Füchse blamieren Eisbären bis auf die Knochen
Die Füchse aus Duisburg, ihres Zeichens abgeschlagen Tabellenletzter der DEL, schauten am Dienstagabend in der o2 World vorbei und ein jeder, der den Berliner Eisbären in Sympathie zugetan ist, machte sich wohl nur Gedanken um die Höhe des ohnehin fest eingeplanten Sieges. Aber weit gefehlt! Die Füchse blamierten den Deutschen Meister mit ihrem 4:2 Auswärtssieg (0:1; 0:0; 2:3) bis auf die Knochen.
Ohne zu glänzen beherrschten die Eisbären von Beginn an die Szenerie. Chancen zuhauf, u.a. für Sven Felski und Alexander Weiß (beide 8. Spielminute), später auch Nathan Robinson und Denis Pederson (14.), sowie kurz vor der ersten Pausensirene Florian Busch und nochmals Alexander Weiß, waren vorhanden, um einen vermeintlich standesgemäßen Zwischenstand herzustellen. 22:6 lautete das Schussverhältnis nach dem ersten Drittel, der Pausenstand aber 1:0 für die Gäste! Denn Justin Cox hatte in der 16. Spielminute einen der wenigen Füchse-Konter genutzt und konnte Rob Zepp im Eisbärentor mit seinem Schuss überraschen.
Auch aus ihren Powerplaygelegenheiten konnten die Hauptstädter kein Kapital schlagen. Deron Quint traf in der dritten Minute des Mittelabschnitts nur den Pfosten. Es ist müßig, all die anderen guten Einschusschancen der Eisbären aufzuzählen, alle blieben sie ungenutzt. Und als Turm in der Schlacht ragte aufseiten der Füchse längst Torwart Edgars Masalskis heraus. Was die Berliner an Schüssen nicht neben den Kasten setzten, landete in seiner Fanghand oder prallte von seinen Schonern ab. Masalskis war von den schon frühzeitig mit der Brechstange agierenden Eisbären auch im Mittelabschnitt nicht zu bezwingen. Nicht dass das Team von Trainer Mühlenhaus spielerisch Bäume ausriss, aber es wurde sich in Schüsse geworfen und gekämpft. Die Füchse taten im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Bestes und den Rest besorgte Goalie Masalskis. „Der Plan ging auf, die Defensive stand“, sagte hinterher ein zufrieden lächelnder Willy Mühlenhaus.
Welch Aufatmen aber noch in der 45. Spielminute aufseiten der Berliner, als Tyson Mulock den lettischen Nationalkeeper endlich zum 1:1 Ausgleich überwinden konnte. Verdient? Keine Frage zu diesem Zeitpunkt, denn am Willen der Hausherren, Tore zu erzielen, mangelte es bei weitem nicht, schon eher am tauglichen, durchdachten Konzept. Das ersetzte die Truppe von Don Jackson durch wütendes Anrennen des gegnerischen Tores. Ein weiterer Konter der Duisburger endete in der 49. Spielminute mit einem Penaltypfiff von Hauptschiedsrichter Roland Aumüller. Alexander Selivanov verwandelte den Strafschuss glücklich – Zepp war dran - zur erneuten Duisburger Führung, die Jean-Luc Grand-Pierre in der 52. Spielminute mit einem zumindest fragwürdigen Treffer mit dem Schlittschuh sogar auf 3:1 ausbaute. Sven Felski ließ noch einmal Hoffnung aufkommen, die Blamage für die Eisbären könnte noch abgewendet werden, als er zum 2:3 Anschluss (56.) traf. Den Schlusspunkt setzte allerdings Duisburgs Cameron Mann. Der traf zum 2:4 Endstand ins leere Eisbärentor und machte somit den Überraschungserfolg des Ligaschlusslichts perfekt. Verdient? Ja, sicher! Weil, wer so kopflos wie die Eisbären an diesem Tage zu Werke geht, seine Möglichkeiten verschludert, einem dem Potenzial nach unterlegenen Gegner dermaßen aufbaut, dem sei ein solcher Denkzettel herzlich gegönnt. Nur kommt es jetzt darauf an, dass die Berliner ihre Lehren daraus ziehen. Dann vielleicht war diese Niederlage zumindest heilsam.
Willy Mühlenhaus resümierte: „Jedes Spiel beginnt bei 0:0 und ist zu gewinnen. So gehen wir jedes Spiel an. Dass das ausgerechnet in Berlin aufgehen könnte, hätte ich heute Morgen allerdings auch noch nicht geglaubt. Der Eishockeygott war in einigen schweren Phasen heute auf unserer Seite. Ich bin sehr glücklich, die ersten drei Punkte eingefahren zu haben.“
Don Jackson hingegen stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben: „Duisburg hat heute den Preis bezahlt, wir nicht. Masalskis hat fast alle Schüsse gesehen, gehalten oder geblockt. Das war sehr stark. Wenn wir aber nicht treffen, verlieren wir zu schnell unser Selbstvertrauen. Daran müssen wir arbeiten.“ Am Freitag geht es für die Eisbären nach Mannheim. Ob ausgerechnet in der Quadratestadt das angeknackste Selbstbewusstsein wieder gestärkt werden kann? Abwarten! (mac/nst - Foto by City-Press)
Eisbären Berlin – Füchse Duisburg 2:4 (0:1; 0:0; 2:3)
Tore: 0:1 (15:59) Cox – Sedelmayr; 1:1 (44:33) Mulock – Felski/Beaufait; 1:2 (48:21) Selivanov (Penalty); 1:3 (51:59) Grand-Pierre – Ask; 2:3 (55:36) Felski – Mulock/Quint; 2:4 (58:29) Mann – Berry EN;
Schiedsrichter: Aumüller
Strafen: 6/18
Zuschauer: 13.000