Ice Tigers: Thriller mit Happyend - Serie gegen Eisbären hält
Zittersieg gegen Huskies
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Genau 10 Sekunden vor Spielende war der Kapitän zur Stelle. Mit dem 3:2
Siegtreffer gegen die Berliner Eisbären gelang es Tomas Martinec, das perfekte
Wochenende der Nürnberg Ice Tigers zu sichern und gleichzeitig eine weitere
Serie auszubauen. Nach dem knappen 2:1-Sieg am Freitag in Iserlohn gelang den
Ice Tigers auch gegen die Eisbären seit dem Amtsantritt von Trainer Greg Poss
der sechste Erfolg in Serie .
Von Beginn an entwickelte sich eine spannende und vor allem temporeiche Partie,
der beiden für ihr Offensiveishockey bekannten Teams. Zwar hatte Vasiljevs die
erste Chance für die Gastgeber (2.), aber die Eisbären hatten viel Feuer und
Speed unter den Kufen. Auch bedingt durch erste Strafzeiten hatten Fairchild,
Walser und Hurbanek die Chance die Gäste aus der Bundeshauptstadt in Führung
zu bringen. In der 9. Minute war es dann der neben Alex Barta auffälligste
Eisbären-Stürmer Denis Pederson, der mit einem trockenen Schuss von halblinks
nicht unverdient für das erste Tor der Partie sorgte. Danach waren die Ice
Tigers am Drücker: Green, Fical und vor allem zweimal Tapper hätten
ausgleichen müssen. So bedurfte es dann einer doppelten Überzahl, die Lasse
Kopitz mit einem fulminanten Schlagschuss zum Ausgleich abschloss. Nur vier
Sekunden später hätte Kopitz in die DEL-Geschichte eingehen können, aber
völlig frei verzog er.
Auch im zweiten Drittel stand die Partie auf hohem Niveau, aber die Ice Tigers
bissen sich jetzt mehr und mehr hinein. Dennoch gab es nach wie vor Torchancen
auf beiden Seiten. Wieder Tapper, Fical und Bannister tauchten auf Seiten der
Ice Tigers gefährlich vor Jonas auf, aber auch Adam Svoboda zog den Berliner
Stürmern mit einigen glänzenden Paraden zunächst den Zahn. Felski und
Fairchild scheiterten am tschechischen Zerberus, aber auch die Latte rettete
einmal. In der 27. Minute sorgte dann Herberts Vasiljevs für die erstmalige
Führung. Nach tollem Stastny-Solo stocherte er die Scheibe über die Linie,
aber die Eisbären stürmten weiter nach vorne. Walser und Pederson im
Nachschuss stellten Svoboda vor schwere Aufgaben, waren aber zunächst
erfolglos. Erst ein trockener Schuss von Stefan Ustorf, der einen Bullygewinn
von Pederson direkt verwandelte, fand den Weg ins Netz - 2:2, nicht ungerecht
nach dem bisherigen Spielverlauf. Kurz vor dem zweiten Pausenpfiff hatte Shearer
sogar die Gästeführung auf dem Schläger, aber sein Versuch fand aus
aussichtsreicher Position nur den Weg in Svobodas Fanghand.
Im Schlussabschnitt änderte sich der bisherige offene Schlagabtausch
plötzlich. Die Berliner spielten nicht mehr nach vorne, sondern versuchten
scheinbar das Ergebnis über die Zeit zu bringen und so zumindest den ersten
Punktgewinn seit fast zwei Jahrenin Nürnberg zu feiern. Die Ice Tigers hatten
aber etwas dagegen und kamen von Minute zu Minute druckvoller in die Partie. Nur
kurz nach Drittelbeginn war es Yan Stastny, der zusammen mit Petr Fical die
erste große Torchance in diesem Drittel hatte. Nur zwei Minuten später
scheiterte Greg Leeb mit einem Hammer aus der Mitteldistanz. In der 47. Minute
lief Tapper völlig frei auf Jonas zu, scheiterte aber erneut und biss vor Frust
fast in seinen Schläger. Selbst in Unterzahl gab es noch Gelegenheiten für die
Poss-Truppe, als Lasse Kopitz vier Minuten vor Spielende den Siegtreffer auf dem
Schläger hatte. Von den Eisbären gab es nahezu nichts mehr zu sehen. Dass am
Ende zwei Strafzeiten gegen die Eisbären die Partie 10 Sekunden vor Spielende
entschieden, war aus Berliner Sicht natürlich unglücklich und ärgerlich, aber
durchaus verdient. Zuvor konnten sie sich jedoch in keiner Phase des Spiels
über die Schiedsrichterleistung beschweren. Im Gegenteil, vor allem im
Schlussabschnitt haderten die Ice Tigers mit Schiedsrichter Schurr, der einen
Penalty (Foul an Tapper) verweigerte, eine vom Linienrichter gepfiffene "too
many men"-Strafe unverständlicherweise wieder zurücknahm und letztendlich
auch eine Spielverzögerung (Puck über die Bande) gegen die Berliner hätte
Pfeifen können. Vorwerfen kann man dem Referee höchstens, dass er einer
Vielzahl seiner Entscheidungen erst eine "Diskussionsrunde" mit seinen
Linesmen und auch den Spielern voranstellte.
Dennoch war Martinec' Treffer kurz vor Spielende natürlich bitter für die
Hauptstädter. Vor allem Trainer Pierre Pagé verlor ob der sechsten Niederlage
in Folge gegen die Ice Tigers scheinbar die Contenance. "Ich werde mir das
Video genau ansehen und dann sehen, ob wir bei den vielen Abseits- und
Strafzeitenentscheidungen zu undiszipliniert waren oder ob es die Schuld von
jemand anderem war", so Pagé, der damit für jeden verständlich die
Referees meinte. Als Stadionsprecher Gerald Kappler allerdings bei der
Übersetzung das Wort "Schiedsrichter" in den Mund nahm, rastete Pagé
aus und verließ kurz darauf fluchtartig den Raum. Auch den von Greg Poss
angebotenen Handschlag nahm der Kanadier entweder nicht wahr oder bewusst nicht
an. "Eigentlich würde ich gerne noch viel mehr sagen, aber ich mache es
lieber nicht. Ich habe jedenfalls schon sehr lange nicht mehr so ein seltsames
Spiel gesehen", waren Pagé's letzte Worte.
Für Greg Poss war die Leistung von Schiedsrichter Schurr durchaus in Ordnung.
"Wenn er nicht pfeift, bestraft er das Team, das versucht Druck zu machen
und zu gewinnen", so Poss, der vor allem durch den immer stärker werdenden
Druck seiner Mannschaft die Eisbären dazu gezwungen sah, mehr Strafzeiten zu
nehmen. Dennoch war sich der Bundestrainer darüber im Klaren, dass es "ein
sehr enges Spiel war". "Die Eisbären kamen im ersten Drittel
bärenstark aus der Kabine, man merkte auch, dass sie einen Tag mehr Pause
hatten. Wir hatten viel Mühe ins Spiel zu kommen, haben uns dann aber richtig
hineingekämpft." Auch die vier Disziplinarstrafen gegen die Gäste waren
durchaus vertretbar. Walser und Heins saßen 10 Minuten wegen einem Bandencheck
ab, Beaufait drosch nach einem Pfiff von Schurr den Puck noch weg. Als sich der
schon in der ganzen Partie diskussionsfreudige Kelly Fairchild nach Spielende
noch lautstark beschwerte, konnte Schurr nur noch eine weitere Disziplinarstrafe
aussprechen.
Tore:
0:1 (08.49) Pederson (Walker)
1:1 (18.35) Kopitz (Trepanier, Leeb) 5:3
2:1 (26.57) Vasiljevs (Stastny)
2:2 (35.27) Ustorf (Pederson)
3:2 (59.50) Martinec (Trepanier, Kopitz) 5:4
Strafen: Nürnberg 18 min. - Eisbären 26 min. plus 10 min. Walser, Heins
und Beaufait plus Spieldauer Fairchild
Schiedsrichter: Schurr
Zuschauer: 4436