Haie zu clever für Scorpions - Arenastreit eskaliert
Scorpions erlegen tapfer kämpfende WölfeEinen weiteren herben Dämpfer für ihre Playoff-Ambitionen erhielten die Hannover Scorpions am Donnerstagabend gegen Meister Köln. Mit der 1:5-Heimniederlage gegen das Zach-Team zieht sich die Schlinge immer enger um den Hals der Niedersachsen. Der Abstand auf Platz acht beträgt damit weiterhin sechs Punkte, wobei die Hamburg Freezers noch zwei Nachholspiele bestreiten müssen.
Die Hannover Scorpions fingen sich ein frühes Gegentor ein, welches Torbjörn Johannson unhaltbar für Verner
ins eigene Tor abfälschte, aber da es beim Eishockey bekanntlich keine
Eigentore gibt, wurde es Tino Boos gutgeschrieben (2.), rannten daraufhin an,
kamen auch zu einigen Chancen, scheiterten aber an Rogles oder an ihrer
eigenen Unfähigkeit. Rogles Gegenüber Verner patzte am Ende des 2.
Drittels, als ihm der Puck durch die Schoner rutschte und erneut Boos
nur noch zu versenken brauchte. Das dritte Tor der Kölner gab der
Schiedsrichter erst nach Ansicht des Videobeweises, bei dem klar zu erkennen war, dass
der Puck die Torlinie überschritten hatte. Nach dem 0:3 nahm Bordeleau
Verner vom Eis und ersetzte ihn durch Ehelechner. Da die Scorpions nun
bedingungslos stürmten, wurde die Abwehr vernachlässigt und Ehelechner
schmählich allein gelassen. Resultat war das 0:4 durch Schlegel und kurz
darauf das 0:5 durch Leahy. Zwei Minuten vor Ende der Partie gelang
Johannson vor einer Minuskulisse von 4695 Zuschauern wenigstens noch der
Ehrentreffer. Auch wenn das Ergebnis anderes vermuten liesse, waren die
Scorpions die bessere Mannschaft, wie auch Hans Zach bei der
anschliessenen Pressekonferenz zugeben mußte."Wir sind froh über die
drei Punkte. Die Scorpions hatten Pech, das erste Tor so unglücklich
kassiert zu haben. Danach konnten wir mit einem starken Rogles im Tor
auf Konterchancen warten. Dennoch waren wir heute die glücklichen Sieger."
Auch Bordeleau war mit seinem Team nicht unzufrieden: "Rogles war heute
wie die Berliner Mauer - man kam einfach nicht dran vorbei. Wir haben
die ersten beiden Drittel sehr gut gespielt. Das zweite Gegentor war
schwer zu verkraften! Im dritten Drittel mußten wir aufmachen und sind
in Konter gerannt. Ich bin dennoch stolz auf mein Team und die Messe ist
noch nicht gelesen. Wir werden in die Playoffs kommen!"
Der Optimismus des Trainers mag realitätsfern wirken, aber wenn man sich
die nackten Zahlen vor Augen führt, sind die Scorpions tatsächlich
wesentlich besser, als es ihr derzeitiger Tabellen- und Punktestand
aussagt. Den 25 Torschüssen der Kölner stehen 38 der Scorpions
gegenüber. Ähnlich wie gegen Mannheim am 29.12. wo die Scorpions
ebenfalls 38 mal auf des Gegners Tor schossen und die Adler nur 15 mal
und dennoch gewannen, ging es den Scorpions schon zu häufig in dieser
Saison. Würde man diese ungerecht verlorenen Punkte dazuzählen, wären
die Scorpions auf einem gesicherten Playoffplatz. Aber den Stürmern
scheint diese Saison das Pech am Schläger zu kleben. Bestes Beispiel
dafür ist Rob Murphy, der immer noch auf seinen ersten Saisontreffer
wartet. Inzwischen scheint es mehr und mehr ein psychisches Problem zu
werden. Die Mannschaft wirkt gehemmt.
Die sportliche Seite war heute aber ohnehin von untergeordneter
Bedeutung. Nachdem der Geschäftsführer der Preussag Arena, Rafael Voigt,
die Scorpions-Fans in der hannoverschen Presse wegen der Protestplakate
am Rande des DEG-Spiels als "Nestbeschmutzer" bezeichnet hatte,
starteten die Fans eine noch größere Protestaktion. So wurde außer den
schon von Sonntag bekannten Plakaten "Ohne uns wäre die Arena leer",
"Wir GEHEN mit den Scorpions" und "Arena vs Scorpions - Fremd im eigenen
Stadion" für die Dauer des ersten Drittels der Fanblock von den Fans
geräumt und ein Riesenplakat auf der leeren Fläche ausgerollt mit den
Worten "Die Nestbeschmutzer sind ausgeflogen."
Desweiteren gab es noch Plakate mit den Schriftzügen "Die Hand, die wen
füttert, beißt man nicht!" und "Unwort des Jahres: Nestbeschmutzer". In
der heutigen Presse wurde Herr Papenburg zitiert, dass er nur dann den
Arena-Vertrag mit den Scorpions verlängert, wenn Eric Haselbacher als Manager zurücktritt. Auch
zu dieser Äußerung taten die Fans ihren Unmut auf einem Plakat kund:
"Lieber MIT Eric weg als OHNE Eric hier!" Und zu den Absichten
Papenburgs, Haselbacher die Lizenz abzukaufen, äußerten sie sich mit
einem in großen Lettern bedrucktem Plakat: "Lizenz an Arena? NIEMALS!"
Das Verhältnis der Scorpions-Verantwortlichen mit den Arena-Betreibern
ist ja schon als äußerst angespannt zu bezeichnen, erst recht nach dem
jüngsten Vorstoß Papenburgs, Eric Haselbacher Unfähigkeit in seinem Posten als
Manager vorzuwerfen. Zitat aus der Neuen Presse vom 16.1.03: "Der kann
nichts!" Bei aller Objektivität, bevor man andere kritisiert, die
belegbare Erfolge vorweisen können (Aufstiege von Oberliga bis in die
DEL, sieben solide Jahre, in denen man mit minimalsten Mitteln zweimal
die Playoffs erreicht hat) sollte man erstmal schauen, was in den
eigenen Reihen nicht optimal läuft. Womit der zweite Brandherd in den
Fokus kommt. Seit der in der Presse zitierten Äußerung Voigts scheint
das Tischtuch zwischen den Fans und der Arena endgültig zerschnitten.
Wenn die Arena-Verantwortlichen die Fans wieder auf ihre Seite bekommen
wollen, müssen sie sich neben der obligatorischen Entschuldigung schon
einiges einfallen lassen. Scorpions-Präsident Jochen Haselbacher hat
jedenfalls schon erste Sondierungsgespräche mit der Deutschen Messe AG
geführt, die nun die Option eines eventuellen Umbaus einer Messehalle
prüfen.