Für Straubing beginnt Reise ins Ungewisse - Vertrag von Fox aufgelöst

Das Eisstadion am Pulverturm wird momentan auf Hochglanz poliert. Die
letzten Arbeiten vor dem morgigen Start der Straubing Tigers, des
Neulings in der DEL, laufen auf Hochtouren. Mit dem Heimspiel gegen den
ERC Ingolstadt beginnt für die Niederbayern am Freitagabend (19:30 Uhr)
das Abenteuer in der Eliteliga.
„Geduld, Kampf und die Chance, die man sich gibt“, so umschreibt Erich
Kühnhackl die Charakteristik seiner Arbeit, mit der er mit seiner
Mannschaft in seine erste DEL-Saison als Trainer startet.
Zwar wird er erst mit den ersten Punktspielen, mit Ingolstadt und
Hamburg stehen dabei am ersten Wochenende gleich zwei dicke Brocken auf
dem Programm, die Antwort darauf bekommen, wo seine Mannschaft steht
und wie es um die DEL-Tauglichkeit bestellt ist, doch merkt er bereits
jetzt an: „Überrascht haben mich in Straubing die Euphorie und die
Begeisterung ebenso wie die Spieler, die hart trainiert haben und die
Herausforderung sehen.“
Die Euphorie des Umfeldes, die Begeisterung der Zuschauer sowie der
Willen und der Teamgeist der Spieler könnten für Straubing wichtige
Faktoren in der ersten DEL-Saison sein. Schließlich ist für den Neuling
jeder Zähler, der bereits frühzeitig eingefahren werden kann, ein
Grundstein.
Entsprechend will man auch in die erste Partie, bei der es gleich zu
einem bayerischen Derby kommt, gehen. Erich Kühnhackl verheimlicht
seine Vorfreude, aber auch eine gewisse Aufregung nicht: „Die Jungs
freuen sich darauf, ich freue mich darauf, dass wir uns endlich
beweisen können. Aber die Anspannung ist mit Sicherheit da. Uns fehlen
die Erfahrungswerte.“
Vor dem ersten Gegner, dem ERC Ingolstadt, den Co-Trainer Günther Preuß
beobachtete, zeigt die deutsche Eishockey-Legende Respekt: „Das ist
eine Spitzenmannschaft, die geradlinig und mit einem unglaublichen
Tempo spielt. Ingolstadt ist eine der besseren Mannschaften der Liga,
auch wenn bei ihnen noch nicht alles rund läuft.“ Donauaufwärts hemmten
einige Verletzungen den Elan, die Panther kamen zuletzt nur mühsam auf
ihre Betriebstemperatur. Dass die Gäste in Straubing die Favoritenrolle
einnehmen, sieht Erich Kühnhackl als großen Vorteil: „Je größer der
Druck für Ingolstadt, desto besser für uns.“
Umgekehrt erkennt er aber auch durchaus Positives darin, falls der
Druck auf sein Team wachsen sollte: „Druck und wie man damit umgeht,
ist ungemein wichtig für die Leistung.“ In solchen Situationen würden
sich gute Spieler auszeichnen.
Einer dieser Spieler, die in Straubing als Leistungsträger eingeplant
sind, stieß in dieser Woche mit dem US-Amerikaner David Lundbohm noch
kurzfristig zum Team. Einen harten Schuss und dass er gut kämpfen
könne, gab er etwa bei seiner Vorstellung als Vorzüge an. Nach drei
Tagen fand er bereits lobende Worte für seine Kollegen Cam Severson und
Per Eklund, mit denen er am Freitagabend die Paradereihe bilden wird.
„Ich bin froh, mit diesen beiden spielen zu können.“
Dass er bei den Kölner Haien, wo er 15 Tage lang im Probebetrieb war,
durchgefallen war und keinen Platz im Team fand, nimmt er mittlerweile
gelassen. Nachdem er aus einer Kleinstadt stamme, wäre ihm Köln ohnehin
ein wenig zu groß gewesen. „Etwas kleiner ist besser“, deutet er an,
dass er sich in Straubing durchaus wohl fühlen könne. Sportlich wollte
er sich im Rückblick auf die Zeit am Rhein nichts vorwerfen: „Ich habe
in Köln gut gearbeitet.“
Immerhin kam er mit der Referenz von vier Treffern in der Vorbereitung
nach Ostbayern. „On fire“, wie man in Übersee sagt, sei er aber noch
nicht. „Dafür brauche ich noch die ein oder andere Woche.“
Einer, der keine Zeit mehr bekommen hat, sich in Straubing zu beweisen,
ist sein Landsmann Aaron Fox. Mit der Vertragsauflösung des Stürmers,
der gemeinhin als zu langsam galt, aber in den Testspielen durchaus
seine Scorerpunkte verbuchte, wurde in dieser Woche eine
Personalentscheidung abschließend getroffen. Tigers-Geschäftsführer
Jürgen Pfundtner sagt dazu: "Aus sportlicher Sicht war es die richtige
Entscheidung."
Personell sind damit bei den Straubing Tigers bis auf eine in den
nächsten Wochen noch mögliche Verpflichtung eines Ausländers zunächst
einmal die Weichen gestellt, wobei der langfristige Ausfall von
Ex-Nationalstürmer Tobias Abstreiter (Kreuzbandriss) nach wie vor
schmerzt (Erich Kühnhackl: „Ihn kann man nicht ersetzen“).
Ihre DEL-Reife müssen die Straubing Tigers, die auch angesichts des
relativ kleinen Etats (rund drei Millionen Euro) von vielen als heißer
Anwärter auf den letzten Platz gesehen werden, in den nächsten Wochen
noch offenbaren.
An Zuschauerzuspruch sollte es dabei anfangs nicht mangeln. Für das
Auftaktspiel gegen Ingolstadt zeichnet sich eine großartige Kulisse ab.
Zur Stimmung soll dabei auch ein neuer Song von Hans-Jürgen Buchner
(„Haindling“) beitragen. Der Musiker stellte ein Medley aus Fanliedern,
die speziell dafür eingesungen worden waren, zusammen, untermalte
dieses mit seinem typischen, in Bayern beliebten Musikstil und
verfeinerte es selbst mit seiner Stimme. Mit dem Match gegen
Ingolstadt, bei dem er mit seiner Frau dabei sein wird, könnte ihn nun
selbst das Eishockey- und das in Straubing jetzt ausgebrochene
DEL-Fieber packen. „Mal sehen, ob ich ein großer Eishockey-Fan werde“,
meint der Künstler.