Frankfurt: Der Boss fehlt

Vier Spiele müssen die Frankfurt Lions binnen der nächsten sieben Tage
absolvieren, drei davon zu Hause. Eigentlich eine optimale Voraussetzung, sich
mit vielen Punktgewinnen in den Top Acht der Tabelle zu etablieren. Vor dieser
einmal mehr Richtungsweisenden Woche haben die Verantwortlichen der Lions
versucht, nach außen ein wenig Druck von der Mannschaft zu nehmen. Nachdem
Manager Fliegauf am Tag nach der schwachen Vorstellung in Ingolstadt noch enttäuscht
ankündigte, dass vielleicht erst Konsequenzen das Team aufrütteln könnte, hieß
es vor dem heutigen Spiel gegen die Nürnberg Ice Tigers, dass dies vorläufig
nicht der Fall sein wird. Auch im Fall Dan Corso wurde zurückgerudert und
gesagt, dass er wirklich ernster am Knöchel verletzt sei, wie zuvor angedeutet
und deswegen auch nicht spielen könnte.
So fehlen Trainer Chernomaz erneut fünf Spieler am heutigen Abend. Neben Corso
ist Sulkovsky zwar wieder im Training, aber für einen Einsatz noch nicht 100%ig
fit. Simon Danner ist nach seiner Spieldauerdisziplinarstrafe gegen Ingolstadt
gegen Nürnberg gesperrt, darf aber in der 2. Bundesliga für Freiburg spielen,
da die Sperre nur die DEL betrifft. Dazu kommen die Langzeitverletzten Young und
Jocher. Vor allem das Fehlen dieser beiden Spieler ist derzeit hart für die
Lions. „Es fehlt unser Boss auf und neben dem Eis“, sagte Chernomaz. Gemeint
ist damit Kapitän Jason Young. „Gerade in kritischen Situationen schieben die
Spieler die Verantwortung zum nächsten. Es fehlt einer, der die anderen mitreißt,
und wenn es nötig ist, auch mal einen Tritt in den Allerwertesten verteilt“,
so Chernomaz weiter. Seitdem Young verletzungsbedingt fehlt, übt Martin Reichel
das Kapitänsamt aus und macht seine Sache sehr gut. Reichel spielt seit dem
deutlich stärker und geht vorbildlich ran, den „Boss“ kann aber in dieser
Mannschaft keiner ersetzen.
Jocher fehlt den Lions aufgrund seiner positiven Einstellung und seiner
Lockerheit. Er bringt Stimmung ins Team, und er ist wegen seines unermüdlichen
Einsatzes sehr anerkannt. Aber leider ist auch Jocher verletzt. So müssen es
weiterhin die anderen richten, und die haben genug Talent, um die anstehenden
Spiele zu gewinnen. „Aber auch die talentiertesten müssen hart arbeiten, um
Erfolg zu haben“, ergänzt Fliegauf. Jetzt, wo sich die Runde mehr und mehr
dem Ende neigt, werden die Spiele von den Mannschaften gewonnen, die den größten
Willen haben. In den letzten beiden Jahren ein Vorteil und Markenzeichen der
Lions. Vielleicht hat der Erfolg aber auch bequem gemacht. Diese Aussage gilt es
zu widerlegen.
Am Sonntag spielen die Lions wohl zum letzten Mal, es sei denn man trifft sich
in den Play-offs, an der Düsseldorfer Brehmstraße. Obwohl mit deutlich mehr
Punkten auf der Habenseite für DEG Manager Lance Nethery kein einfaches Spiel.
„Wir haben zwei Mal gegeneinander gespielt und dabei ging es immer ins
Penaltyschießen. Ich denke, es wird wieder ganz knapp ausgehen“, erwartet der
Ex-Manager der Lions ein enges Spiel. (Frank Meinhardt)