Ice Tigers: Penalty-Fluch beendet - 4:3 n.P. gegen Augsburg
Zittersieg gegen HuskiesKnapp 6000 Zuschauer sahen am 2. Weihnachtsfeiertag zwar kein hochklassiges
dafür aber spannendes Bayern-Derby zwischen den Nürnberg Ice Tigers und den
Augsburger Panthern. Vor allem wurde es ein langer Eishockeyabend in der Arena
Nürnberger Versicherung. Aufgrund des großen Andrangs an der Abendkasse wurde
die Partie erst mit Verspätung angepfiffen, zudem benötigten beide Teams am
Ende insgesamt 22 Versuche, um beim Penaltyschießen den ersten Treffer zu
setzen und für die Entscheidung zu sorgen.
Schon fast traditionell standen sich die beiden bayerischen DEL-Klubs am 26.
Dezember gegenüber. In der Vergangenheit waren diese Spiele, ebenso wie die
meisten anderen Vergleiche in Nürnberg eine klare und torreiche Angelegenheit
für die Ice Tigers. Dies sollte sich diesmal ändern, dem AEV fehlten
letztendlich nur 105 Sekunden, um überhaupt zum ersten Mal in der Arena
gewinnen zu können.
Die Gäste setzten von Beginn an ihren Aufwärtstrend der letzten Wochen fort.
Mit viel Druck und aggressivem Zweikampfverhalten nahmen die Panther das Heft
schnell in die Hand. Den Ice Tigers steckte zu dieser Phase wohl noch der
Weihnachtsbraten in den Knochen. Schon nach 20 Sekunden erzielten die Gäste
fast die Führung, scheiterten aber in letzter Sekunde. Das setzte sich weiter
fort, bis Patrick Buzas mit seinem ersten Saisontreffer das verdiente 1:0
gelang. Etwas glücklich fiel dann der Ausgleich: Bei angezeigter Strafe gegen
Augsburg, rutschte ein hoch abgefälschter Puck irgendwie von Matt Davidson
berührt hinter die Linie. Zwar hatten die Ice Tigers bei kurzzeitiger doppelter
Überzahl die Chance auf den Führungstreffer, aber insgesamt ging der erste
Abschnitt deutlich an die Gäste. "Augsburg war in dieser Phase alleine auf
dem Eis", diktierte Benoit Laporte später den Journalisten in die Feder.
Im zweiten Drittel waren gerade 39 Sekunden gespielt, da stellte Michel Periard
den Spielverlauf auf den Kopf. Sein Schuss in Überzahl wurde - wohl von einem
Augsburger - so unglücklich abgefälscht, dass Gästekeeper Wanhainen keine
Abwehrchance blieb. In Unterzahl hätte Petr Fical nachlegen müssen, aber er
schloss ein 2 auf 1 Solo nicht gekonnt genug ab. Ab der 30. Minute waren die
Gäste, die jetzt bei weitem nicht mehr so dominant und aggressiv wie in den
ersten 20 Minuten agierten, wieder am Drücker. JF Labbé musste zweimal in
höchster Not retten. Vor allem Brendan Yarema hatte penaltyähnlich den
Ausgleich auf dem Schläger, scheiterte aber am zuverlässigen Frankokanadier im
Nürnberger Tor. Für die Ice Tigers, die immer noch nicht richtig in Tritt
kamen, war es Francois Methot, der das beruhigende 3:1 hätte erzielen können.
Es war nach der Führung schon absehbar, dass die Ice Tigers versuchten das 2:1
möglichst lange über die Zeit zu bringen. Zu pomadig waren die
Offensivbemühungen. Dass letztendlich Schiedsrichter Reichert, der
bekanntermaßen vor Jahren für die EG Augsburg zur Pfeife griff, dieses
Bemühen zunichte machte, hatte letztendlich schon einen pikanten Beigeschmack.
Zunächst schickte er sehr umstritten Youngster Ondruschka für
Spielverzögerung auf die Strafbank, was Ex-Tiger Marc Savard zum Ausgleich
nutzte. Fünf Minuten später saßen Davidson und Periard - zumindest einer
davon erneut fragwürdig - auf der Strafbank. Die Gäste nahmen dies dankend an
und führten durch Girards Treffer im Nachschuss plötzlich mit 3:2 - allerdings
keineswegs unverdient.
Erst jetzt erwachten die Ice Tigers aus ihrer Lethargie, benötigten aber die
Mithilfe von Kevin Lavallee, um doch noch den späten Ausgleich erzielen zu
können. Überhaupt war Lavallee wohl der Pechvogel des Spiels. Im zweiten
Drittel erwischte er beim Versuch die Scheibe im Drittel zu halten, seinen auf
der Bank sitzenden Kollegen Arvids Rekis derart unglücklich mit dem Schläger,
dass dieser mit einigen Stichen an der Nase genäht werden musste und mit einer
Gehirnerschütterung ausschied. In der 58. Minute bremste Augsburgs Neuzugang
dann Robert Döme unfair. Diese Überzahl nutzte Tomas Martinec zum Ausgleich.
Nach Vorarbeit der Ex-Augsburger Brennan und Methot fälschte er die Scheibe
unhaltbar für Wanhainen zum 3:3 ins Netz ab. Nur Sekunden später hätte Greg
Leeb nach toller Kombination fast noch den Siegtreffer erzielt, was nach der mäßigen
Leistung allerdings wohl des Guten zuviel gewesen wäre.
Auch das anschließende Penaltyschießen verlief äußerst spannend.
Mehrmals
hatten beide Teams den Sieg auf dem Schläger, aber kein Schütze konnte
die
starken Keeper überwinden. Für die Ice Tigers stand nach bisher sechs
verlorenen
Shootouts viel auf dem Spiel, wollte man doch endlich einmal den
Zusatzpunkt auf
der Habenseite verbuchen. Vor allem psychologisch ein wichtiger Faktor.
Dass
dies diesmal gelang, lag vor allem an JF Labbé, der seine Kritiker bei
1 - 1
Situationen eines besseren belehrte und alle 11 Augsburger Versuche
abwehrte.
Aber auch die Ice Tigers Schützen waren nicht erfolgreicher, erst
Robert Döme traf als 11. Schütze und beendete damit den Nürnberger
Penalty-Fluch.
Gästetrainer Paulin Bordeleau war zurecht begeistert von der Leistung seines
Teams: "Es war ein gutes Spiel für die Fans, wir haben sehr stark
begonnen. Wir werden von Spiel zu Spiel besser und haben inzwischen jedesmal die
Chance zu gewinnen. Ich bin glücklich über den Punktgewinn, aber auch
enttäuscht, dass es nicht zwei oder drei Punkte geworden sind. Labbé war
diesen einen Schuss besser als unser Keeper", so das Fazit des AEV-Coaches,
der anschließend die Gelegenheit nutzte, um mit seinem frankokanadischen
Kollegen Laporte unter vier Augen ein wenig französisch zu parlieren.
Benoit Laporte, der bei der Pressekonferenz lange auf sich warten ließ, war
"nicht zufrieden" mit seiner Mannschaft. "Augsburg hat härter
gearbeitet als wir, das war ein Schlag ins Gesicht für uns", erklärte
Laporte warum er direkt nach der Partie eine deftige Ansprache in der Kabine
hielt. "Es gab ein kurzes Meeting, aber der Inhalt bleibt bei den 22
Spielern und dem Trainer", fügte er hinzu. "Vielen Dank an JFL",
schloss Laporte, der wusste bei wem er sich für die glücklichen zwei Punkte zu
bedanken hatte.
Tore:
0:1 (05.10) Buzas (Eklund, Endraß)
1:1 (11.43) Davidson (Laflamme, Maurer)
2:1 (20.39) Periard (Methot, Fical) 5:4
2:2 (42.57) Savard (King, Girard) 5:4
2:3 (47.35) Girard (Savard, Lindman) 5:3
3:3 (58.15) Martinec (Brennan, Methot) 5:4
4:3 (60.00) Döme
Strafen: Nürnberg 20 min. - Augsburg 16 min. plus 10 min. Kofler
Schiedsrichter: Reichert
Zuschauer: 5721