ERCI-Krise: Und jeden Spieltag grüßt das Murmeltier Zu wenig Engagement, zu viele Fehler

Spätestens seit heute kann man von einer echten Krise beim ERC Ingolstadt sprechen. Zu groß sind die Baustellen, zu klein die Punktausbeute aus den letzten Spielen. Daran ändert auch ein zumindest über 40 Minuten guter Auftritt gegen Meister München nichts, denn am Ende stand ein knapper, aber verdienter 4:2-Derbysieg des Meisters auf der Schanz. Dementsprechend sprach ERCI-Coach Doug Shedden von einer sehr enttäuschenden Niederlage. Wieder einmal monierte er die Einstellung seiner Spieler: „Ich musste heute ein paar von den Jungs anschreien ‚Konzentriert Euch‘ oder ‚Wo ist Dein Fokus‘. Wenn Du als Eishockey-Profi zu einem Spiel gegen München ins Stadion kommst, solltest Du Dich eigentlich darauf freuen und bereit sein“, schäumte er nach dem Spiel.
Bereits nach dem Overtime-Sieg gegen Wolfsburg, bei dem man nur 20 Minuten gutes Eishockey spielte, bemerkte er angesäuert, dass die nominell besten Spieler nicht die besten seien. Nun nannte er Namen: „Larry Mitchell hat bei der Verpflichtung von Ville Koistinen vor einem Jahr gesagt, dass er der beste Verteidiger ist, den die Liga je gesehen hat. Aber haben wir ihn dieses Jahr überhaupt gesehen?“ Ganz allgemein gelinge es derzeit nicht, als Mannschaft gut zu spielen. Zwar falle immer wieder jemand positiv auf, aber Kontinuität ist derzeit ein Fremdwort in Ingolstadt.
Zwei Fehler und eine Aufmerksamkeit kosten das Spiel
Zwei Scheibenverluste im ersten Drittel, das die Ingolstädter wieder einmal verschliefen, haben dem Team, das so furios in die Saison gestartet war, das Spiel gekostet. Zwar kann man durchaus die Frage stellen, ob dem Führungstreffer der Münchner nicht ein Bandencheck an Joachim Ramoser vorausgegangen war. Es bleibt aber festzuhalten, dass noch genug Gelegenheit war, den folgenden Angriff der Bullen und damit die Führung des Meisters zu unterbinden. Ein weiterer Turnover brachte das zweite Tor für die Gäste durch Konrad Abeltshauser. „Damit mussten wir wieder hinterherlaufen. Das ist uns zwar heute gut gelungen, kostet uns aber die ganze Energie“, sagte ein ebenfalls enttäuschter ERC-Stürmer David Elsner.
Der schnelle Anschluss im Mittelabschnitt nach einer Unaufmerksamkeit von EHC-Keeper Danny aus den Birken und der Ausgleich in doppelter Überzahl von ERC-Verteidiger Maury Edwards, nach Meinung von Shedden der beste Panther-Spieler dieser Saison, gelangen mit großen Anstrengungen – dann fehlte im entscheidenden Moment aber die Konzentration. Oberbulle Michael Wolf entwischte Fabio Wagner kurz vor dem Ende des zweiten Drittels, der sich nur noch mit einem Foul zu helfen wusste. Den fälligen Strafschuss verwandelte Münchens Kapitän mit all seiner Routine souverän zum Führungstreffer. Es sollte der Siegtreffer sein, denn eine weitere 5:3-Situation ließen die Schanzer ungenutzt – so dass der Meister den knappen Vorsprung ins Ziel rettete und kurz vor der letzten Sirene noch durch John Mitchell ins leere Tor der Panther traf.
Jochen Reimer moniert mangelnde Disziplin
So standen die Hausherren wieder mit leeren Händen da. Aus Sicht von Goalie Jochen Reimer auch wegen mangelnder Disziplin: „Gegen Augsburg haben wir sehr viele dumme Strafen genommen, das war heute durchaus besser. Aber Disziplin heißt auch, sich an das System zu halten, dem Mitspieler zu vertrauen. Das fällt für mich genauso unter Disziplin wie das Vermeiden unnötiger Strafzeiten. Aber wenn Du gegen München halt nur 40 Minuten Eishockey spielst, kannst Du gegen so eine gute Mannschaft wie München eben nicht gewinnen.“ Nach dem Debakel vom Sonntag in Augsburg, als man erst mit zwei späten Toren aus einem 1:6 noch ein nicht mehr ganz so fürchterlich anzuschauendes 3:6 machte, und der Heimniederlage im Derby gegen München verliert der ERC Ingolstadt weiter an Boden im Kampf um die direkte Play Off-Qualifikation. Zwar gab sich Siegtorschütze Jerry D’Amigo nach dem Sieg gegen Wolfsburg im letzten Heimsiel vor Weihnachten noch selbstbewusst und sagte: „Wir sind kein Platz Acht-Team, wir wollen unter den Besten der Liga sein.“ Aber allmählich muss man sich mit dieser Platzierung – derzeit stehen die Schanzer sogar nur auf Rang neun - anfreunden an der Donau. Und das, sagte Shedden nach dem Spiel, mache ihm mächtig Sorgen.
Bis 6. Januar hat der ERC Ingolstadt noch fünf Spiele vor der Brust, davon allerdings nur eines gegen eine Mannschaft, die derzeit hinter den Panthern steht: die weit unter ihren Möglichkeiten spielenden Nürnberg Ice Tigers, die allerdings allmählich in die Spur zu finden scheinen.