Entscheidung in der 84. Minute: Eisbären Berlin gleichen Finalserie aus3:2-Sieg in der zweiten Verlängerung gegen München
Die Eisbären Berlin können sich am Mittwoch mit einem Sieg die deutsche Meisterschaft sichern. (Foto: dpa/picture alliance)Die Bären führten im ersten Spiel nach 21 Minuten schon mit 3:0. Doch München kam zurück und erzielte fünf Minuten vor Schluss in Form von Zach Redmond schließlich das Siegtor. „Die leichten Fehler, die uns unterlaufen sind, werden wir nicht noch einmal begehen“, blieb Eisbären-Coach Serge Aubin zuversichtlich. Sein Münchner Kollege allerdings auch: „Mein Team hat Charakter gezeigt“, schwärmte Don Jackson, der Übertrainer der DEL, der einst auch das Hauptstadt-Team fünf Mal zu Meisterlorbeer führte. Dazu drei Titel mit den Bullen. Traumbilanz des US-Amerikaners, der als NHL-Profi bei den Edmonton Oilers eine Art Bodyguard des Eis-Giganten Wayne Gretzky war.
Rein in Spiel 2. Neue Partie. Neues Abenteuer. Mit Knallstart. Trevor Parkes eröffnete. 1:0 für die bajuwarischen Bullen (13.). Kein Wirkungstreffer. Die Antwort kam blitzschnell. Nur 35 Sekunden später glich Leo Pföderl nach einer überragenden Einzelaktion mit seinem fünften Play-off-Tor aus (13.). „Leo ist eben ein echter Knipser. Sein Ausgleich war sehr wichtig“, lobte Eisbär Kevin Clark seinen Mitspieler bei Servus TV. Berlin nach 20 Minuten am Drücker. 15:5 Schüsse – eine deutliche Ansage des Hauptrunden-Primus von der Spree.
Weiter ging's. Nach 28 Minuten München 62 Sekunden in doppelter Überzahl. Wütende Angriffe. Aber Bären-Hexer Mathias Niederberger fischte als sicherer Rückhalt am Tag nach der Walpurgisnacht alles weg. 1:1. Auch nach 40 Minuten. Die Spannung war in der proppevollen Arena förmlich greifbar. Ein Duell auf Augenhöhe. Mit leichten Vorteilen für die Cracks aus der Hauptstadt. „Unsere Chancenverwertung ist nicht gut. Die Special Teams machen in so einer Serie den Unterschied“, haderte Münchens Justin Schütz mit der mangelnden Ausbeute bei numerischer Überlegenheit.
In solcher starteten die Eisbären in den Schlussabschnitt. Mit Erfolg. 2:1. Der überragende Pföderl mit einem Geniestreich. Traumpass auf Frans Nielsen, der nur noch den Schläger hinhalten musste. Berlin wieder vorne (41.). Partystimmung im Gästeblock. Während es in der restlichen Arena ziemlich ruhig wurde. Schockgefrostet sozusagen. Zumal die Bären weiter mutig attackierten, die Führung nicht verwalteten. Dass sie eine schwere Halbfinal-Serie gegen die Adler Mannheim in den Knochen hatten, war den Berlinern nicht anzumerken. Die Führung verlieh Flügel. Münchens Goalie Henrik Haukeland sorgte mit mehreren Glanzparaden dafür, dass seine Mannschaft noch in Schlagdistanz war. Dem aggressiven Spiel der Eisbären hatte München nicht mehr viel entgegen zu setzen. Dachten alle. Denkste! Wie aus dem Nichts, zwei Minuten und 13 Sekunden vor dem Ende, doch der Ausgleich. Erneut Parkes traf – 2:2 (58.). „Lucky punch“ nennt man das beim Boxen. Unmittelbar danach waren die Emotionen nicht mehr unter Kontrolle zu halten. Heftige Prügelei zwischen dem Bullen Patrick Hager (Spieldauer-Disziplinarstrafe) und Bär Manuel Wiederer, der einen tiefen und stark blutenden Cut erlitt, aber weitermachen konnte. „Berlin hat gut vorgecheckt“, war Frederik Tiffels beeindruckt. Verlängerung. Philip Gogulla mit der Chance (70.), auf der anderen Seite rettete Haukeland gegen Pföderl (71.). Was für ein Krimi. An Spannung kaum zu überbieten. Nervenzerfetzend. Warten auf den Fehler. Auch nach 80 Minuten noch keine Entscheidung. „Klar haben wir ein paar Spiele in den Knochen. Aber kämpfen geht immer“, machte Kai Wissmann den Bären Mut. Denn es ging in die zweite Verlängerung. Viel Arbeit. Am Tag der Arbeit. Für beide Teams. Das Adrenalin am Anschlag. Bis Nielsen Berlin in Minute 84 jubeln ließ. Wahnsinn! Alles gegeben. Die Eisbären leben. „Bitter“, meinte Münchens Frank Mauer. Und Berlins Dopplelpack-Held Nielsen strahlte: „Ein tolles Gefühl. Das war ein richtig gutes Spiel. Vielleicht unser bestes in dieser Saison. Wir wollten uns belohnen. Das haben wir geschafft.“