Hamburger wurden immer stärker
Trikotversteigerung bei den PinguinenDa soll noch einer sagen,
die Krefelder wollen die direkte Qualifikation für die Viertelfinals nicht
schaffen, damit sie, wie eine Latrinenparole zu berichten wusste, im Rhythmus
bleiben. Zu sehen war von dieser selbst verordneten “Schonkost”
über die gesamten 60 Minuten nichts, denn die Schwarz-Gelben kämpften
buchstäblich bis zum Ertönen der finalen Sirene. Hamburg, mit zahlreichen
cleveren Akteure ausgestattet, nahm jedoch auch beim zweiten Auftreten im
KönigPalast alle drei Punkte mit, ob verdient oder unverdient, spielt kaum noch
eine Rolle.
Tatsache ist jedoch, dass
die Gäste von der Waterkant mit zunehmender Spieldauer immer stärker wurden und
immer erfolgreicher ihre Konter fuhren. Ein gutes Beispiel war das letzte
Drittel. Gekonnt nutzen der überragende Alexander Barta und sein Teamgefährten
eine Verwirrung in der jungen Krefelder vierte Linie aus, wobei auch
Pinguin-Keeper Scott Langkow die Orientierung verliert und sich nur noch der
smarte Richard Pavlikovsky gegen die Hamburger stemmt. Doch auch der Slowake
kann den erneuten Ausgleich nicht verhindern. Acht Minuten später nutzt Peter
Sarno einen Stellungsfehler von Jim Fahey aus, und dann geht alles ganz
schnell: Solo von links, Pass in die Mitte, wo “Vollstrecker” John
Tripp wartet und die erstmalige Hamburger Führung erzielt. Und diese Führung
hatte auch Bestand bis zum Ende, obgleich die Krefelder alles nach vorn warfen
und das Tor von Jean-Marc Pelletier regelrecht belagerten. Als 17 Sekunden vor
Schluss Pavlikovskys Schuss von den Rängen Torjubel auslöst, erweist sich dies
schnell als „Fehlalarm“. Der Mann mit der Rückennummer 50 hatte nur
den Pfosten getroffen.
Während Hamburgs
Chefcoach Paul Gardner aus dem Vollen schöpfen konnte, musste sein Krefelder
Kollege Igor Pawlow auf Patrick Hager und Ersatztorwart Danijel Kovacic
verzichten, die sich beide eine Magen- und Darminfektion zugezogen hatten. Dazu
fehlte nach wie vor der am Sprunggelenk verletzte Mittelstürmer Serge Payer. Im
Verlauf des Spiels kam auch Verteidiger Jean-Francois Fortin dazu, der sich
eine Adduktorenverletzung zuzog. Ob er in Düsseldorf auflaufen wird, stand nach
Spielschluss nicht fest.
Es war besonders im
ersten Drittel eine hektische Begegnung. Schon nach 14 Sekunden donnerte der
ohnehin noch an den Zähnen lädierte Pinguin-Angreifer Boris Blank gegen die
Bande, kam aber nach kurzer Behandlung wieder. Damit nicht genug, denn 15
Sekunden später stocherte Daniel Pietta so lange herum, bis der Puck über der
Linie war. Die Gastgeber hatten endlich einmal so begonnen, wie es sich die
Zuschauer schon lange erträumt hatten: Sie führten bereits in der Anfangsphase.
Erträumt hatten sie sich nicht eine Szene in Überzahl, als der flinke Freezers-Stürmer
Richard Mueller seine Schnelligkeit ausspielte und den Konter mit einem
allerdings haltbaren Schuss in die lange Ecke abschloss, Scott Langkow war trotzdem
geschlagen. Doch Krefeld war weiter erfolgreich. Der junge Andy Driendl gewann
ein Bully, das Shay Stephenson direkt verwertete. Anschließend zog Kapitän
Herberts Vasiljevs mit einem Zuckerpass von Pavlikovsky auf und davon und ließ
auch Jean-Marc Pelletier im Freezers-Kasten beim 3:1 keine Chance.
Doch die Gäste fingen
bereits im Mitteldrittel an, so richtig Gas zu geben. Witalij Aab hatte die
große Möglichkeit, für den Anschlusstreffer
zu sorgen, nachdem der junge Sinan Akdag Probleme mit seinem
Stellungsspiel hatte. Der gebürtige Kasache traf jedoch nur die Rundung am Tor.
Wenige Sekunden später fiel der zweite Freezers-Treffer, und das völlig
verdient. Richard Pavlikovsky warf sich zwar noch in den Querpass von John
Tripp, doch die Scheibe kam genau auf den Schläger von Brad Smyth, der keine
Schwierigkeiten hatte, auf 3:2 zu verkürzen. Schon in der 28. Minute hätte Andy
Delmore den Ausgleich herstellen können. Der Verteidiger scheiterte jedoch an Langkow,
der sich wieder einmal als Meister seines Fachs erwies. Krefeld kam jetzt nur
noch vereinzelt zu seinen Chancen, so zum Beispiel, als Jim Fahey einen Schuss
antäuschte und passte, doch weder Shay Stephenson noch Roland Verwey konnten
mit der guten Idee etwas anfangen. Sean Blanchard in Unterzahl auf Hamburger,
Daniel Pietta mit einem Solo auf Krefelder Seite blieben jeweils zweite Sieger.
Nachdem die Krefelder Paradereihe die Hamburger regelrecht vorführte, die
Chance aber mehr oder weniger dahin war, kam die Scheibe zu Pavlikovsky. Dieser
hatte noch Glück, dass sein Schuss von einem Hamburger abgefälscht wurde. Bevor
die Freezers zum erneuten Anschluss genau drei Sekunden vor Ertönen der zweiten
Sirene hatten, waren Jere Karalahti und Alexander Barta, letzterer mit einem
Unterzahl-Solo (das wievielte eigentlich gegen die leichtsinnige spielenden
Gastgeber?), Verlierer gegen Langkow.
Noch ein Wort zu den
Unparteiischen: Man darf hoffen, dass sich das Vier-Mann-System noch bis zu den
Play-offs einspielen wird. Was das Duo heute zeigte, war nicht zur Nachahmung
empfohlen. Mehr als fünf Minuten diskutierten die Beiden mit allen möglichen
Akteuren, nachdem ganze drei Strafen ausgesprochen wurden. Als Freezers-Goalie
Pelletier den Stock von Pinguin-Angreifer Charlie Stephens festhielt und
Schiedsrichter van Gameren, der direkt neben dem Geschehen stand, keine
Reaktion zeigte, bestrafte er den Torwart erst auf Stephens´ (berechtigten)
Zuruf.
Tore: 1:0 (0;29) Pietta
(Loyns, Verwey), 1:1 (7:04) Mueller (Retzer, Barta), 2:1 (10:16) Stephenson
(Driendl), 3:1 (14;23) Vasiljevs (Stephens, Pavlikovsky), 3:2 (23;27) Smyth
(Tripp, Barta), 4:2 (32;41) Pavlikovsky (Stephens, Blank), 4:3 (39;57) Tripp
(Pielmeier, Ostwald), 4:4 (44;47) Brigley (Pielmeier, Barta), 4:5 (52;17) Tripp
(Sarno, Smyth) - Zuschauer: 4.112. - Strafminuten: Krefeld 16, Hamburg 26 + je
10 Karalahti und Wilm. - Schiedsrichter: Klau (Griesenbrauck-Sümmern), van
Gameren (FASS Berlin).