Ingolstadt: Auf Eishockey konzentrieren
Das Vorbereitungsprogramm des ERC IngolstadtEigentlich hat die Mannschaft von Trainer Ron Kennedy im ersten Playoff-Spiel am Mittwochabend in Nürnberg alles richtig gemacht, die ersten 40 Minuten weitgehend ausgeglichen gestaltet, sich Chancen erarbeitet und auch danach noch zumindest defensiv solide gearbeitet. Gestützt auf den gewohnt starken Jimmy Waite im Tor reichte dies, um den Nürnberg Ice Tigers in deren Arena einen langen Eishockey-Abend zu bescheren. Allerdings ohne Happy-end. Grund dafür einmal mehr die starke Penalty-Leistung der Ice Tigers, die schon in der Hauptrunde acht von zehn Unentschieden damit in einen Sieg umwandelten. Garant war Nürnbergs Keeper Frederic Chabot, der sich im Penaltyschießen nur äußerst selten bezwingen lässt und fünf der sechs Versuche erfolgreich abwehrte.
Ein anderer wichtiger Aspekt im weiteren Verlauf des bayerischen Playoff-Duells könnte auch die physische und konditionelle Verfassung beider Teams sein. Während die "jüngste Mannschaft" der Liga schon oft bewiesen hat, dass sie gerade in den entscheidenden Phasen einer Partie (letztes Drittel), Spiele drehen und gewinnen kann, ging den Oberbayern doch recht oft die Luft aus. Nur ligaweit Platz 11 bedeutet dies für Ingolstadt, wenn man eine Tabelle des Schlussabschnitts erstellen würde. Nürnberg läge auf Platz 1.
Einen guten ersten Einblick auf die Form der "special teams" gab Spiel 1 ebenfalls: Nürnberg konnte gleich das erste Powerplay zur Führung nutzen, während Ingolstadt neunmal am starken Ice Tigers Penaltykilling scheiterte. Hier muss Ron Kennedy wohl bald Umstellungen vornehmen, sollten sich diese Statistiken nicht ändern. Allerdings scheint es, dass sein Team derzeit mehr mit anderen Fragen beschäftigt ist. Vor allem Adam Spylo ist, glaubt man Ingolstädter Medien und Fanforen, scheinbar momentan das größte Problem. Und das, obwohl der Deutsch-Kanadier bisher noch nicht spielte.
"Das Spiel war keine zehn Minuten alt, da hat er schon begonnen, uns von der Ersatzbank aus lautstark und unflätig zu beschimpfen", jammerte Panther-Manager Stefan Wagner, als gäbe es derzeit keine wichtigeren Angelegenheiten. In der Tat ist Spylo ein zu beachtender Faktor im Team von Greg Poss. Allein seine Anwesenheit lässt den ein oder anderen Gegenspieler zweimal überlegen, einen Stockschlag oder einen harten Check anzubringen. Dass Spylo ohne Eiszeit dennoch Strafminuten kassierte, hatte mehr mit Ingolstädter Provokationen um deren Superstar Cameron Mann, als mit Spylo selbst zu tun. Beim zweiten Pausenpfiff erhitzten sich die Gemüter, auf dem Weg in die Kabinen wurden von allen Spielern Handgreiflichkeiten ausgetauscht. Statt das Eis zu verlassen, folgten die Gäste den Ice Tigers zu deren Spielerausgang. Einmal mehr mitten drin auch Cameron Mann, der zwar ein hervorragender Eishockeyspieler ist, aber auch schon desöfteren negativ auffiel und als Heißsporn gilt.
Die Angst vor Spylo scheint derzeit auch Trainer Ron Kennedy zu beschäftigen: "Spieler wie ihn brauchen wir nicht, die machen nur den Sport kaputt. Die DEL-Geschäftsführung muss dringend eingreifen", so seine zumindest nach der ersten Playoff-Partie schwer nachzuvollziehende Einschätzung. Für Trainer Greg Poss ist Spylo ein "harter, aber nicht unfairer" Spieler, der sich "immer voll in den Dienst der Mannschaft stellt". Zweifelsohne wird auch im weiteren Verlauf der Viertelfinal-Serie der Spylo-Faktor zum Tragen kommen. Sollte das Ingolstadts größtes Problem sein, kann dies den Ice Tigers nur recht sein. (lk)