Grizzlys-Trainer Hans Kossmann: „Man muss eine neue Basis entwickeln“Der Schweiz-Kanadier im Gespräch

Trainer Hans Kossmann im Kreise seiner neuen Mannschaft. Am Donnerstag gewannen die Grizzlys Wolfsburg bei den Straubing Tigers mit 2:1. (Foto: dpa/picture alliance)Trainer Hans Kossmann im Kreise seiner neuen Mannschaft. Am Donnerstag gewannen die Grizzlys Wolfsburg bei den Straubing Tigers mit 2:1. (Foto: dpa/picture alliance)
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Es ging nach der Trennung von Pekka Tirkkonen ziemlich schnell und Hans Kossmann übernahm das Traineramt in der VW-Stadt. Viel Kontakt zu den Niedersachsen gab es vorher aber nicht. Hans Kossmann erklärt: „Ich kenne Charly Fliegauf, ich bin ihm bei Weltmeisterschaften ein paar Mal begegnet, aber eine enge Beziehung haben wir nicht gehabt. Ich habe auch lange nicht mehr von ihm gehört, aber ein paar Agenten haben angefangen zu schauen, welche Trainer frei sind. Ein Agent spürt immer, wenn ein Trainer bald entlassen wird und fängt dann an zu telefonieren. So habe ich auch einen Anruf bekommen und wurde gefragt, was ich mache.“

Für den 56-Jährigen ist es die erste Trainerstation außerhalb der Schweiz, so wundert es nicht, das er nicht viel über seine Mannschaft wusste: „Sehr wenig. Ich kenne die Mannschaften in der DEL, aber die Spieler kenne ich wenig. Von meinen Spielern und von den Straubinger Spielern habe ich eigentlich keine Ahnung, wer welches Niveau hat. Die Mannschaft muss einfach spielen und sich nicht selbst schlagen.“ Gegenüber dem Sportbuzzer der Wolfsburger Allgemeine sagte er es so: „Ich beobachte die DEL natürlich seit Jahren, habe mit meinen Schweizer Teams gegen viele DEL-Mannschaften gespielt. Die DEL ist nordamerikanisch geprägt, die Liga ist aber physischer als in der Schweiz, die Spieler sind größer. Die Teams sind taktisch gut.“

Auch die Vorbereitung auf das erste Spiel fiel sehr knapp aus, denn vom Flughafen München ging es am Mittwoch direkt nach Straubing. Da blieb auch zum Videostudium kaum Zeit: „Ich habe von zwei Spielen ungefähr das erste Drittel geschaut, aber man sieht in den ersten zehn Minuten schon, was Mannschaften können. Ich weiß, dass meine Mannschaft sehr gut trainiert und sie es läuferisch und technisch probieren. Das hat bisher nicht so funktioniert und das müssen wir besser machen. Aber es ist eine lange Saison. Momentan funktionieren unsere Special Teams nicht hervorragend, aber heute haben wir einen wichtigen Shorthander geschossen. Bei fünf gegen fünf war Wolfsburg nie weit weg.“

Für einen neuen Trainer ist die erste Zeit mit einem neuen Team auch immer eine Lernphase. Er versucht rauszufinden, welcher Spieler was kann und wie er ihn einsetzen kann. Das ist immer auch mit vielen Gesprächen verbunden. Auch Hans Kossmann ist hier keine Ausnahme, er hat aber einen spannenden Ansatz: „Ich rede mit Co-Trainer Niklas Gällstedt über, das was gemacht wurde. Ich habe kein großes Ego, ich muss nicht unbedingt meine Sachen hier machen. Ich will Sachen implementieren, die funktionieren. Ich sage auch der Mannschaft, wenn einer eine gute Idee hat, komm zu mir und vielleicht kann man es versuchen. Es muss nicht immer alles meine Idee sein.“

In der Schweiz wurde er zweimal als Trainer des Jahres ausgezeichnet. Von der Wolfsburger Mannschaft war man es unter Pavel Gross gewohnt, dass in allen Zonen mit Druck auf die Scheibe gespielt wird, doch was können wir nun von Hans Kossmann erwarten: „Ich glaube, ich bin auch ein Trainer, der mit Druck auf die Scheibe spielt. Schnell und einfach spielen. Das ist das Spiel heutzutage. Je schneller das Spiel wird, umso einfacher muss man spielen. In Deutschland sind gut trainierte Mannschaften, da kann man auch schnell mehr Schaden anrichten, als einen Vorteil holen. Man muss schlau und geduldig spielen.“

Doch eine Baustelle ist die aktuell dünne Verteidigung, denn nach dem Abgang von Thorsten Ankert bleiben den Grizzlys nur noch sechs Defensivspieler. „Das ist sicher das Minimum, mit sechs Verteidigern kann man sicher gut spielen, ich spiele lieber mit sieben. Aber jetzt, vor der Pause haben wir nicht mehr viele Spiele, dann muss man sehen, was passiert.“

Dass sich der zweifacher Schweizer Meister für den DEL-Club entschieden hat erklärt er so: „Man weiß nie. Die Grizzlys sind in einer Phase, sie hatten mit Pavel Gross einen langjährigen Trainer, der gegangen ist. Ich glaube, sie haben etwas den Boden verloren, sodass man eine neue Basis entwickeln muss. Das war wahrscheinlich schwierig für Pekka Tirkkonen, es ist immer schwierig, wenn man nach einem großen Trainer kommt. Es ist nach zehn Jahren alles so eingespielt und gewohnt. Dazu kommt, dass man acht oder neun neue Spieler hat und auch ein paar sehr gute verloren hat. Wir haben aber noch ein paar gute Spieler, die verletzt sind. Wenn die zurückkommen, haben wir auch wieder einen etwas breiteren Kader.“


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