Ingolstadt – Achtungserfolg in DEL-Jahr zwei

Die Saison ist für den ERC Ingolstadt zu Ende. Und sie hat länger gedauert als viele erwartet hatten. Erst im Halbfinale mussten die Oberbayern, dort allerdings klar in drei Spielen, gegen den DEL-Favoriten Berlin die Segel streichen. Deshalb überwiegt bilanzierend auch das Positive.
Rückblick! Die neue Saturn-Arena hatte im Oktober gerade einmal ein paar Tage ihre Pforten geöffnet, da kriselte es beim ERC schon mächtig in den Katakomben. Mit Außenseiter Freiburg kämpfte man gegen die rote Laterne, die zwischenzeitlich sogar an der Donau leuchtete. Trainer Ron Kennedy stand ebenso in der Kritik wie einige verunsicherte Spieler, die ihre Rolle als Leistungsträger bis dahin in keinster Weise erfüllen konnten.
Doch der frühere Nationalcoach Österreichs blieb im Amt, er verschaffte sich mehr Entscheidungsgewalt und Autorität. Es gelang ihm, das Blatt zu wenden. Dafür verantwortlich war eine Leistungssteigerung der Defensive um Goalie Jimmy Waite und ein neuer Paradesturm (Ast, Mann und Tallaire), der den ERC Ingolstadt aus dem Tabellenkeller schoss. Nach dem Jahreswechsel war die Hintermannschaft dann neben einer beeindruckenden Heimstärke der Schlüssel zur ersten Playoff-Teilnahme im erst zweiten DEL-Jahr.
Dort im Viertelfinale angekommen schaffte man nach zwei Auftaktniederlagen gegen die Nürnberg Ice Tigers das fast Unmögliche und kippte mit vier Siegen in Folge eine Serie, bei der man als mental starke Einheit, in der in Spiel sechs vor allem Jimmy Waite den Franken den letzten Nerv raubte, überzeugte.
Dass man nun im Halbfinale von den Hauptstädtern förmlich überrollte wurde und Lehrgeld bezahlte, ist nur als Schönheitsfehler zu bewerten. Denn für das DEL-Finale war die Mannschaft von Ron Kennedy noch nicht wirklich reif.
Insgesamt gab es nämlich dafür bei einigen Stars zu viele Höhen und Tiefen. So hatte beispielsweise Topscorer Cameron Mann nur von Ende Oktober bis Mitte Dezember ein (allerdings beeindruckendes) Formhoch, ansonsten kämpfte er mehr mit Verletzungen als mit den Gegenspielern. Auch Ken Sutton konnte nicht über die ganze Saison überzeugen. Am Anfang mit großen Umstellungsproblemen auf die europäischen Verhältnisse hadernd, fiel er am Ende vor allem durch Disziplinlosigkeiten auf. Trotzdem haben beide Spieler einen neuen Vertrag schon in der Tasche.
Zu den Enttäuschungen der Runde zählten vor allem der körperlich zu schwache Neville Rautert, in der Vorsaison noch Liga-Rookie des Jahres, und der kleine Sam Groleau, der im zweiten DEL-Jahr nicht mehr zur Geltung kam. Mike Stevens galt lange als einziger Fehleinkauf, doch im Viertelfinale gegen Nürnberg wurde er zum kampfstarken Schlüsselspieler, der sich dort wie Günther Oswald ein dickes Sonderlob verdiente.
Verlässlichste Größe war bei den Panthern über das ganze Jahr gesehen sicherlich Verteidiger Jakub Ficenec, der neben seiner überzeugenden Defensivarbeit auch durch seine Schussgewalt bestach.
Nach der Saison ist jetzt vor der Saison. Einen Großteil der alten Mannschaft wird man auch in der neuen Truppe wiedersehen. Ebenso die Macher hinter der Bande, Ron Kennedy und den vielfach unterschätzten Sport-Manager Stefan Wagner, die alle Hände voll zu tun haben werden, um die Mannschaft punktuell mit charakterstarken Cracks so zu verstärken, dass in der neuen Spielzeit die nun wieder etwas gestiegenen Erwartungen erfüllt werden können.
Als abschließendes Saisonfazit bleibt die wichtige Erkenntnis, dass sich der ERC Ingolstadt trotz einer gewissen Achterbahnfahrt in dieser zu Ende gehenden DEL-Saison als beachtete Größe im Eishockey-Oberhaus etabliert hat. Dank des stabilen und bemühten Umfelds, das allerdings in den letzten Wochen mit den aus ihrer Rolle fallenden Jens Riewa (Tagesschau-Sprecher) und Oliver Kraes (Hofreporter „Panther inside“) auch für humoristische Randgeschichten Stoff bot, ist eine gute Basis für die weitere Zukunft in der „Saturn-Arena“ vorhanden.
Doch noch hängen für das aufstrebende Ingolstädter Eishockey die Trauben manchmal recht hoch, wie das aktuelle Aus gegen die Eisbären Berlin unterstrich. Was aber nur Motivation dafür sein sollte, den eingeschlagenen Weg beharrlich fortzusetzen. Denn nichts vergeht schneller wie der Erfolg von heute.
fc