Haie: Tour de Suisse und ein Pokalsieg
Die "Alex Hicks Initiative"Drei Spiele in drei Tagen, zwei Siege und ein Unentschieden bei nur zwei Gegentreffern (davon einer per Penalty Shot) - die Kölner Haie scheinen genau zum Saisonstart in Form zu kommen. Zwar hatte von den drei Gegnern nur der EV Zug DEL-Niveau, doch wie die Ergebnisse der ersten Pokalrunde zeigen, muss man auch gegen unterklassige Kontrahenten erst einmal gewinnen. Trainer Hans Zach machte jedenfalls einen rundum zufriedenen Eindruck.
Hohes Niveau ohne Tore
Am Freitag in Zug war Eishockey fast schon störend: Am wohl letzten schönen Sommer-Wochenende des Jahres lud die schöne Stadt am Zuger See "mit 23.000 Einwohnern und 24.000 Arbeitsplätzen" eher zu Spaziergängen als zum Aufenthalt in der "Herti"- Halle ein. Die Ränge blieben entsprechend leer, doch die wenigen Anwesenden freuten sich über feines Eishockey. Das Spiel der Haie beim EV Zug endete zwar torlos, doch hohes Tempo, feine Kombinationen und zwei sehr gute Torhüter ließen alle Beteiligten zufrieden heimgehen. "Das Spiel war in 1:54 Stunden erledigt, sowas kannst Du in der DEL gar nicht anbieten", erklärte Hans Zach nach dem Spiel. "Die Spieler sind glücklich, weil die Schiedsrichter sie spielen lassen." Dies sollte nicht als Kritik an den DEL-Schiedsrichtern verstanden werden, sondern eher an den Vereinen. "Letzte Saison hatten wir ein Spiel in Augsburg, da hat Schiedsrichter Aumüller hervorragend gepfiffen und wurde dafür nach dem Spiel von Zuschauern und Offiziellen attackiert", erklärte Sportkoordinator Rodion Pauels. "In der DEL ist so ein kurzes, schnelles Spiel gar nicht möglich.
Durch die Kürze der Partie hatten Spieler und Mitreisende dann doch noch die Chance, den Abend gemütlich im Freien ausklingen zu lassen. Hans Zach unterhielt die mitgereisten Medienvertreter mit Anekdoten aus den 60er und 70er Jahren und die Spieler gönnten sich etwas Entspannung, denn am folgenden Tag stand ein Mammutprogramm auf dem Plan. Zunächst fuhr man Mittags nach dem Brunch nach Basel, der wundervollen Stadt am Rhein, reich an schönen Ausblicken und hohen Preisen. Eine Tasse Tee 4 Euro 20, brruttahl. Jean-Yves Roy hatte sich noch schnell einen Jahresvorrat eines speziellen schweizer Raclette-Gewürzes besorgt, damit seine Familie das heimische "Roy-clette" wieder richtig genießen kann. Das Spiel beim NLA-Absteiger EHC Basel fand erneut vor spärlich besetzten Rängen statt: Das Wetter war großartig und die Basler waren shoppen. Die Hallensprecherin (!) unterhielt mit einem Paradebeispiel für schweizerische Höflichkeit, sie bedankte sich vor dem Spiel im Voraus für die Fairness gegenüber Gegnern und Schiedsrichtern, man stelle sich so etwas in Mannheim oder Frankfurt vor... Die Haie gewannen durch drei Treffer des "Ü100-Sturms" mit 3:2, Dave McLllwain und der mit Raclette-Gewürz gedopte Jean-Yves Roy waren erfolgreich. Ohne sich in Basel länger aufzuhalten, fuhr der Haie-Tross weiter nach Füssen, zum Erstrunden-Pokalspiel. Eigentlich keine große Sache, man hatte etwa vier Stunden eingeplant, denn Füssen ist von Basel aus nur über die Landstrasse erreichbar.
Probleme mit übereifrigen Zöllnern
Physiotherapeut Carsten Fiedler fuhr im PKW schonmal vor, um im Füssener Hotel einiges vorzubereiten, doch an der Grenze zwischen der Schweiz und Österreich war erstmal Schluss. Fielder hatte seinen Ausweis im Bus vergessen und ein eifriger Österreichischer Grenzbeamter bestand darauf, auf den Bus zu warten, um den Ausweiss einsehen zu können. Problem: Der Bus sollte eigentlich eine andere Strecke fahren, die für große Fahrzeuge besser zugänglich gewesen wäre. Folglich musste der Spielerbus per Handy zum anderen Übergang gelotst werden und als er endlich eintraf, wollte der Österreichische Beamte dann auch gleich sämtliche Spielerpässe sehen. Damit trat ein neues Problem auf, denn Alex Hicks hatte seinen Pass gar nicht dabei. Man machte dem fleißigen Volksdiener daraufhin klar, dass die Spieler alle schliefen und man unmöglich feststellen könne, wessen Pass fehle. Nun ging es endlich weiter. Der Mini-Van der Medienvertreter hatte mehr Glück, er geriet lediglich in eine Verkehrskontrolle kurz vor Füssen. "Sind Sie alle Deutsche? Okay, weiterfahren!" "Das ist so in Bayern", lachte Co-Trainer Markus Berwanger am nächsten Tag, als man die Reisegeschichten austauschte.
Von Thunder Bay nach Neuschwanstein
Irgendwann Nachts kam man wohlbehalten in Füssen an, Hans Zach und Rodion Pauels waren morgens um 7 Uhr schon wieder auf den Beinen, um bei strömendem Regen auf einen Berg hinauf zu wandern. Für die "embedded Journalists" gab es hingegen reichlich zu tun und als Geschichten und Aufsager im Kasten waren, gönnte man sich noch einen Kurztrip mit Jeremy Adduono und Paul Traynor zum Schloss Neuschwanstein. Wie die Japaner: Raus aus dem Bus, vor das Objekt stellen, knipsen, rein in den Bus und ab. Paul Traynor (dessen Name schonmal für Verwirrung sorgt, wenn etwa Material in der Kabine von Hans Zach landet, weil es "beim Traynor" abgegeben werden sollte)entpuppte sich dabei als sehr angenehmer Zeitgenosse, der den Trip sichtlich genoss. "Jeder Ort hier ist für mich neu und ich genieße die Erfahrung. Ich lerne viel auf dem Eis und darüber hinaus. Bevor ich mit Jeremy sprach, wusste ich nichts über die DEL und war etwas misstrauisch, aber alles, was er mir über die Organisation der Haie und die Arena erzählt hatte, stimmte genau. So wie hier sollte Hockey sein, es macht mehr Spaß auf der großen Eisfläche mit hohem Tempo und vor 12.000 Zuschauern anstelle von 1.200 in Binghamton oder sonstwo." Pauls Freundin Cornelia kommt nächste Woche nach, auch für sie ist es der erste Trip nach Europa. Paul Traynor ist ein Defensiv-Verteidiger, der auf den offensiven Nebenmann aufpasst. "Ich habe auch schon offensiv gespielt, aber in den vergangenen Jahren war es mein Job, meinem Nebenman den Rücken freizuhalten, zum Beispiel Derek Walser, der nun in Berlin spielt." In den Testspielen erledigte Paul den Job an der Seite von Blueliner Stephane Julien.
Beim Pokalspiel in Füssen konnten Traynor und Co dann eher relaxen, nach 24 Minuten führte man beim Traditionsverein mit 6:0 und beließ es dabei. Hans Zach war rundum mit dem Abschluss der Saisonvorbereitung zufrieden und freute sich über den Besuch in der bayerischen Heimat. "Aber jetzt geht es zurück ins Rheinland -Pause- wo es auch sehr schön ist."
Alexander Brandt