ERCI-Coach Doug Shedden: „Ich bin sprachlos und schockiert“Siebte Niederlage in Folge gegen Straubing

Doug Shedden ist derzeit mit der Leistung seiner Panther überhaupt nicht einverstanden. (picture alliance / Beautiful Sports)Doug Shedden ist derzeit mit der Leistung seiner Panther überhaupt nicht einverstanden. (picture alliance / Beautiful Sports)
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Fegefeuer in Ingolstadt ist der Titel eines Theaterstücks von Marieluise Fleißer aus dem Jahr 1924. Ganz so schlimm wird es wahrscheinlich nicht für die Spieler des ERC Ingolstadt werden – aber Doug Shedden gibt dieser Tage den Grampus an der Schanz. Denn der ERCI-Coach war mit der Leistung seines Teams überhaupt nicht zufrieden und wirkte so, als ob er nur mühsam den Zorn im Zaum halten konnte. Durchaus nachvollziehbar: Fleischlos, blutleer, harmlos präsentierten sich die Panther über weite Strecken dieses Spiels, das nicht nur ein Derby war, sondern auch ein direktes Duell um Platz sechs. „Ich bin sprachlos und schockiert. Wenn Du nach einer deutlichen Auswärtsniederlage ein Heimspiel hast, noch ein dazu ein Derby, erwarte ich von den Spielern, die als Profis mit Eishockey ihren Lebensunterhalt verdienen, dass sie gut vorbereitet und mit einer anderen Einstellung in die Kabine kommen“, sagte ein sichtlich angesäuerter Doug Shedden nach dem Spiel.

Folgerichtig kamen die Straubinger im ersten Drittel zu zwei leichten Toren, von denen sich die Schanzer nicht mehr erholten. Zwar gingen sie im Mittelabschnitt deutlich engagierter zu Werke und erarbeiteten sich Chancen, dann aber wieder das in diesen Wochen so typische Bild: leichter Scheibenverlust im eigenen Drittel (Taticek), mangelhafter Körpereinsatz (Koistinen) – und am Ende war Timo Pielmeier im Stich gelassen. 3:0 für die Straubing Tigers, die sich in der Folge bei ihrem Goalie Sebastian Vogl bedanken konnten, der einige sehr wichtige Paraden zeigte. Nur einmal konnten die Panther Vogl bezwingen. Und zwar genau auf die Art, die Shedden von seinen Spielern einfordert: Laurin Braun luchste den Tigers die Scheibe ab, fackelte nicht lange und schoss auf das Tor. Den Abpraller arbeitete Joachim Ramoser irgendwie über die Linie. Damit hatte es die vierte Reihe – laut Shedden die derzeit konstanteste Sturmformation, zu der noch U20-Aufsteiger Tim Wohlgemuth gehört - den Vorderen gezeigt, wie es gehen kann. Danach lief trotz ordentlichen Engagements der Oberbayern nicht mehr viel: Die Straubinger verstanden es, in ihrer Zone die Mitte dicht zu machen und so die Panther immer wieder zu harmlosen Schüssen von den Außenpositionen zwingen. So lief das Spiel dahin bis in die Schlussphase. Natürlich nahmen die Panther dann ihren Torwart Timo Pielmeier vom Eis, konnten aber auch mit dem Extra-Angreifer kaum für Gefahr sorgen und fingen sich noch das Empty Net-Goal der Straubinger, die damit den siebten Sieg in Folge gegen Ingolstadt feierten.

Tief liegende Probleme bringen Play Off-Teilnahme in Gefahr

Jetzt könnte man natürlich anführen, dass die langwierige Verletzung von Top-Verteidiger Sean Sullivan und der Ausfall von Benedikt Kohl im ersten Drittel nicht förderlich waren, oder dass das Scheibenglück gefehlt habe, als Ex-Tiger Maury Edwards beim Stand von 0:0 nur die Latte traf – und überhaupt Sebastian Vogl eine wirklich sehr starke Leistung zeigte. Das Spiel zeigte aber vor allem eines: Es gibt derzeit einige Baustellen bei den Ingolstädtern. Seit 150 Minuten hat kein Kontingentspieler der Schanzer mehr getroffen. „Das ist alarmierend. Denn wenn diese Spieler schon nicht treffen, wer dann?“, monierte Shedden nach dem Spiel. Dazu die hohe Fehlerquote, die vielen Alleingänge, die kaum echte Gefahr bringen - außer der eines Turnovers. Ähnlich hatte sich Shedden schon nach dem Spiel gegen Iserlohn geäußert. Auf Nachfrage, ob das teilweise wenig mannschaftsdienliche Spiel durch Übereifer der Spieler zu erklären sei, die es in schlechten Phasen besonders gut machen möchten, sagte Shedden mit beißendem Sarkasmus: „Für mich ist das einfach Dummheit. Aber vielleicht bin ich auch der Dumme – weil ich diese Spieler immer wieder aufstelle. Einen der Jungs hätte ich deswegen heute fast draußen gelassen.“ Damit war – auf gut Bayrisch – der Watschnbaum gefallen, insbesondere in Richtung Tyler Kelleher, der immer wieder zu seinen Sololäufen ansetzte – nicht als Einziger, aber als Auffälligster! Eine Frage müssen die Verantwortlichen dennoch stellen: Haben die Ego-Zocker im Panther-Dress diese Unart erst jetzt im Angesicht der sportlichen Krise entwickelt oder waren das bekannte Phänomene?

Das Gute ist: Bis 6. Januar haben die Schanzer acht Spiele – vier Heimspiele, zudem noch das Panther-Derby in Augsburg am kommenden Sonntag – vor der Brust, so dass sich dieser Trend auch schnell umkehren kann, die richtige Leidenschaft und Intensität vorausgesetzt, die Doug Shedden den Spielern „in sehr hartem Training“ eintrichtern will – und muss, will man in dieser wichtigen Phase der Saison mit vielen Spielen in kurzer Zeit nicht den Anschluss an die Top 6 der Liga verlieren will.


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