Freezers fehlt Zehntelsekunde zum Sieg über Eisbären Berlin – Hamburg 4:3 n.P.

Zwei Dinge bestimmten vor Spielbeginn zunächst die Gespräche in der o2 World: Zum einen die offizielle Vollzugsmeldung des Zugangs der NHL-Stars Claude Giroux und Daniel Brière. Am kommenden Dienstag werden sie in der Hauptstadt erwartet. Für das nächste Heimspiel gegen die Köln Haie ist ihr Debüt geplant. Giroux und Brière sandten schon mal Grüße per Videoeinspieler nach Berlin. Zum anderen gab es vor dem ersten Bully großen Bahnhof auf dem Eis: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit überreichte gemeinsam mit Eigner-Gattin Nancy Anschutz den Meister-Spielern die schon obligatorischen Champions-Ringe. Der scheue Stifter, Philip F. Anschutz, betrachtete sich die stimmungsvolle Zeremonie allerdings mit etwas Abstand. „Wir sind alle ziemlich stolz auf diese Ehrung und hoffen natürlich, dass am Ende dieser Saison ein weiterer fällig wird“, sagte Eisbären-Kapitän André Rankel.
Doch gegen Ende lieferte die Partie selbst neuen, aufregenden Gesprächsstoff. Die Trainer, Benoit Laporte für die Freezers und Don Jackson für die Eisbären, waren sich einig, so etwas noch nie erlebt zu haben. Doch der Reihe nach: Trotz früher Führung durch Matt Foy (2. Spielminute) gelang es den Eisbären nur partiell, an das sehr gute letzte Drittel in Nürnberg anzuknüpfen, in dem sie vieles deutlich besser machten als in den beiden Abschnitten zuvor und durch Mads Christensen zum späten Siegtreffer kamen. Nach Hamburgs Ausgleich durch Brandon Reid (16.) hatten die Gäste in der Folge mehr vom Spiel, wirkten insgesamt stabiler als die Hausherren. Während die Berliner noch auf ihre Lock-out-Spieler warten, geht Jamie Benn von den Dallas Stars für die Freezers bereits auf Torejagd. In der 33. Minute brachte der 23-jährige Kanadier die Gäste in Front und legte für Colin Murphy (39.) zum 3:2 auf. Laurin Braun (37.) traf für die Eisbären zum zwischenzeitlichen Ausgleich.
Die knappe Führung der Freezers hatte bis in die Schlussphase der ereignisreichen Begegnung hinein Bestand. Die Eisbären mühten sich bis dahin vergeblich, zum erneuten Ausgleich zu kommen. Don Jackson zog alle Register, nahm eine Auszeit und Minuten vor der Schlusssirene in Überzahl Rob Zepp für einen weiteren Feldspieler vom Eis. Doch die Hanseaten verteidigten hart und clever und Dimitrij Kotschnew hielt, egal was auf ihn zukam. Die Uhr tickte gnadenlos herunter, die ersten Zuschauer strebten angesichts der unvermeidlich erscheinenden Niederlage ausgerechnet gegen den unbeliebten Bruderclub gen Ausgang. Was dann passierte, kommentierte Freezers-Kapitän Christoph Schubert kopfschüttelnd so: „Es ist zum Verrücktwerden! Wir haben das Spiel so lange dominiert, und dann vergessen wir, dass ein Spiel eben genau 60 Minuten dauert und nicht 59:59!“ André Rankel hatte buchstäblich in letzter Sekunde abgezogen und Frank Hördler fälschte die Scheibe zum nicht mehr für möglich gehaltenen 3:3-Ausgleich für die Eisbären ab. Die o2 World stand Kopf. „Ich hab mich einfach nur gefreut in diesem Moment“, erzählte Hördler, dem der Treffer erst später gutgeschrieben wurde, „das war auch einfach super geschossen von André und vielleicht wäre der auch so reingegangen.“ Es war nicht Rankels letzter Beitrag zum Spiel, über den er hinterher sagte: „Ich wusste nur, dass es spät war. Der Puck musste aufs Tor. Ich machte noch einen Schritt zur Mitte, zog ab und Frank fälschte ab.“ Eine Zehntelsekunde zeigte die Uhr nach dem Einschlag an. Die fällig gewordene Verlängerung blieb torlos, den entscheidenden Penalty verwandelte Kapitän André Rankel. „Das war eine gute Woche für uns. Ich denke, wir sind jetzt auf einem sehr guten Weg, auch wenn wir noch viel Arbeit vor uns haben.“
Eisbären Berlin – Hamburg Freezers 4:3 n.P. (1:1; 1:2; 1:0; 0:0)
Tore: 1:0 (2.) Foy – Mulock, Tyson/Supis, L.; 1:1 (16.) Reid – Festerling/Murphy; 1:2 (33.) Benn – Murphy/Pettinger; 2:2 (37.) Braun, L. - Foy; 2:3 (39.) Muphy – Benn/Pettinger PP; 3:3 (60.) Hördler – Rankel/Busch; 4:3 (Penalty) Rankel
Schiedsrichter: Bauer/Brill
Strafen: 12/12
Zuschauer: 14.200 (ausverkauft)