Frank Hördler: „Dass es heute hart wird, war uns klar“
Der Jubel im pickepackevollen Wellblechpalast war heftig. Nationalverteidiger Frank Hördler hatte in der dritten Spielminute der Verlängerung zum Serien entscheidenden 4:3-Siegtreffer für die Eisbären eingeschoben. „Es war ein Sahnepass von Nathan Robinson, der haargenau auf dem Schlägerblatt landete. Eigentlich konnte ich nicht mehr viel falsch machen“, wollte der Siegtorschütze gar nicht so viel Aufhebens um sein persönliches Erfolgserlebnis machen. „Es liegt an unserem System, dass ich dort stand. Meist ist es Andy Roach, der so weit vorn auftaucht. Nun war es mal ich.“ Es war erst Hördlers zweiter Saisontreffer überhaupt, dafür ein ausgenommen wichtiger. „Mir ist bei Nantes Tor in der Overtime ein Stein vom Herzen gefallen“, gestand Teamkollege André Rankel, der kurz vor Ende der regulären Spielzeit allein stehend vor Freezers-Keeper Jean-Marc Pelletier eine Chance zum Siegtreffer vergeben hatte.
Die Hansestädter wehrten sich mit allen Mitteln gegen das Aus im Viertelfinale und zeigten Qualitäten, die sie zu oft in den drei klar verlorenen Spielen vorher vermissen ließen. "Dass sie es uns heute schwer machen würden, war uns schon klar", bekannte Frank Hördler. Die Eisbären hatten bei mehreren Pfostentreffern der Hamburger sogar noch das Glück auf ihrer Seite. Die Serie um noch ein weiteres Match zu verlängern gelang den Freezers allerdings nicht mehr.
Für Freezers-Coach Bill Stewart war es kein Zufall, dass ausgerechnet einer der jungen deutschen Spieler der Eisbären für die Entscheidung gesorgt hatte: „Es ist bemerkenswert und verdient Respekt, zu welcher Art Spieler Manager Peter John Lee und Trainer Don Jackson Jungs wie André Rankel, Alexander Weiß, Florian Busch und auch die drei jungen deutschen Verteidiger geformt haben. Das macht einen guten Klub aus. Wir müssen nun nach Hause gehen und aus dieser Serie für die Zukunft lernen. Respekt gebührt den Eisbären, ihren Spielern und auch Fans dafür, wie sie sich nach der Verletzung Alex Bartas verhalten haben. Er freut sich sehr über die Aufmerksamkeit und guten Wünsche, die ihm von Berlin aus von allen Seiten entgegen gebracht werden. Es ist gut zu wissen, dass es nicht jedem immer nur um Erfolg oder Geld geht.“
Mit André Rankel erwähnte Bill Stewart einen Berliner Spieler, dessen Beitrag zum Halbfinaleinzug immens wichtig war. Seine Leistung half dabei, die Ausfälle der Führungsspieler Steve Walker, Denis Pederson und auch Sven Felski, der während des Spiels das Eis verletzt verlassen musste, zu kompensieren. Beeindruckend etwa seine Schusstechnik bei seinem zweiten Tor an diesem Abend. Nur dort, wo der Puck einschlug, passte er auch hin. „Nach dem 0:2 und als auch noch Felle ausfiel, sind wir schon in ein Loch gefallen, aber wir haben wieder raus gefunden. Das war letztlich das Entscheidende“, erklärte der gebürtige Berliner den Erfolg seiner Mannschaft. Seine eigene Leistung dagegen kann er kaum erklären: „Nach meiner langen Verletzung habe ich schon eine Weile gebraucht. Ich weiß nicht so recht warum, es läuft halt einfach. In der Reihe mit Tyson Mulock und Mark Beaufait ist es aber auch einfach super.“
Eisbären-Coach Don Jackson weiß, was er an seiner jungen Garde hat: „Ich bin einfach nur stolz auf meine Spieler. Wir sind heute schlecht gestartet und mit 0:2 in Rückstand geraten. Dann aber hat meine Mannschaft Charakter gezeigt und ist zurückgekommen. Es ist phantastisch, wie sie die Ausfälle ausgeglichen hat. Rankel, Hördler, die ganze Mannschaft hat hart gekämpft und ist am Ende dafür belohnt worden.“
Einer, der - wie fast in der gesamten Saison - dieser Tage kaum in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt wird, muss nun doch dringend mal erwähnt werden: Verteidiger Brandon Smith! Unauffällig aber effektiv erledigt der 34-jährige Routinier seinen Job, springt für andere in die Bresche, stopft Löcher und steuert nun zudem auch noch Tore und Vorlagen bei. Bei allem berechtigten Hype um die Jungstars der Eisbären, ohne die Zuverlässigkeit eines Brandon Smith funktionierte es nicht. Vom vermeintlich schlechtesten Ausländer im Kader der Eisbären entwickelte sich Smith immer mehr zu einer soliden Säule im Team der Hauptstädter.
Nun warten die DEG Metro Stars im Halbfinale auf die Eisbären. Die Rheinländer kommen gerade rechtzeitig zu den Play-offs in ihre beste Verfassung. Als Qualifikant gerade noch über die Pre-Play-off ins Rennen um die Meisterschaft gerutscht, eliminierten sie im Viertelfinale überraschend keinen Geringeren als den Vorrundenersten aus Nürnberg. Anknüpfungspunkte gibt es für diese Serie zwischen Eisbären und DEG genug. Im DEL-Finale 2006 standen sich beide Teams gegenüber, der heutige Eisbären-Coach Don Jackson da noch auf Seiten der Düsseldorfer, die Hauptstädter aber holten sich ihren zweiten Titel in Folge. Und der Name Peter John Lee hat dort noch immer einen guten Klang. Zunächst heißt es ein wenig relaxen, die Beine frisch bekommen. „Dann aber werden wir bereit sein für die DEG!“, gibt sich André Rankel gleich wieder kampfeslustig. (mac/ovk)
Foto by City-Press : Einen Augenblick vor dem Siegtreffer in der Overtime - Frank Hördler in Schussposition vor Jean-Marc Pelletier