Freezers: Heim-Drama ohne Ende - und Stewart will mehr Macht
Acht Niederlagen in 12 Heimspielen. Vom ausgegebenen Saisonziel (Platz 1 bis 4) weiter entfernt als je zuvor in den vergangenen Jahren. Selbst das mittlerweile nach unten korrigierte Ziel (Platz 6) rückt in rasender Geschwindigkeit in immer weitere Entfernung. Sollte das Team in den Heimspielen weiter derart desolat auftreten, geraten auch noch die Pre-Playoff-Plätze massiv in Gefahr.
Jede Menge Probleme auf dem Eis also. Es müssen dringend Ideen her, wie das Trainergespann Stewart und Leslie endlich den Knoten in den Köpfen der Spieler lösen kann. Denn dass in dem Team wesentlich mehr steckt, als es in der heimischen Color Line Arena – und trotz der Erfolge auch in vielen Auswärtsspielen – zeigt, ist unbestritten. Francois Fortier, Christoph Brandner, Benoit Gratton und selbst ein Marc Beaucage - um nur mal einige Beispiele zu nennen - haben sogar schon im Freezers-Trikot bewiesen, dass sie zu mehr fähig sind. Es mutet fast wie Hohn an, dass ein John Tripp in der Nationalmannschaft unter Nationalcoach Uwe Krupp zu den Stützen gehört, wenige Tage darauf im Vereinsdress aber unbeweglich, rat- und hilflos übers Eis stolpert.
Es ist offensichtlich: Es stimmt was nicht im Team der Freezers. „Das kommt davon, wenn nur fünf Spieler Leistung bringen und der Rest schaut zu“, lautet die verbitterte Analyse von Kapitän Alexander Barta. „Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen“, sagt dagegen Verteidiger Stephan Retzer, neben Barta noch einer der Konstantesten im Team, „es bringt nichts, wenn wir uns jetzt gegenseitig zerfleischen.“
Wohl wahr. Umso erstaunlicher ist es, dass ausgerechnet in dieser Situation jetzt auch noch Zwist hinter den Kulissen ausbricht. Coach Bill Stewart, vom Negativ-Rekord seines Vorgängers Mike Schmidt nicht weit entfernt, fordert ungeachtet des sportlichen Dilemmas mehr Macht und mehr Geld. Der 50jährige Kanadier, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, verlangt einen Zwei-Jahres-Kontrakt mit höheren Bezügen. Außerdem will er den Einfluss von HEC-Geschäftsführer Boris Capla auf die Kader-Zusammenstellung reduzieren und selbst gemeinsam mit Bob Leslie für Neu-Verpflichtungen verantwortlich sein. Ein einerseits verständlicher Wunsch, wenn man sich das Ergebnis der Capla’schen Personalpolitik der vergangenen Jahren anschaut. Andererseits mutet eine derart öffentlich und ultimativ vorgetragene Forderung fast wie Erpressungsversuch an. „Ich habe andere Angebote und werde nicht ewig auf die Freezers warten“, untermauert Stewart sein Ansinnen auf psychologisch nicht gerade geschickte Art und Weise.
Bedauerlicherweise hatte sich Capla zunächst auf dieses Spielchen eingelassen und gab seine erste Antwort ebenfalls über die Medien. „Ich sehe keine Notwendigkeit, den Vertrag mit Stewart zum jetzigen Zeitpunkt zu verlängern“, erklärte der Freezers-Manager gegenüber der Presse. Um kurz darauf, wiederum öffentlich, hinterher zu schieben: „Es gibt genügend Andere, die gern für unsere Organisation arbeiten würden.“ Auch nicht gerade die geeignete Art, um die Situation zu entkrampfen.
Passend zum aufkommenden Tohuwabohu rund um die Hamburger Schnackenburgallee trat beim letzten Heimspiel der Freezers gegen Krefeld (3:5) eine Samba-Band auf, die just in dem Moment zu fröhlichen Rhythmen anhub, als die Mannschaft verzweifelt gegen den Untergang kämpfte, und den Fans damit jegliche akustische Unterstützung ihres Teams unmöglich machte. Zu allem Überfluss ließ sich die Mannschaft am vergangenen Wochenende auch noch für einen Sponsorentermin (Holsten) mit Bierflaschen in der Hand und Zipfelmützen auf dem Kopf ablichten. Ein Bild, das nun wahrlich nicht in die Zeit passt.
Immerhin lud Capla Stewart und Leslie für vergangenen Sonnabend zum Krisengipfel. Die Beteiligten hielten sich anschließend bedeckt, aber wenn man dem Hamburger Abendblatt Glauben schenken darf, wurde immerhin vereinbart, die Auseinandersetzung intern weiterzuführen. Ein löblicher Entschluss! Denn für HEC-Chef Capla kann es jetzt nur ein Ziel geben: Ruhe an allen Fronten und vor allen Dingen endlich Erfolge auch auf eigenem Eis. Am Dienstagabend sind die Augsburger Panther in der Color Line Arena zu Gast. Ausgerechnet das Team von Max Fedra, der in der ersten Freezers-Saison noch als Geschäftsführer für die sportlichen Belange in Hamburg zuständig war und der nicht gerade im Frieden mit Boris Capla die Hansestadt verließ. Nicht auszudenken, sollte auch noch das 13. Heimspiel der Freezers in die Hose gehen… (jay - Foto by City-Press)