Gänsehaut im Adlerhorst
Gründe dafür gab es genug, gestern Abend in der SAP-Arena. Die Rückkehr von Jochen Hecht zu den Wurzeln seiner Eishockey-Karriere (hier in der Fotogalerie), Verabschiedung von Rene Corbet, dem langjährigen Kapitän und Integrationsfigur der Adler vergangener Tage, manifestiert mit der Fixierung seines Trikots mit der Nummer 20 unter dem Stadiondach, die bei den Adlern nie mehr vergeben wird, Vorbereitungsspiel des NHL-Clubs Buffalo Sabres gegen die Adler Mannheim, das stimmungsvolle Intro mit den Nationalhymnen zu Beginn, ausverkauftes Haus, grandiose, variantenreiche und gesangesgewaltige Unterstützung der Fans im Oval seien hier genannt – ohne Wertigkeit der Reihenfolge, einfach aufgezählt.
Ach ja, gespielt wurde auch noch – die Buffalo Sabres, die beinahe alle Vorbereitungsspiele im September gewonnen haben (nur eine 1:4-Niederlage gegen Columbus), unterzogen sich einem letzten Test vor dem Beginn ihrer Punkterunde nächstes Wochenende in Berlin, gegen die Adler Mannheim, die im Moment die DEL-Tabelle aus ihrem Horst von oben betrachten.
Die Zuschauer sahen ein schnelles, technisch hervorragendes, vom körperlichen Einsatz her eher freundschaftliches Spiel, mit deutlichen Vorteilen für die Sabres, die gestern Abend zeigten, warum viele Beobachter sie diese Saison zu den Stanley Cup Anwärtern zählen. Sie setzten die Vorgaben ihres Trainers Lindy Ruff, schnelles, direktes Spiel, viele Scheiben zum Tor, immer ein Spieler im Slot, perfekt um, Resultat im ersten Drittel 0:3 für Buffalo, Freddy Brathwaite, der sich mit Felix Brückmann gestern den Job hälftig teilte, nicht nur was die Statistik anging (beide 23 Schüsse, 19 Saves, vier Gegentore ), vereitelte mehr. Das Problem der Adler im ersten Drittel war nicht mangelnder Einsatz oder fehlende Chancen, sondern das zu einem guten Charakter, den diese Truppe dieses Jahr wohl durchweg hat, wohl auch Respekt gehört, will heißen, sie schauten mehr zu, als Dinge selbst zu probieren und zu laufen, meinte Trainer Harold Kreis dazu.
Das wurde im zweiten Drittel besser, ein Tor aus dem Spiel heraus und ein Überzahltor sprang für die Adler heraus. Das reichte jedoch nicht zum Drittelgewinn. Buffalo merkte rechtzeitig, dass die Adler das Spiel noch nicht aufgegeben hatten, nahmen wieder Fahrt auf und erzielten selbst drei Tore.
Im letzten Drittel merkte man den Adlern die dem DEL-Spielplan geschuldete Anhäufung von drei Spielen innerhalb einer Woche an, die Beine wurden schwer, die Kraft ließ nach. Trotzdem reichte es für ihr drittes Tor und zwar das schönste des Abends. Die sehenswerte Vorbereitung von Marc El- Sayed und Yanick Lehoux brachte den First Star des Abends, Mike Glumac, in Puckbesitz, der diesen im Tor der Sabres unterbrachte. Weitere Zwei Tore erzielte Buffalo in diesem Drittel zum Endstand von 3:8.
Richtig gestört hat das Ergebnis gestern niemand in Mannheim. Die Fans feierten beide Teams ausgiebig, die Adler liefen aufgefordert eine Ehrenrunde, die Fans forderten einen Sonderzug nach Buffalo und drohten mit – wir holen den Stanley-Cup.
Also eine rundum gelungene Werbung für Eishockey, die den Fernsehsender Eurosport veranlasste, diese und die zeitgleich stattfindende Partie der Freezers Hamburg gegen die Los Angeles Kings im frei empfänglichen Fernsehen zu übertragen.
Es wäre vielleicht eine gute Idee, für solche Events auch den Spielplan der Liga etwas anzupassen, damit die Protagonisten auf dem Eis auch die Puste dafür haben.
Tore:
0:1 (07:18) Ennis
0:2 (11:22) Ennis (Leino, Weber )
0:3 (18:19) Adam (Vanek, Pominville/5-4)
1:3 (20:06) Seidenberg (Mauer, Ullmann)
1:4 (21:11) Boyes
2:4 (27:50) Sifers (Glumac/5-4)
2:5 (33:58) Ehrhoff (Gragnani, Pominville/5-4)
2:6 (38:02) Vanek (Adam)
3:6 (48:52) Glumac (Lehoux, El-Sayed)
3:7 (53:43) Pominville (Vanek)
3:8 (56:13) Leino (Boyes, Ennis)
Schiedsrichter: Daniel Piechaczek, Chris Lee
Strafen: Mannheim 12, Buffalo 6
Zuschauer: 13.600