„Hans Tripper“ - der gute Geist der Freezers
Sie nennen ihn „Hans“
oder auch „Tripper“. Das zweite klingt weniger fein, ist aber keineswegs eine
Anspielung auf eine gleichlautende Infektionskrankheit, sondern einfach nur
eine in Nord-Amerika übliche Ableitung des eigentlichen Familiennamens.
„Ja, der Dickkopf von dem
Tripper Hans“, sagt Stephan Retzer und bringt die nordamerikanische Ableitung
mit dem deutschen Vornamen in eine bajuwarisch geprägte Syntax. Das geht – zum
Entsetzen aller Deutschlehrer - durchaus, zumal wenn man wie
Freezers-Verteidiger Retzer aus dem niederbayrischen Deggendorf stammt und das
durchaus liebevoll meint. „Ja, der Dickkopf von dem Tripper Hans“, wiederholt
der Retzer Stephan, „Das war ein Zeichen für die ganze Mannschaft.“ Und nun
klingt es auch noch außerordentlich respektvoll.
Respekt, den sich der
deutsch-stämmige Kanadier John Tripp, um endlich einmal den richtigen Namen zu
nennen, dadurch verdient hat, dass er am vergangenen Sonntag bei Spiel 3
zwischen den Hamburg Freezers und den Frankfurt Lions nach einem heftigen Puck-Einschlag
im Gesicht zwar eine Menge Blut verlor, aber nicht den Kampfgeist. Nur kurz
hatte der 1,92-m-Hüne nach dieser äußerst schmerzhaften Begegnung mit der
Hartgummischeibe auf dem Eis gelegen, war dann, eine Blutspur hinter sich herziehend,
aus eigener Kraft in die Kabine gefahren.
Acht Nadelstiche an der aufgeplatzten linken Augenbraue später nutzte dieser John Tripp eine Spielunterbrechung
um unter dem Beifall des fairen Frankfurter Publikums und zum Staunen seiner
Mitspieler seinen Platz auf der Spielerbank wieder einzunehmen als wenn nichts
geschehen sei. „Ja, und? Ich lebe doch noch“, kommentierte der 31-jährige Nationalspieler
diesen Vorgang und tat so, als sei es das Normalste auf der Welt.
Und dann, als habe er
sein Leben lang nichts anderes getan als den Motivationskünstler zu spielen, zog
Tripp noch einen kleinen Psychotrick aus der Tasche: Von dem Moment an dröhnte
in der Freezers-Kabine nur noch „Don’t stop believing“ aus den Lautsprechern. Retzer:
„Dieser Song aus Trippers iPod ist so etwas wie unsere Playoff-Hymne geworden.“
Der Rest der Geschichte
ist bekannt. Die Freezers gewannen nicht nur dieses denkwürdige Spiel in
Frankfurt, sondern auch noch die anschließenden Begegnungen am darauffolgenden
Tag an gleicher Stätte und am Mittwochabend in Hamburg. Wie zum Beweis, dass
unbeugsamer Wille gerade im Eishockey so etwas wie kleine Wunder vollbringen
kann, beendete John Tripp, der vor wenigen Wochen bereits die deutsche
Nationalmannschaft zu den Olympischen Spielen geschossen hatte, auch noch mit einem
wunderschönen Tor zum 4:2 die Serie gegen Frankfurt höchstpersönlich.
„Ja, der Dickkopf von dem
Tripper Hans“. Bleibt zu hoffen, dass die Motivation der Freezers auch im
Viertelfinale gegen die Eisbären aus Berlin anhält, ohne dass der „gute Geist“ der
Freezers mit der Nummer 21 noch einmal seinen Schädel hinhalten muss. (jp –
Foto: City-Press)