Fans nehmen bewegend Abschied von den Frankfurt Lions
Auf den ersten Blick sah es aus wie immer. Hunderte von Menschen machten sich im Fan-Trikot auf den Weg zur Frankfurter Eissporthalle am Ratsweg. Vor der Halle merkte man aber schnell, dass nicht gleich ein Eishockeyspiel der Frankfurt Lions beginnt, sondern ein letztes Treffen von Zuschauern und Fans bevorsteht, die gemeinsam trauern um ihren Eishockeyverein, der ihnen soviel die letzten Jahre und Jahrzehnte gegeben hat.
Stadionsprecher Rüdiger Storch zeigte in seiner emotionalen Rede zunächst Verständnis und bedankte sich bei Lions Boss Siggi Schneider, dass er den Verein nach dem Tod von Gerd Schröder übernommen hatte, sprach aber in der Folge den knapp 1.000 Fans aus der Seele: „Der gute Wille war sicher da, aber wie konnte es soweit kommen? Siggi Schneider kündigte vor knapp vier Monaten an gleicher Stelle an, dass man weiterhin in den Nachwuchs investieren wird und sportlich in der kommenden Saison das Halbfinale erreichen möchte. Zu diesem Zeitpunkt muss ihm und seinem Geschäftsführer doch bereits klar gewesen sein, dass es Probleme gibt. …. Dass man dann noch treuen Zuschauern Dauerkarten verkauft ohne sie zu informieren ….. halte ich vorsichtig formuliert für unmenschlich“.
Die Stimmung unter den Fans veränderte sich von Minute zu Minute. Aus Trauer wurde Wut und während bei vielen die ersten Tränen kullerten forderte Storch Siggi Schneider auf: „Geben Sie den Fans ihr Geld zurück oder lassen sie sich hier nicht mehr blicken“. Nachdem Storch noch ein wenig an die Erfolge und besondere Momente erinnerte wurde im Hintergrund „Time to say good bye“ angespielt. Kurz später enthüllte Storch eine von den Fans finanzierte Gedenktafel mit dem Text „Danke für alles, Eure Fans“. Die Stimmung war am Boden, als ein Aufschrei die Zuschauer den Kopf heben ließ. Trainer Rich Chernomaz betrat die Halle und unter großen Jubel begrüßte der beliebte Kanadier alle Fans. „Ich bin sieben Jahre hier und ich erinnere mich an die gute Zeit. Eines ist sicher, ich bin Frankfurter und bleibe Frankfurter, egal wo ich einmal Trainer sein werde. Mein Herz hängt an Frankfurt. Vielen Dank für alles und eure großartige Unterstützung. Jetzt kommt ein langer Weg, aber ich hoffe, dass es in drei bis fünf Jahren wieder erstklassiges Eishockey in Frankfurt geben wird“.
Bei seinen Worten kämpfte Chernomaz auch um Fassung und bestätigte später, dass dies nach dem Tod von Gerd Schröder der schlimmste Moment war in sieben Jahren Frankfurt Lions. Er erinnerte aber auch an die tollen Zeiten. „Die Meisterschaft und der Auftritt am Römer waren einfach geil und unvergesslich. Ich gebe zu, es gibt keinen Monat indem ich nicht die Meister DVD von 2004 schaue“, so Cherno, der selbst noch nicht weiß, wie es für ihn persönlich weitergeht.
Weitergehen wird es mit dem Frankfurter Eishockey in der Regionalliga West. Die Verantwortlichen der Young Lions gaben nach dem Abschied der Frankfurt Lions einen kurzen Einblick in ihre Philosophie und kündigten detaillierte Information für Mitte August an. Am Sonntag den 10. Oktober findet das erste Spiel der Young Lions in Frankfurt statt. Die Ankündigung, dass Rüdiger Storch wohl Stadionsprecher bleibt löste zumindest schon mal einen Jubelorkan aus und nicht wenige kündigten an, am 10.Oktober wieder in die Halle auf ihren Stammplatz zu kommen. (Frank Gantert)