Finale furioso – Der Meisterpokal bleibt in Berlin

Noch bevor die letzten zehn Sekunden des absolut letzten
Spiels der DEL-Saison 2005/06 im Wellblechpalast von den Eisbärenfans herunter
gezählt wurden, stand fest, dass der alte auch der neue Deutsche Meister im
Eishockey sein würde – der EHC EISBÄREN BERLIN.
Die DEG Metro Stars hatten sich nach Leibeskräften gewehrt,
doch auch gegen die Eisbären des aktuellen Jahrgangs war kein Kraut gewachsen.
Auf jede „Frage“, die ihnen vom Gegner gestellt wurde, wussten die Berliner
eine passende Antwort. So auch im Schlussabschnitt, als DEG-Coach Don Jackson
nahezu permanent mit einem Mann mehr, dafür aber ohne Torhüter das Gehäuse von
EHC-Keeper Tomás Pöpperle belagern ließ, behielten die Eisbären die Nerven.
Die Analyse der kommenden Tage wird genau einzugrenzen,
welche Faktoren die ausschlaggebenden für den erneuten Titelgewinn der Eisbären
waren. Ganz sicher war es jedoch die Ausgeglichenheit des Eisbärenkaders bis in
die vierte Reihe hinein, die gelungene Mischung aus Alt und Jung, das Vertrauen
in die jungen Spieler, welches die Hördler, Jarrett, Gawlik, Mueller, Pöpperle,
Busch, Baxmann, Draxinger und Rankel mit Leistung zurückzahlten.
Für die DEG Metro Stars jedoch gibt es nach dieser Saison
nichts zu bedauern, auch wenn der erhoffte große Wurf noch ausblieb. Zu Recht
zollten die Eisbärenfans dem sportlichen Gegner lautstark Respekt, als es aus
der Berliner Fankurve „Heja, heja DEG!“ schallte.
Mit dem in Düsseldorf angekündigten Nachwuchsprojekt sind
die notwendigen Schritte eingeleitet, die dafür sorgen können, dass es
zukünftig häufiger zur reizvollen Finalkonstellation Eisbären Berlin gegen
Metro Stars kommen kann. Dass die DEG-Fans bereits meisterlich sind, bewiesen
sie durch die unglaubliche Atmosphäre,
die sie in Spiel 2 im guten alten Eisstadion an der Brehmstraße erzeugten.
Stefan Ustorf erinnerte nach dem letzten Finalmatch noch
einmal an den Saisonbeginn, als er sagte: „Kaum einer hat es dieser jungen
Truppe anfangs zugetraut, dass eine Wiederholung des Vorjahreserfolgs möglich
sein konnte. Doch alle haben die Erwartungen erfüllt und nun stehen wir wieder
mit dem Meisterpokal in den Händen da, obwohl zu Beginn auch in der Presse
vieles schlechter gemacht wurde als es war. Wir alle können mächtig stolz auf
das Erreichte sein!“
Unter den Augen von Nationalcoach Uwe Krupp errang die
jüngste Eisbärenmannschaft aller Zeiten die Deutsche Meisterschaft. Und es wird
sicher einige junge Deutsche aus dem Eisbärenkader geben, die man bereits bei
der B-WM in wenigen Wochen im Trikot von Team Germany um die Rückkehr in den
A-Pool wird kämpfen sehen. Um die Nominierung von Florian Busch, Frank Hördler
und Christoph Gawlik sowie die erfahrenen Sven Felski und Stefan Ustorf wird
Krupp wohl nur schwer herum kommen.
Derrick Walser, einer der wohl spektakulärsten Spieler der
DEL, wurde von einem Fachgremium zum Playoff-MVP gewählt. Eine Ehrung, deren
Berechtigung der kanadische Eisbären-Defender mit seinem Klasse Sololauf zum
vorentscheidenden 5:2 wenige Sekunden vor Ende des Mittelabschnitts noch einmal
zusätzlich untermauerte.
Väter des Erfolges gibt es in Berlin einige. Vor allem ist
es aber Coach Pierre Pagé, der nie von seinem Konzept abrückte, auf die Jugend
zu setzen. Manager Peter John Lee ist ein weiterer, der nach Richard Mueller in
der vorigen in dieser Saison auch noch Patrick Jarrett und Goalie Tomás
Pöpperle aus dem Hut zauberte, als die meisten seiner Kollegen behaupteten der
Spielermarkt sei leergefegt. Oder Hartmut Nickel, der sein Fachwissen
einbringt, um die Organisation sportlich voran zu bringen. Es gäbe noch einige
mehr zu nennen.
Bis in die Nacht hinein wurde im Hohenschönhausener
Sportforum der zweite Titelgewinn in Serie zünftig gefeiert. Für Samstag ist
dann die ultimative Meisterfeier geplant, bei der es noch einmal hoch her gehen
wird. Ein letztes Mal in dieser so erfolgreich zu Ende gegangenen Saison wird
der Wellblechpalast erbeben.
Matthias Eckart/ Oliver Koch
Foto: City-Press
EHC Eisbären Berlin – DEG Metro Stars 6:2 (1:2; 4:0; 1:0)
Tore:
0:1 (05:30) Kreutzer – Kathan/ Jakobsen PP2
1:1 (15:45) Ustorf – Pederson PP1
1:2 (19:00) Johnson – Tory
2:2 (25:44) Fairchild – Felski PP1
3:2 (29:57) Quint – Fairchild/ Ustorf
4:2 (30:45) Jarrett – Gawlik
5:2 (39:51) Walser PP1
6:2 (43:35) Leask – Ustorf
Schiedsrichter: Looker
Strafen: 16/ 20
Zuschauer: 4695 (ausverkauft)
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