Igor Pawlow: „Das war ein besonderer Tag“
„Eigentlich“, so scherzte Igor Pawlow nach dem 3:1 Sieg über die Eisbären, „wollte ich unseren Jungs mit Blick auf die Uhr Mahlzeit und Guten Appetit wünschen, aber es war Showtime. Das war ein besonderer Tag, ein besonderer Spieltag.“ Der Beginn des Spiels zwischen deutschem Meister und aktuellen Tabellenführer der DEL war mit 12.00 Uhr in der Tat auf eine ungewohnt frühe Stunde terminiert. Ursprünglich war vom Management der o2 World eine Doppelveranstaltung geplant: nach den Eisbären und Pinguinen sollte nach einer nur wenige Stunden währenden Umbauphase Deutschlands Basketballmeister ALBA in der Arena gegen Göttingen antreten. Aufgrund logistischer Probleme musste das Spiel der „Albatrosse“ jedoch verlegt werden. Wie dem auch sei, die Gäste vom Niederrhein schienen jedenfalls besser mit dieser Ungewöhnlichkeit klar gekommen zu sein und Igor Pawlow war so der Trainer, der seine Mannschaft zu Recht loben durfte. „Wir haben versucht, die Zweikämpfe zu gewinnen, was uns auch gelungen ist. Darüber führt in Spielen gegen die Eisbären immer der Weg zum Erfolg. Es ist ein gutes Gefühl, den Heimweg aus Berlin mit drei Punkten im Gepäck anzutreten“, konstatierte Pawlow sichtlich zufrieden.
Sicher, auch Krefeld glänzte spielerisch nicht, agierte über weite Strecken jedoch recht kontrolliert und verlegte sich, gestützt auf einen gut haltenden Scott Langkow, aufs Kontern und das Ausnutzen von Fehlern der Berliner. Und die gab es gerade in deren Defensive zuhauf. Wäre Eisbären-Goalie Rob Zepp nicht fast noch ein wenig besser aufgelegt gewesen als sein Gegenüber, die Pinguine hätten schon früher für eine Entscheidung sorgen können. Zwar erarbeiteten sich die Eisbären einige durchaus brauchbare Einschusschancen, doch fehlte es ihnen zum erfolgreichen Abschluss erstaunlicher Weise an der nötigen Abgeklärtheit vor des Gegners Tor. Insbesondere das Fehlen von Stürmer Denis Pederson machte sich in dieser Hinsicht deutlich bemerkbar. Pederson hatte sich am Freitag in Mannheim eine schwere Fußprellung zugezogen, die ihn am Mitwirken hinderte. Die verbliebenen Sturmkollegen vermochten es nicht, das Fehlen des Scharfschützen zu kompensieren. Überhaupt haben Spieler wie zum Beispiel Mark Beaufait, noch längst nicht zu alter Effizienz zurückgefunden. Ihm, wie vor allem aber auch Nathan Robinson, Sven Felski oder Stefan Ustorf, André Rankel oder Alexander Weiß, die hier einspringen müssten, gelingt in Sachen Produktion derzeit zu wenig. Noch eines war zu beobachten: den Eisbären scheint es augenblicklich am entscheidenden Schuss Aggression zu fehlen und am spielerischen Esprit, der sie bis zum Champions League Spiel gegen Oulu noch so sehr auszeichnete. Vieles wirkt jetzt halbherzig, ja pomadig.
Eisbären Chefcoach Don Jackson blieb die nach unten weisende Tendenz der letzten Spiele freilich nicht verborgen, er sagte: „Im Moment sind wir nicht auf einem guten Weg, Krefeld ist auf einem guten Weg. Trotzdem war es heute noch das beste unserer letzten drei oder vier Spiele, vor allem im Vergleich zu Freitag. Wir müssen uns durch harte Arbeit auch das Glück erst wieder zurückholen.“ Schon die beiden Heimsiege gegen Nürnberg und Frankfurt nach Penaltyschießen waren mit Mühe errungen und wenig überzeugend. Dass vieles nicht mehr klappte, womit man die Fans und Zuschauer zuvor so sehr begeisterte in der bis dato stets ausverkauften o2 World, wurde auch vom Trainer zu guten Teilen noch auf die schlechte Eisqualität geschoben. Die ist tatsächlich nicht besonders gut, was man immer wieder am übers Eis hoppelnden, mitunter kaum zu bändigenden Puck erkennen kann. Als erschöpfende Begründung für die zuletzt gezeigten Leistungen sollte sie aber besser nicht herhalten. Das klänge dann doch zu sehr nach Alibi.
„Wir haben aktuell einige wichtige Spieler, die verletzt sind“, suchte Alexander Weiß nach einer brauchbareren Begründung. „Die deshalb neu zusammengestellten Reihen haben sich noch nicht einspielen können.“ In der Tat ist der zerstückelte Spielplan der Eisbären, mit seinen häufigen Pausen aufgrund anderer Veranstaltungen in der o2 World, nicht hilfreich dabei, dass diese sich finden. Zudem ist so auch in keinen richtigen Rhythmus zu kommen, wurde bereits mehr oder minder offen beklagt. Wohl nicht völlig zu Unrecht. "Ich bin mir aber sicher, dass wir bald wieder zu gewohnter Stärke zurückfinden", machte Alexander Weiß Hoffnung auf schnelle Besserung.
Gelegenheiten, den zuletzt unerfreulichen Trend aufzuhalten, gibt es in dieser Woche für die Hauptstädter gleich deren drei, allerdings auf fremden Eis: am Mittwoch treten die Eisbären in der Champions Hockey League bei Metallurg Magnitogorsk an (16.00 Live bei EUROSPORT). Der Freitag bringt nach Krefeld das nächste Aufeinandertreffen mit einem DEL-Überraschungsteam: im Kampf um wichtige Punkte empfangen die tatendurstigen Iserlohn Roosters die Berliner am Seilersee und am Sonntag kommt es in der Hamburger Color Line Arena (14.30 Uhr) zwischen Freezers und Eisbären zum Duell der beiden Anschutz-Klubs. (mac/ ovk - Foto by City-Press)