Haie: Mal wieder den Kasten voll

„Wir haben die Schnauze
voll!“ skandierten die enttäuschten Zuschauer beim siebten Gegentreffer
der Gäste aus Norddeutschland. Erneut bekamen die Kölner Haie in eigener Halle
den Kasten voll. Ein gellendes Pfeifkonzert begleitete die Spieler auf den Gang
in die Kabine. Das war selbst für das als leidensfähig bekannte Kölner Publikum
zuviel, was ihm ab dem zweiten Drittel geboten wurde. Im Schlussdrittel hatten
die Gastgeber nicht mehr hinzuzusetzen, während die Hamburger ihre Treffer fast
nach Belieben setzten. Es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass die
Personalpolitik von Geschäftsführer Rodion Pauels & Co. völlig verfehlt
ist. Es darf an eine Bemerkung während der ersten Pressekonferenz in der Saison
erinnert werden. Dort wurde gefragt, warum die Verteidigung, die in der vorigen
Spielzeit schon brüchig war, nicht auf einigen Positionen verändert wurde.
Köln gegen Hamburg, das bedeutete, der
Elfte gegen Nummer 14 der Liga. Eigentlich unglaublich, wenn man sich die Etats
der Kontrahenten vor Augen führt. Und was beide Teams vor einer fünfstelligen
(allerdings bevölkerten viele Schüler den Oberrang) Kulisse ablieferten, war
zumindest wegen der wieder einmal zahlreichen Treffer interessant. Bei den
Kölner fehlten neben dem etatmäßigen Keeper Lars Weibel Kapitän Mirko Lüdemann
sowie Angreifer Christoph Ullmann. Die Hamburger mussten auf die Verteidiger
Jere Karalahti und Martin Walter sowie auf Stürmer Richard Mueller verzichten.
(Noch eine Bemerkung in eigener Sache zum letzten Haie-Heimspiel gegen Frankfurt:
Natürlich fehlten neben Ullmann noch eine ganze Reihe anderer Akteure. Köln
trat keinesfalls in Bestbesetzung an. Wir bitten, unser Versehen nachträglich
zu entschuldigen.
Die Erfolgskurve, soweit man das Wort
„Erfolg“ überhaupt verwenden sollte, verlief nach der
Länderspielpause für Hamburg in kleinen Serien: Die Freezers gewannen drei
Spiele hintereinander und fuhren anschließend zwei Niederlagen ein. Die
Domstädter kamen in der gleichen Zeit nur auf zwei Triumphe und drei Schlappen.
Auffällig jedoch, dass die Haie in der Defensive nach der Pause anfälliger
waren als zuvor. 28-mal mussten Lars Weibel oder sein Stellvertreter Stefan
Vajs die Scheibe aus dem Netz holen. Allein in den letzten drei Partien
kassierten die Schützlinge von Igor Pawlow sage und schreibe 22 Gegentreffer.
Ein Witzbold vor einigen Tagen auf der Tribüne: „In Köln steht ein
Schweizer im Tor und vor ihm befindet sich löchriger Schweizer Käse.“
Das Spiel begann mit Torchancen für die
Gäste von der Waterkant. Nach einem Fehler von Mats Trygg wollte
Freezers-Stürmer Kimmo Kuhta Haie-Keeper Stefan Vajs mit einem Bauerntrick
düpieren, kam aber nicht richtig um den Kasten herum. Dessen finnischer
Teamgefährte Matias Loppi scheiterte mit seinem Alleingang an Vajs, John Tripp
donnerte die Scheibe neben das Tor. Doch langsam bekamen die Domstädter Spiel,
Gegner und Puck in den Griff. Es waren einige sehenswerte Angriffe, die auf den
Kasten des guten Jean-Marc Pelletier zurollten. Das 1:0 resultierte aus einem
Schuss von der blauen Linie, bei welchem Pelletier wohl die Sicht versperrt
war. Köln blieb am Drücker und hatte durch Hecquefeuille und Marcel Müller die
nächsten Chancen. Als Pelletier einen Schuss von Ersterem nicht festhielt, war
Jerome Flaake zur Stelle und staubte zum 2:0 ab.
Im Mitteldrittel demonstrierten die
Hamburger, wozu sie eigentlich angereist sind. Eine gut vorgetragene
Kombination bei angezeigter Strafe ergab den Anschluss, und als die Kölner sich
fast schon traditionsgemäß wie ein Hühnerhaufen präsentierten, fiel zwangsläufig
der Ausgleich. Noch einmal sorgten die Hausherren für die Führung, denn Gerrit
Fauser, Sohn des Rosenheimer Cheftrainers Franz Steer, schloss eine
Energieleistung mit dem 3:2 ab. Zwar scheiterte der Youngster im ersten
Versuch, doch die Scheibe kam von Pelletier zurück, und Fauser war im
Nachschuss erfolgreich. Die Freezers ließen jetzt nicht mehr locker. Im Drehen
erzielte der bullige John Tripp aus unmöglichem Winkel das 3:3, und in Überzahl
hatte Kuhta noch Nerven und Zeit, Vajs zu düpieren. Zuvor glänzte der
Haie-Keeper bei 3:5- bzw. 4:5-Unterzahl, als er die Freezers-Angreifer Jason
King und Clarke Wilm zu zweiten Siegern degradierte.
Tore: 1:0 (14;04) Trygg (Hecquefeuille,
Flaake), 2:0 (19;26) Flaake (Renz, Hecquefeuille), 2:1 (26;18) Kuhta, 2:2
(27;50) Fortier (M.Brandl, Wilm), 3:2 (29;17) Fauser (Sturm), 3:3 (31;22) Tripp
(M.Brandl, Loppi), 3:4 (35;01) Kuhta (Tripp, Loppi), 3:5 (42;07) Ostwald
(Manning, Loppi), 3:6 (48;02) King (Biron, Loppi), 4:6 (50;01) Trygg (Bartek,
Frosch), 4:7 (57;24) Biron (King, Loppi), 4:8 (59;31) Loppi (Ostwald, Dotzler).
– Zuschauer: 10.023. – Schiedsrichter: Schimm (Waldkraiburg),
Ravedin (Moskau/RUS). - Strafminuten: Köln 14, Hamburg 12.