Hai trifft Beachboy
Im Rahmen des DEL-Spiels zwischen den Hamburg Freezers und
den Kölner Haien (6:2) hatte Hockeyweb-Redakteur Lars Braesch die Gelegenheit,
Haie-Verteidiger Andreas Renz zu interviewen. Er schreibt sonst über den
Regionalligisten EHC Timmendorfer Strand 06, welche auch mit dem Beinamen „Beachboys“
bekannt sind.
Andreas Renz gilt als einer der besten
Stay-at-home-Verteidiger Deutschlands. Sein ständiger Einsatzwille wird hoch
geschätzt. Ferner war er der erste Spieler, welcher die Grenze von 700
DEL-Spielen überschritten hat. Diese Schallmauer durchbrach er am 21. Januar
2007 in der Partie der Kölner Haie gegen die Sinupret Ice Tigers. In 771
DEL-Parteien erzielte er 17 Tore und gab 78 Vorlagen. 2001 kam Andreas Renz von
den Schwenninger Wild Wings zu den Kölner Haien, wo er gleich in seinem ersten
Jahr die Meisterschaft feiern durfte. Die Haie und Andreas Renz wurden 2003
Vizemeister, ein Jahr später holten sie den Pokal. Für den Deutschen
Eishockeybund nahm Andreas Renz an sieben Weltmeisterschaften teil. Mit 169
Länderspielen belegt er Platz 15 in der Liste der Länderspieleinsätze.
„Eisen-Renzi“ wird er aufgrund seiner Spielweise liebevoll
von seinen Mitspielern genannt.
Herr Renz, woran lag es heute,
dass die Haie die Freezers nicht zum vierten Mal in dieser Saison geschlagen
haben?
Das lag wohl weniger an den
Freezers, sondern an uns. Wir haben uns einfach selber geschlagen. Wir haben
ein schwaches Spiel abgeliefert, es ist nichts zusammengegangen. Dann kam auch
noch Pech dazu und wir haben uns eigentlich die Tore fast selber reingehauen.
Wie wichtig ist es für die
Mannschaft mit einem Heimspiel in die Play-offs zu starten?
Das ist natürlich sehr gut. Der
Heimvorteil in den Play-offs ist sehr wichtig. Ich denke im letzten Jahr haben
wir bewiesen, dass wir in den Play-offs zuhause sehr stark sind. Da habe ich
wenige Play-off-Spiele verloren und das ist sehr gut. Im letzten Jahr haben wir
es nicht geschafft mit dem Heimrecht, dieses Jahr hat es geklappt und das
wollen wir natürlich ausnutzen.
Welche Mannschaft wünschen Sie sich für die erste Play-off-Runde?
Das Play-off ist kein
Wunschkonzert, dann kann man sich keine Mannschaft wünschen. Wir nehmen, wie es
kommt. Es wird sich einfach zeigen, die nächsten 2 Wochen werden wir uns gut
drauf vorbereiten auf jeden Gegner der kommt. Wenn man Meister werden will,
muss man jeden schlagen.
Wer wird Deutscher Meister, wenn die Haie ausscheiden sollten?
Schwer zu sagen, also ich gehe
davon aus das wir nicht ausscheiden. Ich habe Selbstvertrauen in die
Mannschaft. Wir haben eine gute Truppe. Wir haben noch ein paar Kleinigkeiten
die wir abstellen müssen für die Play-offs. Das ist einfacheres Eishockey
spielen, gradliniger und wenn wir das noch abschalten bis vor den Play-offs
haben wir gute Chancen. Wir sind nicht der Topfavorit, aber wir sind wirklich
gut dabei. Ich habe Vertrauen in die Mannschaft und ich glaube an uns.
Glauben Sie, dass nach dem
Weggang von Kai Hospelt (wechselt nach der Saison nach Wolfsburg) die Haie um
den Lohn ihrer sehr guten Nachwuchsarbeit gebracht werden? Er spielt immerhin
seit seinem 4. Lebensjahr in Köln.
Ein junger Sportler sucht mal eine andere
Herausforderung. Kai ist jetzt lange in Köln und natürlich ist es immer schade,
wenn ein Eigengewächs geht. Ich kenne es selber aus meiner eigenen Entwicklung.
Es ist mal an der Zeit zu gehen, mal neue Luft zu schnuppern und ich denke es
auch für Kai sehr wichtig, dass er mal einen Schritt macht: Weg von Zuhause,
zurückkommen kann man immer. Hierbei wünsche ich natürlich alles alles Gute in
Wolfsburg für Kai.
Was nehmen Sie sich persönlich für Ihre 8.
Weltmeisterschaft vor?
Ja gut, erstmal dabei zu sein, das ist es was ich
mir vornehme. Das Minimalziel ist immer der Nichtabstieg. Wir haben eine gute
Truppe, das haben wir schon öfters bewiesen. So ein kleines Quäntchen fehlt ab und
zu noch, der letzte Rest, dass letzte Glück. Die entscheidenden Spiele gegen
die Schweiz verlieren wir immer mit einem Tor und ich hoffe dass der verdiente
Lohn mal eintritt bei einer WM. Das wir vielleicht mal richtig Glück haben und
einen Coup landen können. Vielleicht mal unter die Top 8.
Was denken Sie, wie wird das deutsche Team abschneiden?
Es ist immer schwer zu sagen, ob wir auch vom
Verletzungspech verschont bleiben. Wie wir in das WM-Turnier starten. Die
Vorrunde ist da entscheidend. Klar eine Prognose ist immer schwer, aber wie schon
gesagt, wir haben eine gute Truppe, wir haben Selbstvertrauen. Die letzten
Lehrgänge haben bewiesen, dass wir was reißen können und ich denke es wird auch
Zeit das wir was reißen.
Was sagen Sie zu der Berichterstattung über die im Mai
anstehende Weltmeisterschaft? ARD und ZDF gaben die Rechte an den Vermarkter
zurück. Gehen die deutschen Eishockeyfans leer aus?
Es sieht so aus, ich weiß nicht was der Plan von den Privatsendern ist. Das
ist natürlich sehr schade, dass eine öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt nicht
mal eine Weltmeisterschaft übertragt. Alles andere wird übertragen. Ich denke
wir haben es verdient, dass wir kommen. Das ist natürlich immer eine Sache der
Einschaltquoten. Man muss einfach sehen, Eishockey ist keine Massensportart.
Die Übertragung ist auch schwierig, weil es so schnell ist. Ich wünsche mir es
auch für das Team, es ist wichtig das wir wenigstens ein paar Ausschnitte
kriegen. Es ist für uns schön zu wissen, wir kommen auf den öffentlichen-rechtlichen,
früher war es immer der Fall. Vielleicht sollten sich die Verantwortlichen
hierüber ein paar Gedanken machen. Eishockey ist einfach ein Sport der in
Deutschland nicht so etabliert ist und das sollte man auch ein bisschen
fördern.
Vielen Dank für das
Interview.