In drei Streichen ins Finale: Adler im Glück

Der Mann des Abends hieß Jean-Marc Pelletier. Der Goalie wurde von Premiere
zum Spieler des Tages gekürt, erhielt überall nur Lob und, was für ihn persönlich
viel wichtiger ist als alle eigenen Lorbeeren: Er führte mit einem Shut-Out im
dritten Spiel gegen die Kölner Haie seine Mannheimer Adler ins DEL-Finale.
Völlig losgelöst die Fans, strahlend ermattet Stadionsprecher Udo Scholz,
mit einem Bierchen in der Hand anstoßend Gesellschafter Daniel Hopp,
Geschäftsführer Matthias Binder und Sportmanager Marcus Kuhl. Ihre Rechnung ist
aufgegangen, man ist wieder wer im deutschen Eishockey. Das Finale vor Augen
wird aber nur kurz genossen, schließlich wartet noch jede Menge Arbeit auf Team
und Umfeld.
Kompliment an die Haie von einem Mannheimer Fernsehmann: "Unglaublich, wie
die gekämpft haben, bis zur letzten Sekunde." Einer belehrt alle, die ihn
abgeschrieben glaubten, eines Besseren. Haie-Torwart Adam Hauser, der von seiner
Defensive in den vergangenen Spielen schmälich im Stich gelassen worden war und
sich nun als "Schießbuden-Hauser" von den Adler-Fans titulieren lassen musste,
macht einen save nach dem anderen. Von wegen Schießbude, der Mann ist Klasse.
Das meint auch Kollege Pelletier: "Ich habe in der AHL drei oder vier Jahre
gegen Adam gespielt. Er ist einfach großartig und ich wünsche ihm alles Glück
der Welt."
Das wünschen die Fans auch Pelletier, der einen großen Abend erwischt hat.
Ruhig und besonnen steht er wie ein Fels in der Brandung, hält was eigentlich
nicht zu halten schien, bringt sein Team auf die Siegerstraße und will das so
eigentlich gar nicht hören: "Die Jungs haben großartige Arbeit geleistet",
betont er, "das ist ein Mannschaftssport und wir haben zusammen
gewonnen".
Hätte er sich sowas wie diesen Abend überhaupt träumen lassen, als er
überraschend nach Mannheim kam?, will Hockeyweb wissen. Pelletier lächelt: "Ich
wusste nur, dass die Organisation großartig ist, sonst nichts." Und dann beginnt
er zu strahlen und sich zu freuen, nicht nur über den Sieg, sondern über die
Atmosphäre, über seine Teamkameraden und über die Mannheimer im allgemeinen und
die Adler-Fans im besonderen: "Sie haben mich so gut aufgenommen, sie haben es
mir leicht gemacht, ich habe ja noch nie in Europa gespielt. Als man mich in
Florida so schlecht behandelt hat, war ich fertig, die Adler und ihre Fans haben
mich wieder aufgebaut." Auch deshalb will er alles geben für diesen Verein.
Wobei es ihm vollkommen egal ist, wie der Gegner heißen wird, "das Finale wird
unglaublich schwer sein", weiß er. Erstmal aber, sagt er, will er mal das Gefühl
genießen, überhaupt im Finale zu sein.
Pelletier ist einer, mit dem man immer rechnen kann für Interviews. Er
nimmt sich Zeit, selbst, wenn er kaputt ist, antwortet freundlich, hat keinerlei
Starallüren. Er passt blendend in dieses Team, das das sympathischste der
letzten Adler-Jahre ist.
Eine glänzende Figur macht auch Haie-Coach Doug Mason. Er hat Stil, steckt
die Niederlage nach außen hin souverän weg und macht den Kollegen Komplimente.
Er wolle, sagt er, ganz besonders herzlichen seinen Freunden Greg Poss und Teal
Fowler danken, die so großartige Arbeit leisteten. Niemand solle meinen, nur
weil ein Team auf dem Papier zum Meister tauge, müsse es das auch werden. Und er
erinnert an Barcelona im Fußball und an New York im Baseball. Er möchte, und das
klingt aufrichtig herzlich, den Adlern viel Glück fürs Finale wünschen. Welch
Wohltat, mit einem solchen Gegner-Trainer zu tun zu haben. Mason verdeutlicht
auf beste Art, dass Eishockey ein Gentleman-Sport sein kann.
Daniel Hopp sieht ein wenig geschafft aus, wie er da an der Wand im
Kabinenbereich lehnt. Erleichtert sei er schon, gibt er Hockeyweb gegenüber zu,
aber er sei auch während des Spiels ziemlich ruhig geblieben, "man kann ja von
außen sowieso nichts ändern". Hat er nach den Frankfurt-Spielen eine solche
Steigerung erwartet? Ja, doch, sagt der Gesellschafter, die Mannschaft habe sich
blendend auf Köln eingestellt, das sei auch der guten Arbeit der Trainer zu
verdanken gewesen. Die hat auch Pelletier gelobt. Man spiele mit vier Reihen
durch, das gäbe doch mehr Kraft, als wenn man auf drei setze. Müde sei man
vielleicht kurzfristig gewesen, beim zweiten harten Spiel innerhalb von 24
Stunden. Aber, lacht Pelletier, '"wer kann denn bei diesen Fans müde
sein?".
Daniel Hopp freut sich über den Adler-Goalie, "der war herausragend". Aber
auch Hauser sei natürlich ein sehr starker Torwart. Angesichts des Finaleinzugs
fragt Hockeyweb nicht nach, ob Hauser in der nächsten Saison ein Adler wird, zu
diesem Zeitpunkt spielen Spekulationen keine Rolle, da gehts nur um das Team,
das jetzt auf dem Eis steht.
Angelika von Bülow
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