Größter Wunsch: Finalteilnahme
Klare Worte bei den AdlernNachdem im ersten Teil des großen Sommerinterviews mit Marcus Kuhl viel
über die vergangene Saison gesprochen worden ist, geht im zweiten Teil
der Blick nach vorne. Lesen Sie alles über die Erwartungen, den neuen
Trainer und erfahren Sie erste Einschätzungen über die neuen
Adler-Cracks, die ab Ende Juli in Mannheim das Sommertraining aufnehmen
werden. Den ersten Teil des Sommerinterviews mit Marcus Kuhl finden Sie hier.
Welche Erwartungen haben Sie eigentlich an die neue Saison?
Der größte Wunsch ist natürlich mal wieder eine Finalteilnahme. Das
Team ist auch so gebaut, um dieses Ziel anzustreben. Diesem Druck sind
wir nächste Saison ausgesetzt, aber diesen Druck müssen wir auch
aushalten.
Ich erwarte, dass wir in der neuen Saison wieder offensives und
technisch hochwertiges, also attraktives Eishockey spielen. Unser Ziel
wird es sein, den Eisbären, die für mich aufgrund ihrer gewachsenen
Strukturen auch in der neuen Saison der Topfavorit sind, den Titel
streitig zu machen.
Doug Mason wird der neue Adler-Coach, der diese Wünsche in die Tat umsetzen soll. Warum ist die Wahl auf ihn gefallen?
Wir haben, da die Entscheidung Dave Kings, seinen Vertrag nicht zu
verlängern, schon sehr früh gefallen ist, viel Zeit gehabt und diese
auch damit genutzt, mit insgesamt 15 Trainern zu sprechen. In diesen
Interviews hat Doug Mason den mit Abstand besten Eindruck hinterlassen.
Sein Konzept war sehr stimmig, seine emotionale Einstellung
überzeugend, seine Einschätzung des Teams sehr realistisch. Hinzu kam
bei ihm der Vorteil, dass er Land und Liga kennt, mit der Mentalität
vertraut ist und darüber hinaus schon mit Teal Fowler
zusammengearbeitet hat. Beide funken auf derselben Wellenlänge und
verstehen sich sehr gut.
Haben Sie nur mit Trainern mit DEL-Erfahrung gesprochen?
Nein, wir haben auch mit sechs Kandidaten gesprochen, die über
keinerlei Europa-Erfahrung verfügen. Es war am Ende auch eine
grundsätzliche Entscheidung, ob wir das Risiko eingehen und einen Coach
verpflichten, der eine gewisse Eingewöhnungsphase braucht oder eben
einen, der direkt loslegen kann. Wir denken, dass wir mit Doug Mason
eine gute Wahl getroffen haben. Er brennt auf diese neue Aufgabe und
passt mit seiner Art auch sehr gut nach Mannheim.
Lassen Sie uns am Ende noch ein wenig über die einzelnen Spieler
sprechen. Charakterisieren Sie doch die einzelnen Jungs mal ein wenig!
Was für ein Spielertypus ist zum Beispiel Mario Scalzo?
Mario Scalzo ist mit seinen 24 Jahren ein für europäische Verhältnisse
noch sehr junger Verteidiger, dessen Stärken nicht im läuferischen
Bereich liegen, der aber sehr intelligent spielt und einen sehr guten
ersten Pass spielen kann. Seine Entwicklung von den US-Minors über
Österreich in die DEL ist eine kontinuierlich aufsteigende Entwicklung.
Seine Erfahrung im Team Kanada beim Spengler Cup und beim Deutschland
Cup ist auch nicht von der Hand zu weisen. Er ist auf jeden Fall ein
Gewinn für unsere Defensive.
...Andy Hedlund und Jame Pollock?
Beide verfügen über Europa-Erfahrung und beide sind offensiv
ausgerichtet. Jame Pollock, der früher Stürmer gespielt hat, verfügt
über einen sehr guten One-Timer und wird uns ebenso wie Andy Hedlund
gerade im Powerplay von der blauen Linie aus viel weiterhelfen. Darüber
hinaus ist Andy Hedlund ein typischer Führungsspieler, ein Leader, der
ein ganzes Team mitreißen kann.
...Chris Schmidt?
Chris Schmidt ist ein sogenannter Charakterspieler, der sehr ernst- und
gewissenhaft seinen Job verrichtet. Er spielt sehr ruhig und ist
souverän an der Scheibe. Er ist am ehesten mit Sven Butenschön
vergleichbar. Die beiden sind ein wenig das Korrektiv zu den
Offensiv-Defendern Trepanier, Hedlund und Pollock.
Kommen wir zu den Stürmern. Zu Nathan Robinson muss man nicht viel sagen!
Richtig. Wir kennen ihn noch alle aus der Saison 2006/07. Er ist ein
Kreativspieler, dem zuzuschauen oft eine Augenweide ist. Er ist zwar
schwer zu handeln, da er als Künstler gilt, aber außer vielleicht
Düsseldorfs Brandon Reid hat kein anderer Spieler in der DEL solch ein
großes Talent.
...Scott King?
Scott King hat schon bei vielen Teams bewiesen, dass er scoren kann. Er
ist ein sogenannter "skilled sniper, was so viel heißt, dass er nicht
nur scort, sondern auch ein Spiel lesen kann und dadurch immer extrem
gefährlich ist, wenn er auf dem Eis steht und ins gegnerische Drittel
eindringt. Gerade bei Überzahl ist er ein sehr wertvoller Spieler mit
vielen überraschenden Ideen.
...Justin Papineau?
Papineau ist zwischen Nathan Robinson und Francois Methot angesiedelt.
Ein läuferisch und technisch sehr begabter Spieler. Er hat es zwar in
Übersee, obwohl er ein überdurchschnittlicher Spieler ist, nie
geschafft. Doch das liegt eben daran, dass er von der Anlage ein
Spieler für die erste oder zweite Reihe ist. Da spielen in der NHL
allerdings dann doch nochmal ganz andere Kaliber. In der DEL ist er ein
außerordentlicher Spielertyp, der sich, wie schon erwähnt, irgendwo bei
Robinson und Methot befindet.
Yannic Seidenberg ist ebenfalls schon bekannt in Mannheim.
Ja, Yannic hat als ganz junger Spieler schon in Mannheim gespielt, sich
aber erst in den letzten Jahren richtig weiterentwickelt bis hin zum
gestandenen Nationalspieler. Er ist läuferisch sehr stark, schnell und
für den Gegner ein sehr unangenehmer Spielertypus. Er ist sehr
ehrgeizig und setzt auch seinen Körper sehr gut ein.
Im Tor ersetzt Lukas Lang Danny aus den Birken.
Vom Talent her bewegen sich beide auf einer Ebene, wobei Lukas Lang
mehr Erfahrung mitbringt. Immerhin hat er in Duisburg schon zwei
Saisons regelmäßig in der DEL gespielt. Er wird den Anspruch haben, um
15 Spiele zu absolvieren, was in der kommenden Saison auch
funktionieren sollte.
Und dann werden mit Marc El-Sayed und Matthias Plachta noch zwei Jungadler förderlizensiert.
Richtig. Plachta und El-Sayed sind sicher die zwei besten aus dem
diesjährigen Jungadler-Team, benötigen aber auf jeden Fall noch Praxis
in der 2. Liga bei Heilbronn. Der Sprung in die DEL ist zu groß. Beide
Spieler wissen das, schätzen die Lage realistisch ein und werden das
Lehrjahr annehmen.
Zum Schluss noch eine mehr oder weniger persönliche Frage. Wie würde für Sie eine perfekte Eishockey-Saison aussehen?
So wie die Spielzeiten 1996/97 und 2006/07. In diesen beiden Jahren hat
alles so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben
offensives, schnelles und attraktives Eishockey gesehen. Wir haben die
wichtigen Last-Minute-Tore erzielt, Overtimes gewonnen, hatten
Leidenschaft, aber auch Kampf. Das waren zwei Saisons ohne eine einzige
Krisensitzung. Einfach perfekt.