Fazit 13. Deutschland - Cup
WM-Auftakt: Österreich trifft auf zwölf NHL-ProfisDas 13. (in der DEB-Pressemitteilung wurde Nummer 10, aus welchen Gründen auch immer,
verschwiegen) Turnier seiner Art, zum dritten Mal in der Preussag Arena in Hannover ausgetragen,
brachte sportlich keine Überraschung, geschweige denn eine Sensation. Bundestrainer Hans Zach:
“Es war ein sehr gutes Turnier auf hohem Niveau mit sehr guten Mannschaften.” Wenn die mitunter
peinlichen Kommentare des Pausen-Moderators ausgeblieben wären, hätte man durchaus von einem
sehr guten Gesamteindruck sprechen können; denn die Organisation, geleitet von Turneirdirektor
Marco Stichnoth, im “Hauptberuf” Teamleiter der heimischen Hannover Scorpions, gab zur keiner
negativen Kritik Anlass. Auch der Hallensprecher hinterließ einen wesentlich angenehmeren (weil
neutraleren) Eindruck als bei den Ligaspielen. Dass die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten,
vertreten durch die ARD, zwei Partien größere Direktübertragungen widmeten, darf getrost als das
Positivste am ganzen Cup bewertet werden.
Kanada, angetreten mit zwölf DEL-Cracks, vier Spielern aus den Minors, jeweils zwei “Finnen” und
“Schweizern” sowie zwei NHL-Akteuren, gewann den Wettbewerb relativ locker und leicht. 4:1
gegen die Eidgenossen, 3:1 gegen ihre nordamerikanischen Kontrahenten und letztlich 2:0 gegen
Gastgeber Deutschland bedeutete Platz eins. Die Truppe von Chefcoach Gary Green (“Das Niveau
unseres Teams war bedeutend höher als das der Vorjahre”) sowie seinen Assistenten Mike Kelly und
dem Debütanten Chris Valentine sammelte wenig Strafminuten und erwarb sich erneut viel
Sympathien bei den Fans, was man vor allen Dingen im Match gegen die USA sah. Auch
Bundestrainer Hans Zach zollte dem Sieger großes Lob: “Die würden in dieser Zusammensetzung
bei jeder WM um Medaillen mitspielen.” Sportdirektor Franz Reindl zur Einstellung der Kanadier:
“Die waren angestachelt, weil sie im Vorjahr schlecht abschnitten.”
Kenner der Szene richteten ihr Augenmerk vor allen Dingen auf die Verteidiger Micki Dupont (22)
von den Calgary Flames sowie den zwei Jahre älteren Travis Roche (Minnesota Wild). Für die DEL
werden die Beiden trotz aller Bemühungen wohl kaum in Frage kommen, sollten sie überhaupt
Absichten besitzen, die Seite des Atlantiks zu wechseln.
Auf dem zweiten Platz landeten völlig verdient die US-Boys, die mit lediglich 20 Akteuren (zwölf
aus der DEL, fünf “Schweizern”, jeweils einem “Schweden” und “Dänen”, während Joe Sacco noch
vereinslos ist) aufliefen. Auch das Team mit dem Sternenbanner hatte offensichtlich keine Lust auf
Massenkarambolagen, was wohl daran lag, dass bis auf Sacco alle Akteure in europäischen Vereinen
beschäftigt sind. Hans Zach zu den früheren Auftritten der Nordamerikaner: “Da hast nur blöd zu
schauen brauchen, schon haben sie´s Raufen angefangen.”
Die Schweizer mit ihrem Chefcoach Ralph Krueger, der noch einen Vertrag bis 2006 hat, waren
erneut nicht in der Lage, ihren sportlichen Sturzflug aufzuhalten. Trotz aller Schönrederei des
smarten Deutsch-Kanadiers waren die Mängel einiger Akteure in puncto Einsatzbereitschaft
unübersehbar. Trotz der Rolle rückwärts, die Krueger mit dem Comeback gestandener Akteure wie
Reto von Arx und Marcel Jenni praktizierte, war ein Fortschritt nicht zu erkennen. Dabei traten die
Eidgenossen mit ihrer stärksten Truppe an, wenn man das Fehlen der Stammtorwarte ausklammert.
Bezüglich des Klassenerhalts beim nächsten WM-Turnier darf in der Alpenrepublik gezittert werden,
obgleich Aufsteiger Dänemark Gruppengegner der Schweizer ist.
Der Gastgeber wich nicht von seinem Stil ab. Stets konzentriert über die volle Distanz von 60
Minuten mit viel Disziplin, Hingabe und Teamgeist, dabei die offensichtlichen Schwächen in bezug
auf Technik und Spielwitz übertünchend, gab die Zach-Truppe erneut ein ansprechendes Bild ab und
betrieb positive Werbung für die Nationalmannschaft. Kapitän Stefan Ustorf: “Im Grunde kann man
ein positives Fazit ziehen.” Richtig aufgedrängt von den Neuen hat sich keiner; der zweite Anzug
erwies sich trotz aller Bemühungen als recht eng. Doch wenn man die Abwesenheit zahlreicher
Stammspieler einbezieht, braucht Hans Zach vor der nächsten WM im Land der 1.000 Seen nicht
bange zu sein. Immerhin fehlten Keeper Marc Seliger, die Verteidiger Jan Benda, Mirko Lüdemann
und Daniel Kunce sowie die Angreifer Marcel Goc, Martin Reichel, Wayne Hynes und Klaus Kathan,
von den NHL-Cracks Jochen Hecht, Marco Sturm, Denis Seidenberg und Christoph Schubert ganz
zu schweigen.
Und was den Zuschauerzuspruch anbelangt, der von den Offiziellen mit rund 38.000 angegeben
wurde: An den beiden ersten Tagen passierten mit rund 15.000 “Zahlenden” (es wurden nur
Tageskarten verkauft) nicht einmal so viele Fans die Stadiontore der Preussag Arena wie am
Mittwoch zuvor in Köln, wo mehr als 18.000 Besucher gezählt wurden. “Erschwerend” für den
Austragungsort Hannover kommt hinzu, dass es sich hierbei um a) ein Turnier und b) Spiele am
fanfreundlichen Wochenende handelte, wohingegen Köln seine Besucher an einem “normalen”
Werktag zu einem “normalen” Freundschaftsspiel in die Arena bat.