Hektische Schlussphase
Alles sah in der 47. Minute nach einem unangefochtenen Sieg der
Berliner aus. Soeben hatte Neuzugang Richie Regehr in Überzahl die Scheibe an
Freund und Feind vorbei ins Netz geschossen. Doch nach einem völlig
überflüssigen Kopfstoß des heißblütigen Sven Felski, der vom souveränen
Unparteiischen korrekterweise mit einer Matchstrafe belegt wurde, kam Hektik
ins bis dahin ruhig verlaufene Treffen des Meisters gegen den Vize. Mit einem
kapitalen Schlagschuss sorgte Stéphane Julien für den Anschluss, doch mehr war
an diesem Tag für die jetzt aufgedrehten Kölner nicht drin. Verdientermaßen
gingen die Punkte an die Spree.
Das Glück war dem Vizemeister in der Vorbereitungsphase weiß Gott nicht
hold. Zu der (selbstverschuldeten) Pokalpleite mussten die Haie bereits beim
ersten Punktspiel auf einige wichtige Akteure verzichten. Torwart Robert Müller
hatte sich erneut einer Kopfoperation zu unterziehen, Kapitän Dave McLlwain
erlitt bei besagtem Pokalturnier eine schwere Gehirnerschütterung und stand
ebensowenig seinem Team zur Verfügung wie sein Kollege Daniel Rudslätt, der
einen Meniskusschaden beklagte. Der Meister von der Spree verzeichnete mit
Constantin Braun (Reha nach Schulteroperation als „Nachwehe“ vom
letzten Finale) sowie Neuzugang Matt McIlvane (Schleimbeutel) zwei Ausfälle .
Die Gastgeber starteten wie die Feuerwehr, nachdem die Zuschauer des
verstorbenen DEL-Aufsichtsratsvorsitzenden Gerd Schröder gedachten, und hatten
bereits in der ersten Spielminute durch Mike Johnson eine dicke Chance, die Rob
Zepp im Eisbärenkäfig zunichte machte. Doch als Christoph Ullmann ein paar
Sekunden später nur den Pfosten traf, war das Strohfeuer auch schon vorbei.
Berlin, durchdachter in seinen Aktionen als die nervösen Kölner, kam immer
besser ins Spiel. Ausgerechnet der mit Pfiffen bedachte Florian Busch, dessen
Reihe glänzte, sorgte mit einem Rückhandschuss für die Gästeführung. Die Haie
hatten nur noch eine spektakuläre Szene, als Christoph Melischko die Scheibe in
der Luft stoppte und dann abzog. Doch erneut war Zepp zur Stelle.
Auch im Mittelabschnitt verzeichnete der Champion mehr Möglichkeiten
als die Gastgeber, die ihre Nervosität immer noch nicht in Gänze ablegten.
Bezeichnend die Geste der Hilflosigkeit von Haie-Angreifer und Ex-Eisbär Marcel
Müller, nachdem Rob Zepp eine der wenigen klaren Kölner Chancen vereitelt
hatte. Auf der anderen Seite glänzte der junge Stefan Horneber im Kölner
Gehäuse. Ein ums andere Mal verhinderte er ein mögliches zweites Gästetor.
Sowohl Mark Beaufait, der einen Schuss von Stefan Ustorf abfälschte, Deron
Quint, der seinen eigenen Abpraller auch nicht unterbringen konnte, und Richie
Regehr, der sich wunderbar in Szene setzte, mit seinem platzierten Schuss jedoch
nicht erfolgreich war, blieben jeweils zweite Sieger gegen den erst 22-jährigen
Schlussmann der Domstädter. Interessant übrigens die Überzahlvariante von
Gästecoach Don Jackson: Er beorderte zuweilen Deron Quint neben Andy Roach
sowie Richie Regehr neben Stürmer Sven Felski an die blaue Linie.
Tore: 0:1 (4;58) Busch (Quint), 0:2 (46;45) Regehr (Smith, Beaufait),
1:2 (56;53) Julien (Trygg). – Zuschauer: 11.963. – Strafminuten:
Köln 14 + 10 Gogulla, Berlin 14 + Matchstrafe Felski. – Schiedsrichter:
Looker (Thief River Falls/USA).
Foto by City-Press