Hertel: „Es geht weiter mit den Nürnberg Ice Tigers!“
Auf der heutigen Pressekonferenz erklärte Günther Hertel, der Alleingesellschafter der Sinupret Ice Tigers, dass er sein Engagement fortsetzen wird. "Wir müssen optimieren, ohne die sportliche Leistungsfähigkeit zu gefährden", so Günther Hertel.
Die Erklärung des Ice Tigers Besitzers im Wortlaut:
"Liebe Ice Tiger-Fans,
jetzt ist es bald zwei Jahre her, dass ich von den damaligen Mitgesellschaftern der Nürnberg Ice Tigers gebeten wurde, den Verein vor der Insolvenz zu retten. Die Ice Tigers waren damals hoffnungslos verschuldet. Eine Rettung über Sponsoren war ausgeschlossen. Die damaligen Geschäftsführer befanden sich in einer verzweifelten Situation. Sie hätten für einen großen Teil der Schulden persönlich einstehen müssen.
Ich habe sehr spontan, von einem Tag auf den anderen, entscheiden müssen, ob ich persönlich und ohne direkte Gegenleistung, d. h. ohne Werbeleistungen, die Schulden der Ice Tigers tilge. Alle anderen in Nürnberg angesprochenen Geschäftsleute waren dazu nicht bereit.
Schließlich habe ich, wie Ihr wisst, bezahlt. Dies geschah, weil ich schon immer Fan des EHC 80 war und nicht wollte, dass unsere Ice Tigers untergehen.
Ursache für meinen Einstieg als Alleingesellschafter war nicht nur meine jahrzehntelange Leidenschaft zum Eishockey, sondern auch die Aussage vormaliger Gesellschafter, dass die bestehenden überaus wichtigen Hauptsponsoren zugesagt hatten dem Verein verbunden zu bleiben. Damit wäre das von mir kalkulierte Gesamtbudget langfristig gesichert gewesen. Meine Zuzahlungen hätten sich im verantwortlichen Rahmen bewegt. Leider wurde ich hier schwer enttäuscht. Diese Hauptsponsoren sind abgesprungen. Es war großes Glück, dass sich Mister*Lady und Bionorica, aber auch andere loyale Sponsoren, die ich hier aus Platzgründen nicht alle aufzählen kann, großzügig bereit erklärt hatten, einen Teil der Lücke zu schließen. Der Rest verblieb aber bei mir.
Zwei Jahre lang habe ich immer wieder dem Drängen der sportlichen Leitung, eine wettbewerbsfähige Mannschaft, die eine gute Rolle im Kampf um die Deutsche Meisterschaft spielen kann, nachgegeben und jeden Spielerwunsch erfüllt. In das Sportliche selbst habe ich mich bewusst nie eingemischt. Ich wollte hier die Kompetenzen von Trainer und Manager nicht beeinträchtigen.
Um das Gleichgewicht zwischen Ein- und Ausgaben zu sichern, habe ich einen angeblich bundesweit anerkannten Sport- und Wirtschaftsprofessor engagiert. Er versprach mir Etatsicherheit durch Controlling und die Sponsorengewinnung mittels seiner Kontakte. Garant für den sportlichen Erfolg sollte natürlich unser Manager Otto Sykora sein.
Während Otto Sykora gemeinsam mit dem Trainer die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllte, musste ich um den Jahreswechsel 2007/2008 feststellen, dass das wirtschaftliche Defizit nicht geschlossen, neue Sponsoren so gut wie überhaupt nicht gewonnen und die Forderung nach weiteren Zuschüssen, die ich in die Gesellschaft leisten sollte, sogar erhöht wurde. Ich habe sofort reagiert, eine Task-Force aus wirklichen Spezialisten, die zudem noch Ice Tigers-Fans waren und sind, gegründet, und mich persönlich in das Tagesgeschäft eingebracht. Wir haben Spielerpartnerschaften ins Leben gerufen und die regionalen und lokalen Unternehmen gebeten, uns deutlich mehr zu unterstützen als in der Vergangenheit. Wir haben im Hintergrund Tag und Nacht daran gearbeitet.
Auf der anderen Seite war ich als Geschäftsführer der Ice Tigers gezwungen, keine weiteren Verträge abzuschließen, die uns über die Saison hinaus verpflichtet hätten. Ich habe deshalb öffentlich und wahrheitsgemäß erklärt und erklären müssen, dass die Zukunft der Nürnberger Ice Tigers nicht gesichert ist und zugleich alle Unternehmen der Metropol-Region Nürnberg aufgerufen, uns zu Hilfe zu kommen. Ich war überwältigt über die Unterstützung vieler Eishockeyfreunde, die ich an dieser Stelle nicht alle aufzählen kann. Viele Unternehmen haben sich zu den Nürnberg Ice Tigers bekannt. Diesen Unternehmen bin ich sehr dankbar. Das Loch im Etat wurde dadurch kleiner, aber keinesfalls ganz ausgeglichen.
Trotzdem habe ich mich entschlossen:
„Es geht weiter mit den Nürnberg Ice Tigers!“
Ich habe dies entschieden, trotz der großen Belastungen, die für mich privat wohl weiter noch verbleiben. Es ist unumgänglich, auf Basis der Erfahrungen der Vergangenheit in Sport und Administration einiges zu verändern. Wir müssen optimieren, ohne die sportliche Leistungsfähigkeit unseres Teams zu schwächen. So haben wir uns auch entschieden, die für mich damals sehr überraschende und frühzeitige schriftliche Kündigung (!) unseres erfolgreichen Trainers Benoit Laporte vom 09.01.2008, die wir bis zuletzt geheim hielten, zu akzeptieren und nicht zu versuchen, Laporte zum Bleiben zu bewegen. Ich hoffe, Ihr versteht, dass mich die Begründung Laportes, das für uns alle sehr enttäuschende frühzeitige Ausscheiden unserer Mannschaft aus den Play-offs sei durch die wirtschaftliche Unsicherheit im Verein im Allgemeinen und durch mich im Besonderen verursacht worden, nicht so Recht überzeugt. Der Zeitpunkt dieser Erklärung während der Play-offs war unglücklich. Schon zu Zeiten der „Unsicherheit“ hatte unsere Mannschaft in der Punkterunde mit großem Erfolg gespielt. Der sportliche Misserfolg in den Playoffs hatte andere Ursachen.
Ich verhehle nicht, dass ich Fehler gemacht habe, weiß aber um die Verantwortung, die ich seit der Übernahme der Gesellschaftsanteile an den Nürnberg Ice Tigers trage. Diese Fehler habe ich analysiert und ich verspreche, alles zu tun, dass künftig dem sportlichen Bereich wieder der Schwerpunkt in der Öffentlichkeit zugeordnet wird, den er verdient. Ich bin froh, dass wir mehr als 80 % der Mannschaft bereits vertraglich gebunden haben. Ich bin froh, dass unser Manager Otto Sykora kurz davor steht, ein tolles Trainergespann und neue, junge und ehrgeizige Spieler an uns zu binden. Ich bin froh, dass wir im Backoffice über fleißige, loyale und unglaublich einsatzbereite Mitarbeiter verfügen, auf die ich weiterhin zählen kann. Und ich bin froh, dass wir uns nächstes Jahr als eine von zwei deutschen Mannschaften im internationalen Wettbewerb präsentieren können.
Liebe Fans, ich bitte Euch, lasst uns einen Aufbruch in die Zukunft wagen. Es war unglaublich, wie Ihr, die Fans, mit einer fünfstelligen Summe die Spielerpatenschaft von Petr Fical übernommen habt. Dies zeigt, dass Ihr eng zu den Ice Tigers und unserer Mannschaft steht. Dies tue auch ich!
Ich danke Euch sehr für Eure Unterstützung.
Günther Hertel"