Freezers vs. Haie: Gelungener Einstand von Eurosport
Foto: Peter Hauser - www.stock4press.de
Wäre es nach dem Willen Einiger gegangen, dann hätte es am
Freitagabend beim Spiel der Hamburg Freezers gegen die Kölner Haie (3:2) erneut
heftige Fanproteste gegeben. Wie schon beim Spiel der Freezers gegen Mannheim sechs
Tage zuvor (ebenfalls 3:2) wollten die Fans durch eisiges Schweigen sowie
entsprechende Plakate ihr Missfallen an der Leistung ihres Teams und der in
ihren Augen erwiesenen Unfähigkeit des Managements erneut Ausdruck verleihen.
Rückkehrer Alex Barta sollte ebenso freundlich begrüßt
werden wie der Fernsehsender Eurosport, der die Partie der beiden Kellerkinder
im Free-TV übertrug (dazu weiter unten mehr), anschließend sollte wieder Ruhe
einkehren. Das war der Plan. Aber daraus wurde nichts. Eisern hämmerte eine
Gruppe von Trommlern gegen das Schweigen an und spätestens als Alex Barta
Sekunden vor der ersten Pause mit einem tollen Tor den Ausgleich für die
Freezers erzielte, war endgültig klar: Für den Großteil der Hamburger Zuschauer
ist die Welt trotz dürftiger Leistungen ihrer Kufencracks und trotz des miesen
Tabellenstands vollauf in Ordnung.
Während Freezers-Geschäftsführer Boris Capla nach dem ersten
Drittel im Fernseh-Interview wieder einmal darauf hinwies, dass die sportliche
Misere trotz der großen Mühe von Sportdirektor Bob Leslie (und des geschasstenTrainers Bill Stewart) eingetreten sei und er jetzt einmal abwarten wolle, was
denn Leslie für die kommende Saison auf die Beine stelle, zog sich ein Teil der
kritischen Fans frustriert in die Umläufe zurück.
Beinahe enttäuscht zeigten sich ob dieser Entwicklung die
beiden Eurosport-Kommentatoren Sebastian Schwele und Gerhard Leinauer. Hier
herrsche eisige Atmosphäre, hatten die beiden zu Beginn der Übertragung angekündigt.
Um kurz darauf erstaunt zu melden, dass die Fans längst wieder umgekippt seien
und die Feierlaune wieder Einzug in die Color Line Arena gehalten habe.
Und dann legte das Team von Eurosport einen Einstand bei der
DEL-Berichterstattung hin, der sich wahrlich sehen und hören lassen konnte. Fachlich
fundiert gelang es ihnen immer wieder mit ihren angemessenen Kommentaren auch
die nicht ganz eishockey-sattelfesten Zuschauer mitzunehmen. Wohltuend, dass sie im Gegensatz zu ihren oft
selbstverliebt erscheinenden Kollegen von Premiere auch immer wieder Bild und Ton
aus der Halle wirken ließen und sich selbst auf Wichtiges und Interessantes
reduzierten. Angenehm, dass auch diese Beiden die kniffligen Szenen in den
Pausen selber auflösten und nicht irgendwelche Experten ihre leeren Worthülsen
ablassen durften. Weitestgehend frei von Phrasen auch die Pausen-Interviews. Wer
das ewige „First of all congrats“, „What was the key of the game?“ oder noch
schlimmer “Sie haben gewonnen, freuen Sie sich?” der Premiere-Frager nicht mehr
hören kann, durfte erleben, dass es auch anders geht.
Gut auch die Bildführung. Manchmal etwas zu dicht an Mann
und Puck und etwas zu hektisch im Bildschnitt waren die Eurosportler dennoch
fast immer auf der Höhe des Geschehens. Dabei musste man auch nie lange auf
erhellende Wiederholungen warten, sondern bekam die Auflösung undurchsichtiger
Szenen meist unmittelbar per Zeitlupe serviert. Dass Bildschnitt und
Großaufnahmen das Spiel etwas schneller und dramatischer erscheinen ließen als
in der Realität, war sicherlich gewollt und trug zur Spannung beim Zuschauer
bei.
Alles in allem eine rundum gelungene Eishockey-Übertragung,
die Appetit auf mehr macht. (jp)