Harter Aufschlag im Alltag – Eisbären unterliegen Huskies
Das hatte man sich in Berlin nach dem guten Abschneiden beim
Spengler Cup eigentlich anders vorgestellt: Beim ersten Heimspiel im neuen Jahr
setzte es vor 4000 Zuschauern im Wellblechpalast eine bittere 3:6-Niederlage
(1:2; 1:2; 1:2) gegen munter aufspielende Kassel Huskies.
Mit stolz geschwellter Brust betraten die Eisbären vor
Spielbeginn das Eis und ließen sich zu Recht von ihrem Anhang für den in Davos
belegten 3. Platz feiern. Die Tafel war bereitet, es hieß eigentlich nur noch
zuzulangen und die „Kellerkinder“ aus Nordhessen nach allen Regeln der
Eishockeykunst zu trenchieren. Der Auftakt gestaltete sich dementsprechend
standesgemäß: Schon in der zweiten Spielminute hatte Denis Pederson die
Hausherren mit 1:0 in Führung gebracht. Mit schnellem Kombinationsspiel
bestimmten die Eisbären weiter das Anfangsgeschehen und erarbeiteten sich
zahlreiche Einschussmöglichkeiten, die aber entweder zur Beute von Gästekeeper
Joaquin Gagé wurden oder neben dessen Kasten landeten. In der neunten
Spielminute brandete erneut der Torjubel der Eisbärenfans auf, waren sich doch
viele sicher, dass erneut Denis Pederson getroffen hatte. Hauptschiedsrichter
Looker war nach ausgiebigsten Videostudium anderer Meinung und entschied gegen
die Hauptstädter, die nun offensichtlich den Faden verloren. Die Huskies
spürten, dass hier nun was zu holen war und wurden mit dem Ausgleich durch Drew
Bannister belohnt – 1:1 (17.). Als der Berliner Christoph Gawlik wegen
Spielverzögerung auf der Strafbank brummte, Deron Quint war gerade von dort
aufs Eis zurückgekehrt, besorgte Eric Bertrand gar die 2:1-Führung für die
immer mutiger werdenden Huskies (19.).
Der Mittelabschnitt begann für die Nordhessen wenig erbaulich,
da zunächst Jason Ulmer in die Kühlbox verbannt wurde und die Berliner diese
Überzahlgelegenheit endlich einmal nutzen konnten. Neuzugang Drake Berehowsky
(feierte an diesem Tage zudem seinen 34. Geburtstag) markierte in der 23.
Spielminute seinen ersten Treffer für sein neues Team – 2:2. Die Hoffnung der
Hauptstädter, dass nun alles seinen eigentlich zu erwartenden Gang gehen würde,
währte jedoch nicht lange. Ebenfalls im Powerplay stellte der aus Duisburg nach
Kassel gewechselte Steve Brulé den alten Abstand wieder her (28.). Nur wenig
später vertändelten die Berliner den Puck, der kam zu Sven Valenti, welcher
sogleich durchstartete und EHC-Goalie Tomas Pöpperle keine Abwehrchance ließ –
2:4 (29.). Ernüchterung machte sich nun im Wellblechpalast breit und immer
lauter war die Schar der Huskie-Fans zu hören. Kurz vor der zweiten
Pausensirene hagelte es noch einmal Strafen für die Gäste, die noch bis in den
Schlussabschnitt hinein Bestand haben sollten: Lehoux, Bertrand und Groulx
erreichte die Härte der konsequenten Regelauslegung.
Doch auch mit zwei Mann mehr auf dem Eis brachten die
Hausherren anfangs des letzten Drittels nichts Zählbares zustande. Zu
unentschlossen agierten die Pagé-Mannen, spielten einen Querpass nach dem
anderen, bis sich die Kasseler endlich befreien konnten. In der 47. Spielminute
hatte der Eisbären-Coach genug davon und verordnete seinem „Hühnerhaufen“ eine
Denkpause, was sogar kurzzeitig eine positive Wirkung zeigte. Denn als mit
Burym und Betrand zum wiederholten Male zwei Huskies zugleich auf der Strafbank
Platz nehmen mussten, gelang Mark Beaufait der Anschlusstreffer zum 3:4 (49.).
Zuvor jedoch hatte Schiri Looker erneut einem Berliner Treffer die Anerkennung
versagt, obwohl er schon auf Tor entschieden hatte. Einer seiner Linienrichter
meinte einen hohen Stock ausgemacht zu haben. Die Eisbären stellten nach ihrem
dritten Treffer die Produktion ein und überließen den Gästen noch zweimal das
Toreschießen. Hlinka traf in der 55. Spielminute zum 3:5 und Harneys
verunglückter Befreiungsschlag trudelte 48 Sekunden vor Schluss zum 3:6 über
die Linie des verwaisten Eisbärengehäuses. Die Feierlaune der Hauptstädter fand
auf Grund eines couragierten Husky-Auftritts ein jähes Ende. (mac/ ovk)
Stimmen zum Spiel:
Bernie Engelbrecht (Kassel Huskies): „Ich glaube, wir haben heute Abend sehr gut
gespielt. Wir haben zwar noch zu viele Strafen genommen, aber trotzdem in
Unterzahl, vor allem bei 5 gegen 3 gut verteidigt. Wir haben unsere Chancen
genutzt, haben gut gekontert und im großen und ganzen verdient gewonnen. Dass
die Eisbären den Spengler Cp in den Beinen hatten und zudem auf die
Leistungsträger Fairchild und Walser sowie auf Busch und Rankel verzichten
mussten, kam uns sicher entgegen.“
Pagé (Eisbären Berlin): „Sehr wichtige drei Punkte haben wir heute liegen
lassen. Gegen Kanada beim Spengler Cup waren wir müde und hatten nur
12 Chancen. Die wenigsten in den letzten vier Jahren in einem Spiel. Danach
gewannen wir mit einer unglaublichen Leistung gegen Davos im vierten Spiel in
vier Tagen. Heute waren wir auch müde und hatten trotzdem 28 Chancen. Im Sport
ist man öfter müde oder verletzt, trotzdem muss man gut defensiv spielen können
– das haben wir versäumt. Mein Fehler war heute, nur mit zwei Überzahlreihen zu
spielen, das war zu viel. Das nächste Spiel am Sonntag in Düsseldorf ist ein
Sechs Punkte-Spiel.“
EHC Eisbären Berlin – Kassel Huskies 3:6 (1:2; 1:2; 1:2)
Zuschauer: 4000
Tore:
1:0 (01:18) Pederson – Ustorf
1:1 (16:20) Bannister – Ulmer/ Gerbig
1:2 (18:56) Bertrand – Groulx/ Burym PP1
2:2 (22:34) Berehowsky – Walker/ Hördler PP1
2:3 (27:28) Brulé – Nielsen/ Burym PP1
2:4 (28:10) Valenti
3:4 (48:03) Beaufait – Berehowsky/ Leask PP2
3:5 (55:12) Hlinka – Ulmer/ Kraft
3:6 (59:12) Harney
Strafen: 19 (+ Spieldauer Saggau) /22 (+ 10 Disziplinar
Harney, Valenti)