Wir wollen einen neuen
Vertrag mit der Liga ausarbeiten, der mindestens bis zur nächsten Olympiade Gültigkeit
hat. Zum Zweiten müssen wir den Vereinen in der ESBG aufzeigen, was es
bedeutet in einer Kapitalgesellschaft zu spielen. Wir wollen den Vereinen
etwas an die Hand geben, womit sie vernünftig arbeiten können. Das wird viel
Arbeit bedeuten. Ein dritter wesentlicher Punkt sind die Finanzen. Wir müssen
die ganze finanzielle Situation noch weiter durchforsten, um vollständige
Klarheit darüber zu bekommen, wieviel Mittel wir zur Verfügung haben.
Stichwort Kooperationsverträge DEL und ESBG: Wie ist der Stand der
Dinge?
Mit der DEL haben anlässlich des Pokalfinales in Köln die ersten Gespräche
stattgefunden. Wir haben uns sehr positiv zusammengesetzt. Im Moment wollen
wir uns aber dazu noch nicht konkret äußern. Grundsätzlich ist doch die
Frage für alle Seiten: Was können wir gemeinsam für den deutschen
Eishockeysport leisten? Daran arbeiten wir, sowohl mit der DEL, als auch mit
der ESBG.
Die finanzielle Situation war schon oft ein Thema. Sind Einschränkungen,
speziell im Nachwuchsbereich, unumgänglich?
Natürlich fallen auch bei uns keine Sponsoren vom Himmel, Verhandlungen
diesbezüglich werden immer schwieriger. Aber ich bin angenehm überrascht,
dass wir überall mit offenen Armen empfangen werden. Egal ob von Politikern,
Vereinsvertretern, Sponsoren oder auch von der DEL. Das stimmt mich
zuversichtlich. Eishockey wird wieder positiv gesehen, dazu trägt auch die
Nationalmannschaft als Sympathieträger einen großen Teil bei.
Unser Ziel ist definitiv, im sportlichen Bereich, auch bei den
Nachwuchsmannschaften, keinerlei Einschränkungen und Einsparungen
vorzunehmen.
Das Gespräch führte für Hockeyweb Matthias Strauss