Freezers vs. DEG: Massenrangelei nach Spielschluss

195 Strafminuten nach Ablauf der
Spielzeit - was war da in Hamburg los werden sich Deutschlands Eishockeyfans
fragen. Vorweg: Wer vermutet, dass Fäuste flogen täuscht sich nicht. Aber: So
dramatisch wie die fast 200 Strafminuten es erscheinen lassen, war es bei weitem nicht.
Was war geschehen? Der Schlusspfiff ertönt, aber Charlie Stephens und
John Tripp haben noch nicht alles geklärt. Der Düsseldorfer beginnt die
Hamburger, vor allem Tripp, verbal zu provozieren. Die ersten Schubser. Ein Linesman
eilt herbei, Hauptschiedsrichter Kadow reißt Stephens zurück. Die beiden
Streithähne gehen jetzt erst recht aufeinander los. Mitspieler beider Seiten greifen ein, allen voran
DEG-Kapitän Daniel Kreutzer. Es entwickelt sich eine unübersichtliche
Situation, beide Teams haben bereits komplett die Bank verlassen, es bilden
sich mehrere Unruheherde. Es gibt zwar keine richtigen Faustkämpfe, aber es
wird geschubst, gerempelt und der ein oder andere Schlag wird ausgeteilt. Einige wenige Spieler entledigen sich ihrer Handschuhe. Den Offiziellen
gelingt es vorerst nicht Ruhe in die Situation zu bringen. Immer wieder neue
Provokationen führen zu weiteren Rangeleien. Erst nach mehren Minuten beruhigt
sich alles, die Spieler beider Teams verlassen nach und nach das Eis in
Richtung Kabine. Ein witziges Bild boten die vier Goalies während der Auseinadersetzung: Sie standen friedlich nebeneinander und beobachteten das Geschehen gelassen aus einiger Entfernung ohne einzugreifen.
Welche Rolle spielten die Offiziellen? Schiedsrichter Stephan Kadow,
der ansonsten eine durchaus passable Leistung geboten hatte, und seine beiden Linesmen schienen mit der Situation schlichtweg überfordert. Das begann schon mit dem verzweifelten Versuch der
Schlichtungen. Hätten sie die Streithähne Stephens und Tripp die Sache mit den
Fäusten klären lassen, wäre vermutlich nichts weiter passiert. Durch das
unkontrollierte Eingreifen eskalierte das Geschehen, in das erst nach und nach iimmer
mehr Spieler eingriffen.
Sind die Strafen gerechtfertigt? Nein – es war zwar eine Massenrangelei, aber allein das wahllose Verhängen von 10 Disziplinarstrafen wirkt übertrieben und mutet wie
ein Akt der Hilflosigkeit an. Da erhalten Spieler wie unter anderem der Hamburger Christoph
Brandner zehn Minuten, weil sie einen Gegenspieler festhalten und nicht mal
aktiv eingreifen. Es hätte vollkommen gereicht, die Verursacher Stephens und Tripp und die zwei, drei weiteren
Hauptakteure zu bestrafen. Gleichzeitig wird durch diese Flut der Strafen ein Ereignis dramatisiert, das so dramatisch nicht war. Beweis dafür, dass Kadow den Überblick verloren hat, steht die Tatsache, dass er zunächst statt des Haupt-Übeltäters Stephens dessen Mannschaftskameraden Darren van Impe mit einer Matchstrafe belegte und diesen Irrtum erst später beim Schreibens des Zusatzberichtes bemerkte.
Wie reagierten die Teams nach Spielschluss? In einem waren sich die
Verantwortlichen beider Teams einig – die Offiziellen waren mit der Situation zum
Spielschluss überfordert. Während die DEG den Zusatzbericht von Kadow
unterschrieb und es dabei beließ, verfasste Hamburgs Geschäftsführer Boris
Capla ebenfalls einen Zusatzbericht, in dem er nach Begutachten der Videobilder seine
– vom Schiedsrichter abweichende –Sicht der Dingen der DEL mitteilt.
Was erwartet die Streithähne? Robert Leask und Daniel Kreutzer sind
auf Grund der Spieldauerdisziplinarstrafen für ein Spiel gesperrt. John Tripp
und Charlie Stephens werden erfahrungsgemäß zwischen zwei und vier Spielen
pausieren müssen, wobei Stephens vermutlich die höhere Strafe auf Grund der
Provokationen, die zu der Situation geführt haben, erhalten wird. (dp)