Freezers taumeln hilflos ins Nichts – 1:5 zuhause gegen Iserlohn

Nach den wütenden Protesten gegen
Freezers-Geschäftsführer Boris Capla vom vergangenen Mittwoch an gleicher
Stelle waren die Hamburger Fans diesmal offensichtlich gewillt, sich wieder in
den Dienst der Mannschaft zu stellen. Zwar gingen zum Spielbeginn wieder weit
über einhundert Plakate mit der Rücktrittsforderung an den erfolglosen Capla in
die Höhe, nach dem ersten Bully aber galten Gesänge und Rufe der Unterstützung
des Teams. Und die Spieler um Kapitän Alexander Barta, der trotz starker Grippe
wieder dabei war, nahmen den erneuten Vertrauensvorschuss ihrer Fans zunächst an.
Knapp 10 Minuten lief der Puck
bei den Gastgebern recht gut und es sah ganz danach aus, als sollte ihnen im
vierten Saisonspiel gegen die Roosters der erste Sieg gelingen. Aber immer
wieder scheiterten sie am Iserlohner Schlussmann Maracle, der mit stoischer
Ruhe und all seinen körperlichen Vorzügen sein Tor schlichtweg gegen alle
Hamburger Angriffsbemühungen verrammelte.
In der neunten Minute brach das
Elend wieder über die Freezers herein. Es begann mit einer Zwei- Minuten-Strafe
für den Iserlohner Wren. Die Hamburger, mit dem zweitschlechtesten Powerplay der
Liga ausgestattet, bekamen ob der numerischen Überlegenheit prompt wieder das
Flattern. Ein schlampiger Pass von Gratton über maximal vier Meter verirrte
sich zwischen den Füßen des überforderten Brandner, der Puck landete bei Iserlohn
und kam schließlich via Pyka zu Kavanagh, der den Hamburger Backup-Goalie
Dshunussow elegant umrundete und zum 1:0 für die Gäste einnetzte. 18 Sekunden
später sollte alles noch viel schlimmer kommen. Noch während derselben
Strafzeit legten die Rooster ihren zweiten Shorthander nach.
Freezers-Verteidiger Rob Leask sprang ein harmloser Querpass über den Schläger,
Tyler Beechey macht das Gleiche wie sein Kollege Kavanagh kurz zuvor und
Iserlohn führte 2:0.
Die anschließende Auszeit sollte
aber das einzige Lebenszeichen bleiben, das in der Folge von der Hamburger Bank
kam. Ein verzweifelt vor sich hin starrender Boris Capla und ein regloser Bill
Stewart mussten mit ansehen, wie die Freezers plan, hilf- und ratlos übers Eis
stolperten. Trauriger Höhepunkt und bezeichnend für die Konfusion auf Hamburger
Seite die Szene in 24. Minute als sich Benoit Gratton und Francois Fortier
völlig unbedrängt im Angriffsdrittel gegenseitig über den Haufen fuhren und im
Gegenzug Read fast das dritte Iserlohner Tor erzielt hätte.
Dann kamen die 10 Minuten des
Robert Hock. Der 35jährige Iserlohner erhöhte in der 29. Minute zum 3:0, legte
acht Minuten später das 4:0 nach und brachte in der 39. Minute seinen Mannschaftskollegen
Blanchard ins Spiel. Dessen Schuss zum 5:0 besiegelte das Hamburger Schicksal
an diesem Tag unwiderruflich. Die Fans schlossen sich dem blutarmen Spiel einer
sich kampflos ergebenden Freezersmannschaft an und schwiegen beharrlich, so
dass das Kratzen der Kufen auf dem Eis streckenweise die einzigen Geräusche in
der mit knapp 10.000 Zuschauern wieder recht gut gefüllten Color Line Arena
waren.
Nach der letzten Pause begannen
die Iserlohner im sicheren Gefühl der Hamburger Ohnmacht kollektiv mit dem gemütlichen
Auslaufen. Hamburgs Coach Bill Stewart gab mit der Auswechslung der Torhüter
ein allerletztes Lebenszeichen für diesen Nachmittag von sich und schickte
Goalie Nummer drei, Tobias Güttner, für den glücklosen Daniar Dshunussow
zwischen die Pfosten. Der konnte immerhin in den letzten 20 Minuten sein
Gehäuse frei von Gegentoren halten. Was aber in der Color Line Arena ebenso
wenig jemanden freute wie das „Ehrentor“ der Freezers durch Sevo in der 55.
Minute.
Für die Roosters, die immer einen
Schritt schneller und wacher als die Hamburger waren, war es ein leicht und vor
allen Dingen hoch verdienter Drei-Punkte-Sieg, der von den ersten 10 Minuten
abgesehen kaum einen Iserlohner Akteur ins Schwitzen gebracht haben dürfte. Ulrich
Liebsch, der für den wegen der Erkrankung seiner Frau abwesenden Rick Adduono, gemeinsam mit seinem Kollegen Bernd
Haake an der Iserlohner Bande stand, attestierte seinem Team Charakterstärke.
Eine Eigenschaft, die Freezers-Coach seinen Spielern nicht zuordnen mochte: „Ob
ich noch der richtige Mann für die Freezers bin, weiß ich nicht. Ich komme
jeden Tag zur Arbeit und gebe 100 Prozent.“
Die Freezers taumeln derweil immer
weiter dem Niemandsland in der Tabelle entgegen. Bereits am Mittwoch geht es in
die nächste Runde, wenn die Straubing Tigers zu Gast in der Color Line
Arena sind. (jp)
Hamburg Freezers – Iserlohn Roosters 1:5 (0:2, 0:3, 1:0)
TORE:
0:1 (09:58) Kavanagh (Pyka, Dück) – SH1
0:2 (10:16) Beechey – SH1
0:3 (28:55) Hock (Wolf, Sulkovsky) - EQ
0:4 (36:21) Hock (Tapper, Wolf) – PP1
0:5 (38:18) Blanchard (Hock, Sulkovsky) – EQ
1:5 (54:29) Sevo (Aab) - EQ
TORSCHÜSSE: Hamburg 31 (10-10-11) – Iserlohn 21
(05-10-06)
SCHIEDSRICHTER: Martin Reichert ZUSCHAUER:
9.866
STRAFEN: Hamburg 18 Minuten - Iserlohn 20 Minuten