Grizzlys Wolfsburg siegen im Trauerspiel in StraubingHans Kossmann gewinnt DEL-Debüt

Die Grizzlys Wolfsburg entwischten den Straubing Tigers am Donnerstagabend. (Foto: dpa/picture alliance)Die Grizzlys Wolfsburg entwischten den Straubing Tigers am Donnerstagabend. (Foto: dpa/picture alliance)
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Heute haben wir nicht die Spieler befragt, sondern die Meinung einiger schreibender und sprechender Kollegen eingeholt. So sagte das Straubinger Radio-AWN-Urgestein Charly Sipmeier vor dem Spiel: „Eigentlich war klar, dass es für Wolfsburg eine schwere Saison werden wird. Pavel Gross war so lange in Wolfsburg. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der neue Trainer in der kurzen Zeit die Mannschaft dahinbringen kann, wo sie ihn soll. Auf der anderen Seite weiß man nicht, was in den Köpfen der Spieler vor sich geht. Aber eigentlich müssten das drei Punkte für Straubing werden. Die Tigers müssen das Düsseldorf-Spiel abhaken, aber die Mannschaft hat es drauf.“

Keine Stimmung, kein Spiel

Doch die hoffnungsvollen Worte blieben im ersten Abschnitt ungehört, denn viel war nicht zu sehen. Wolfsburg tat nicht so viel für die Offensive und bei den Hausherren ging wenig zusammen. Dazu noch der inzwischen leider donnerstagsübliche Stimmungsboykott, sodass der Pulverturm nur ein Pulverschnapsglas war. Als die Grizzlys dann auch noch in einer Kontersituation in Führung gingen, war auch das nicht stimmungsfördernd. Fünf Mann, die zu viel wollten, zu tief drückten und mit einem kleinen Fehler plötzlich ein drei gegen eins gegen sich hatten. Ein Fehler, der den Niederbayern diese Saison nicht zum ersten Mal unterlaufen ist. Markus Speiseder vom Fanradio Straubing Tigers on Air kommentiert es so: „Die Tigers sind nach vorne zu unproduktiv. Das Gegentor ist gefallen, weil zu weit aufgerückt wurde. Da wollten sie wahrscheinlich zu viel und dann ist leider das 1:0 für Wolfsburg gefallen. Es hat sich aber etwas abgezeichnet, weil die Wolfsburger davor und auch danach noch am Drücker waren.“ Sein Lösungsvorschlag für den zweiten Abschnitt wäre: „Konsequent nach vorne spielen, aber nicht zu viel wollen und nicht zu weit aufrücken.“ Kurz vor der ersten Pause musste David Leggio verletzt durch Jerry Kuhn ersetzt werden, Speiseder sah darin eine Chance für die Straubinger: „Leggio ist eigentlich ein guter Rückhalt. Kuhn ist auch kein Schlechter, aber der Wechsel verunsichert vielleicht die Mannschaft.“

Zweiter Fehler, zweites Tor

Doch auch über den zweiten Abschnitt konnte der Straubinger Anhang vermehrt nur den Kopf schütteln. Viel Stückwerk ohne entscheidenden Zug und Druck zum Tor. Wenn es nicht läuft, kommt oft auch noch Pech dazu. In einer Überzahl springt die Scheibe an der Bande über die Schaufel von Mitchell Heard und rutscht aus der Angriffszone. Jason Jaspers erkannte das als Erster und fuhr einen weiteren Konter, den er eiskalt zur 2:0-Führung über die linke Schulter von Jeff Zatkoff einnetzte. Für das Fachblatt Eishockey News war Sebastian Saradeth im Einsatz und sagte über den Mittelabschnitt: „Für ein DEL-Spiel war das sehr dürftig. Ich würde sagen, Straubing hatte etwa 70 Prozent Scheibenbesitz, aber ohne wirklichen Ertrag. Bei der Anzahl an Überzahlsituationen sollte man doch mal eine nutzen. Das haben sie nicht gemacht, im Gegenteil, sie haben sich sogar in Überzahl einen eingefangen.“ Gründe zu finden, fällt ihm schwer, aber er meint: „Wirklich überzeugend ist die Körpersprache heute nicht. Bei Wolfsburg sieht man, dass sie kämpfen und sich reinhängen. Nach vorne machen sie zwar gar nichts, aber sie verteidigen gut und Straubing fällt wenig ein.“ Was Straubing jetzt braucht, „ist ein schnelles Tor. Je länger es dauert, umso mehr spielt es Wolfsburg in die Karten. Straubing muss mehr den Zug zum Tor suchen, vielleicht geht dann ja einer rein.“

Anschluss zu spät

Doch auch diese leise Hoffnung wurde enttäuscht. Dazu kamen jetzt auch noch ein paar Strafminuten, die den Straubingern das Leben weiter erschwerten. Wolfsburg hielt es auch im Schlussabschnitt einfach. Keine Experimente, kein Halleluja-Eishockey, dafür aber weiterhin hinten kompakt und dicht. In den letzten Minuten wurde Zatkoff durch einen Extra-Angreifer ersetzt und dann war die Schiebe endlich im Netz. Doch danach blieben nur noch 71 Sekunden, die den Tigers nicht mehr reichten. Auf der obligatorischen Pressekonferenz sagte Wolfsburg neuer Cheftrainer  Hans Kossmann: „Ich glaube, es war ein umkämpftes Spiel. Beide Mannschaften wollten unbedingt diesen Sieg. Ich glaube, wir haben ein gutes erstes Drittel hingelegt, sind viel gelaufen und haben die Scheibe laufen lassen. Mit der Führung hat die Mannschaft ein bisschen Selbstvertrauen gewonnen und hat danach ziemlich sicher gespielt.“ Der geschlagene Straubinger  Coach Tom Pokel meinte: „Ich denke, im Großen und Ganzen können wir mit der Leistung nicht zufrieden sein. Kompliment an Wolfsburg, die haben 16 oder 18 Schüsse blockiert, aber wir müssen diese Schüsse aufs Tor bringen und wir brauchen mehr Traffic vor dem Tor. Wir machen im ersten Drittel einen Fehler – Tor, wir machen im zweiten Drittel einen Fehler – Tor, wir machen im dritten Drittel einen Fehler – kein Tor. Wir müssen diese Kapitalfehler vermeiden. Wir schlagen uns selbst. Der Gegner war kompakt und geduldig und wir sind ins offene Messer gelaufen.“

Tore: 0:1 (10:26) Cole Cassels (Christoph Höhenleitner, Jeremy Dehner), 0:2 (36:37/SH) Jason Jaspers, 1:2 (58:49/EA) Jeremy Williams (Stefan Loibl, Antoine Laganière).

Schiedsrichter: Daniel Piechaczek, Marian Rohatsch; Linienrichter: Tobias Schwenk, Tino Thönelt.

Strafminuten: 8: 12 (0:2, 0:8, 8:2).

Zuschauer: 3280.


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