Freezers nach 2-Punkte-Sieg in Hannover weiter an der Spitze
Es hätte auch alles ganz anders kommen können. Hätten zum
Beispiel die Scorpions ihre starke Phase zu Beginn des letzten Drittels in Tore
ummünzen können - was ein höchst
aufmerksamer Boris Rousson im Freezers-Tor ein ums andere Mal aber verhinderte
– dann wären sicherlich drei Punkte an der Leine geblieben (Für
Nicht-Niedersachsen zur Erinnerung: Die Leine ist der Fluss, der durch Hannover
fließt). Andererseits: Hätten die Freezers nach ihrer 3:0-Führung nicht so
plötzlich und unerklärlich den Faden verloren und durch katastrophale
individuelle Fehler (Boileau) den Scorpions zumindest die beiden
Anschlusstreffer geschenkt, dann wären statt der zwei satte drei Punkte an die
Elbe gewandert.
So oder so: Es war ein spannendes Eishockey-Match auf gutem
Niveau. Hannover hatte den besseren Start mit einer Riesenchance durch Bekar
gleich nach 40 Sekunden und einer weiteren durch Robitaille in der 56. Sekunde.
Nach einem hässlichen Stockschlag gegen den Hamburger Goalie Rousson in der
zweiten Minute – den Schiri Oswald großzügig übersah, obwohl er nur knapp drei
Meter daneben stand – wendete sich langsam das Blatt zugunsten der Gäste. Erst
ein Warnschuss des immer stärker werdenden Christoph Brandner, den Scorp-Keeper
Jung abwehren konnte, dann die Führung der Gäste durch eine feine
Einzelleistung von Jacek Plachta, der sich durchgespielt und dann ins lange Eck
abgezogen hatte.
Stellten sich zu diesem Zeitpunkt zwei Fragen: Hätte Alex
Jung den Schuss halten können und warum saß zu diesem Zeitpunkt der Hamburger
Cory Cross auf der Strafbank? Um Frage 1 beantworten zu können, hätte man
sicherlich hinter dem Hannoveraner Tor sitzen müssen (was der Autor nicht tat)
und die Antwort auf Frage 2 kennt bestenfalls Schiedsrichter Oswald. Obwohl man
sich da nicht so ganz sicher sein kann, nach dieser ziemlich diffusen und
eigenwillig-kleinlichen Regelauslegung des Unparteiischen. Dabei hatte
Scorpions-Coach Zach den Mann im gestreiften Jersey doch extra frühzeitig zu
sich an die Bande gerufen, um ihm ein paar Worte mit auf den Weg zu geben…
Wie auch immer. Diesem Tor in Unterzahl ließen die Freezer
in 15. Minute das 2:0 durch Brandner folgen als mit Hlinka und Goc gleich zwei
Hannoveraner auf der Strafbank saßen. 48 Sekunden nach der ersten Pause nutzten
die Hamburger durch Francois Fortier gleich noch eine Überzahl aus (Ex-Freezer Dan
Lambert durfte „einsitzen).
Wer jetzt geglaubt hatte, der Tabellenführer aus der
Hansestadt würde das deutliche 3:0 in bekannter Manier nach Hause bringen, rieb
sich in der Folgezeit verwundert die Augen. Aus war’s mit der Ordnung in der
Hamburger Abwehr. Mutete das 1:3 für die Scorpions durch den Ex-Hamburger Dolak
noch wie ein Ausrutscher an, war spätestens nach dem zweiten Hannoveraner
Treffer durch Eric Nickulas klar, dass die Zach-Truppe wieder im Spiel war. Und
wie! Der Ausgleich in der 34. Minute durch Derek Bekar war beinahe logisch und
zu diesem Zeitpunkt auch verdient.
Die starke Hannover-Phase hielt über die zweite Pause hinweg
bis etwa zur Mitte des letzten Spielabschnitts – mit teilweise turbulenten
Szenen vor dem Freezers-Gehäuse. Mit Glück, viel Einsatz und einem Boris
Rousson, der sich wieder seiner Bestform nähert, überstanden die Gäste alle
kritischen Situationen und tasteten sich dann ihrerseits langsam wieder in die
Nähe eines möglichen Siegtores, das exakt 55 Sekunden vor dem Ende auch fast
gefallen wäre, als Alan Letang nach einem schönen Pass von Cory Cross nur knapp
verzog.
In der Overtime standen dann plötzlich wieder die Freezers
des ersten Drittels auf dem Eis. Ruck-zuck lief der Puck ins Hannoveraner
Drittel zu Brad Smyth. Der Neu-Freezer tat das, was er am besten kann: Er
fackelte nicht lange und haut das Ding
in die Maschen. So trocken wie sein Schuss auch der Kommentar des derzeit
zweitbesten Scorers der Liga: „Genau dafür werde ich bezahlt“.
Ein Zwei-Punkte-Sieg für die Hamburg Freezers, die damit
auch nach dem dritten Spieltag die Spitze der Liga behaupten. Eine Ein-Punkt-Niederlage
für die Scorpions. Ein gerechter Spielausgang? Na ja, es hätte auch alles ganz
anders kommen können. Aber das haben wir ja schon eingangs besprochen… (jay)
Foto by MendaxPress