Hans Zach: Weit über den Tellerrand hinaus bekannt
Menschen, die eher wenig mit Eishockey
zu tun haben, verbinden diesen Sport immer noch mit Spielern wie Gerd
Truntschka und Didi Hegen, obwohl beide schon längst nicht mehr zu
den Schlägern greifen. Von Benefizspielen vielleicht einmal
abgesehen. Und vor nicht allzu langer Zeit hätten die gleichen Leute
wohl sofort den Namen Xaver Unsinn gerufen, wenn sie nach einem
Eishockey-Trainer gefragt worden wären. Doch selbst die
Sportbegeisterten, die Eishockey nur aus der Ferne betrachten, würden
heute nur einen Mann nennen: Hans Zach.
Sein Charisma, seine Knorrigkeit und
nicht zuletzt sein Erfolg haben den 61-Jährigen Tölzer weit über
den Tellerrand seiner Sportart hinaus berühmt gemacht. Wenn Felix
Magath für seine unerwartete Fußball-Meisterschaft mit dem VfL
Wolfsburg vor einem Jahr gefeiert wird, gilt das gleiche nun auch für
Hans Zach. Denn die Meisterschaft mit den Hannover Scorpions, die vor
der Saison noch immense wirtschaftliche Probleme hatten, darf wohl
als mindestens genauso überraschend gelten. Sensationell trifft es
am ehesten, auch wenn dieses Wort sparsam benutzt werden
sollte.
Wer Zach kennt, weiß, dass sich sein
Gesichtsausdruck in Momenten, in denen er unzufrieden ist und in
denen er zufrieden ist, nicht sonderlich unterscheidet. Manchmal
aber, wenn man genau hinsieht, umspielt ein Lächeln seine Lippen,
wenn er beispielsweise die Frage eines Journalisten beantwortet. Ob
dieser Anflug von Heiterkeit dann bedeutet „Dem erzähl' ich jetzt
einfach irgendwas“ oder auch „Du hast den Nagel auf den Kopf
getroffen“, das ergibt sich dann immer erst aus dem, was danach
passiert. Eine dieser Fragen lautete nach dem Gewinn des Titels mit
den Hannoveranern, ob er sich denn vorstellen könne, wieder
Bundestrainer zu werden. Als Antwort ist überliefert: „Jeder, der
von mir was will, kann mit mir sprechen.“ Ein Nein, klingt nun
wirklich anders.
Dass die Frage überhaupt gestellt
wird, ist kaum überraschend. Längst gilt Uwe Krupp nicht mehr als
Parade-Bundestrainer. Immerhin hat der Stanley-Cup-Sieger das
DEB-Team nach dem Supergau wieder zurück aus der B-WM in die
Erstklassigkeit geführt. Doch seither stagniert die Entwicklung der
Nationalmannschaft merklich. Immer wieder stößt seine Auswahl zum
Zeitpunkt der Kadernominierung auf Kritik. Das an sich muss nichts
Schlimmes sein. Im Gegenteil. Denn im Sport gilt nun einmal der
Grundsatz: Wer gewinnt, hat Recht. Wer aber verliert...
In der Ära Zach waren die Deutschen
beinahe schon Dauergast im Viertelfinale von Weltmeisterschaften und
Olympischen Spielen. Unter Zachs Nachfolgern, auch unter Krupp, sind
die Schwarz-Rot-Goldenen davon meilenweit entfernt. Die Schweiz, die
in etwa die gleiche Zahl offizieller Eishockeyspieler vorweist wie
der große Nachbar aus Deutschland, war vor Jahren, womit wir wieder
in der Unsinn-Zeit wären, ein Gegner auf Augenhöhe, einer gegen den
man auch mal einen Sieg einplanen konnte. Heutzutage sind die
„Eisgenossen“ den Deutschen längst enteilt. Während unter Krupp
schon ein Spiel gegen die Kanadier bei den Olympischen Spielen in
Vancouver „eine große Ehre“ ist, so der derzeitige Bundestrainer
damals, dann holen die Schweizer gegen die gleichen Kanadier einen
Punkt in der Vorrunde. Dass daher auch Ralph Krueger, der nach
Olympia seinen Rücktritt als Schweizer Trainer bekannt gab, ein
Kandidat beim DEB ist, ist klar. Und nun. Auch Zach?
Ausgeschlossen ist das Ganze nicht.
Denn dass Zach seinen selbst verkündeten Rückzug aus dem
(Vereins-)Trainergeschäft so recht ernst meint, ist nur schwer zu
glauben. Mit Rekordmeister Berliner SC holte er als Spieler die
letzte Meisterschaft des legendären „Schlittschuhclubs“, es
folgten die Erfolge mit dem Sportbund Rosenheim als Spieler und
Co-Trainer sowie die drei Titel mit der Düsseldorfer EG als
Cheftrainer – und natürlich der aktuelle mit den Scorpions. Doch
auch in der Zeit ohne Gewinn einer Meisterschaft war er erfolgreich.
Schon in jungen Jahren beim EC Ratingen und SV Bayreuth galt Zach als
herausragender Trainer, stellte das auch in Düsseldorf und vor allem
in Kassel unter Beweis. Schließlich stand er mit den Huskies dreimal
im Play-off-Halbfinale.
Also? Einfach aufhören? Wie gesagt:
Wer etwas von Hans Zach will, der muss ihn einfach nur anrufen...
(the)
Foto by City-Press