Freudloser 3:1-Pflichtsieg der Pinguine über SchwenningenKrefeld - Schwenningen 3:1
Zunächst einmal erinnerte die Aufforderung des Hallensprechers, Chaoten und ähnliche Charaktere aus der Fanszene auszuschließen, an die Vorkommnisse am Freitag in Iserlohn, wo die Krefelder Fanbusse mit Bierflaschen beworfen worden waren. Damit wurden die Fans aber auch an das Geschehen auf dem Sauerländer Eis erinnert und manch einer war sich des so genannten Pflichtsieges des Tabellenvierten gegen den Dreizehnten nicht mehr ganz so sicher.
Die ersten fünf Minuten des ersten Auftritts von Herberts Vasiljevs vor heimischem Publikum wurden allerdings vom KEV dominiert. Nach nur 17 Sekunden erhielt Sascha Goc eine Strafzeit, die nur 68 Sekunden dauerte, da Adam Courchaine und Kevin Clarke Josh Meyers anspielten, der aus halbrechter Position Pätzold zum 1:0 überwinden konnte. Die Freude über das Tor dämpfte den berechtigten Ärger der Zuschauer darüber, dass Ryan Ramsay, der seinen Stock verloren hatte, sich während der Szene in bester Catchermanier Kevin Clarke schnappte, diesen in hohem Bogen auf das Eis beförderte und dort mit seinem Körper fixierte, ohne dafür bestraft zu werden. Obwohl Clarke, der sofort ohne Helm und Handschuhe zur Bank fuhr, am Kopf verletzt wurde, dachten die Schiedsrichter wohl, das Tor sei Bestrafung genug.
Schwenningen kam erst durch einen schläfrigen Wechsel der Krefelder zu seiner ersten Chance, aber Tomás Duba konnte abwehren und ein Pinguin beförderte den Abpraller aus der Gefahrenzone. In der siebten Minute fuhr Martin Schymainski einen schönen Konter, den Ty Wishart nur auf Kosten einer weiteren Strafzeit bremsen konnte. In Überzahl kamen starke Krefelder Angriffe vor allem über die rechte Seite, jedoch brauchte Dimitri Pätzold sich nur einmal anstrengen, da die Pinguine den Puck im Kreis um die Schwenninger Verteidigung laufen ließen, ohne direkt vor dem Tor für Verkehr oder Sichtbehinderung für den Torwart zu sorgen. In der elften Minute musste Andreas Driendl auf die Strafbank, aber die Wild Wings konnten die Überzahl nicht nutzen. Drei Minuten später sah man einen herrlichen Angriff über Herberts Vasiljevs, dessen Übersicht und Können verschiedentlich wieder aufblitzten und für die Zukunft hoffen lassen. Glück hatte Schwenningen wenig später, als nach einer schönen Kombination die Scheibe zu Daniel Pietta kam, der sie aber in aussichtsreicher Position verfehlte. In der 16. Minute stockte den Fans der Atem, als die Pinguine ihren Angriff durch einen Leichtsinnspass von hinter dem eigenen Tor schräg durch den Slot einleiteten, der von den Schwenningern natürlich erahnt und abgefangen wurde. Es gab Chancen auf beiden Seiten – auf einen schönen Schuss von Istvan Sofron antwortete Schwenningen ebenso und Tomás Duba bekam eine Gelegenheit, sich auszuzeichnen; eine Minute vor Schluss des Drittels ging ein feiner Schuss von Daniel Pietta an die Schulter von Pätzold und von da an die Latte, aber die Krefelder Überlegenheit sollte noch dokumentiert werden. Vasiljevs und Boris Blank störten den Schwenninger Aufbau in der Drittelecke, ein Schwenninger Verteidiger passte in die Mitte – genau auf Andy Driendl, dessen harten Schuss Pätzold nicht festhalten konnte, so dass es nach 19:56 Minuten Spielzeit 2:0 für Krefeld hieß.
Nachdem Roland Verwey in der Drittelpause für sein 700. DEL-Spiel (Freitag) geehrt worden war, bot die erste Hälfte des zweiten Drittels gewohnte Bilder: Krefelder Überlegenheit, Schüsse auf das Schwenninger Tor (Mitja Robar und zweimal Josh Meyers), die Pätzold dank freier Sicht gut abwehrte, ohne dass ein Krefelder Stürmer einen Abpraller verwerten konnte, bei Krefelder Scheibenbesitz im Schwenninger Drittel kein Pinguin anspielbereit im Slot. Dann zweimal Glück für Krefeld: in Minute 31 parierte Tomás Duba einen Schuss von O’Connor und zwei Minuten später hätten die Pinguine sich nicht beklagen dürfen, wenn die Schiedsrichter auf Penalty für Schwenningen entschieden hätten, weil Tyler Beechey bei einem Konter der Stock aus der Hand geschlagen wurde. Ins Krefelder Spiel schlichen sich nun Ungenauigkeiten ein, die z.B. bei angezeigter Strafe für Schwenningen eine richtige Chance für die Pinguine unmöglich machten. Als Sascha Goc dann in der Kühlbox saß, dauerte es genau wie zu Spielbeginn 68 bzw. 67 Sekunden, ehe Pätzold erneut bezwungen war. Eine herrliche Kombination des „Zirkus Krone“ wurde von Adam Courchaine auf rechts aus spitzem Winkel abgeschlossen. Nach dem 3:0 stoppte Pätzold noch einen Schuss von Boris Blank und 2:29 Minute vor Drittelende erhielt Nick St. Pierre eine Strafzeit wegen Hakens, aber die Krefelder Abwehr ließ nur eine Chance für Schwenningen zu.
Im letzten Drittel waren 3:21 Minute gespielt, als Boris Blank wegen hohen Stocks mit Verletzungs-folge in die Kabine geschickt wurde. In der fünfminütigen Unterzahl sah es für Krefeld viereinhalb Minuten lang sehr gut aus: mit Leichtigkeit fingen die Krefelder acht Schwenninger Angriffe ab und spielten endlich einmal sicher und effektiv. Zwar musste Tomás Duba einmal in höchster Not bäuchlings auf dem Eis retten, aber es gab auch eine gute Gelegenheit für Kevin Clarke. Die lauter werdenden Anfeuerungsrufe der Krefelder Fans –„Nur der KEV olé“ – dämpfte ein Puckverlust der Pinguine, der über Granath und Beechey zum 1:3 durch Ramsay führte. Den Rest der Strafzeit überstand Krefeld ohne Probleme. In den letzten elf Minuten nach dem dritten Powerbreak sahen die Zuschauer zunächst eine weitere bildschöne Kombination des Zirkus Krone, die Clarke direkt vor Pätzold stehend nicht verwandeln konnte. Dann hatte TDuba zweimal Gelegenheit, sich auszuzeichnen: in Minute 50 parierte er einen harten Schuss von der blauen Linie, den er wohl erahnte, denn sehen konnte er ihn nicht, und wenig später gab es ein längeres Gewühl vor dem Krefelder Tor, das aber ohne Schwenninger Erfolg endete. Auch die Krefelder hatten noch sehr gute Chancen: z.B. bediente Andreas Driendl in der 51. Minute Herberts Vasiljevs, der aus kürzester Distanz erfolglos blieb. Als Schwenningen 3:46 Minuten vor Spielende in Unterzahl geriet und 56 Sekunden später der zweite Schwenninger auf die Strafbank wanderte, gelang es den Pinguinen nicht, das entscheidende vierte Tor zu erzielen, u.a. weil Kevin Clarke in aussichtsreicher Position der Stock brach. Sehr positiv in dieser „erfolglosen“ Phase war Joel Perraults Arbeit vor dem Schwenninger Gehäuse. Als Schwenningen 50 Sekunden vor Schluss wieder komplett war, verließ Pätzold sein Tor – und die Krefelder Fans rauften sich die Haare, als Kevin Clarke zunächst von rechts knapp links und nach Wiedereroberung des Pucks in zentraler Position knapp rechts am Tor vorbei zielte. Wieder in Puckbesitz passten die Krefelder Angreifer sich den Puck zu anstatt einen dritten Torschuss zu probieren. So kam Schwenningen mit 1:3 sehr glimpflich davon, und die Pinguine versäumten es, ihre treuen Fans nach den Niederlagen gegen Berlin und Iserlohn etwas mehr zu verwöhnen. Man hatte eigentlich nie den Eindruck, dass die Wild Wings den Pinguinen wirklich gefährlich werden konnten, so lange diese konzentriert blieben und verspätete Weihnachtsgeschenke wie in Iserlohn oder gegen Berlin vermieden. Gegen die Ingolstädter Panther am Freitag wird es wohl schwerer werden.