Entscheidung im zwölften Versuch

Als Pinguin-Stürmer Rob Globke
zur Ausführung des zwölften Strafschusses anlief und diesen nicht verwandelte,
war die alles in allem recht ansehnliche Partie zugunsten des deutschen
Meisters entschieden. Zuvor gab es in der Verlängerung außer einem resoluten
Solo des jungen Krefelder Angreifers André Huebscher nicht viel Nennenswertes
zu berichten.
In der freien Natur begegnen sie
sich wohl nie, die Antarktis-Bewohner mit jenen der Arktis. Und auch in der
Tabelle dürften sie in dieser Saison wohl kaum Berührungspunkte haben.
Schlusslicht die einen, zusammen mit Mannheim die Hitliste beherrschend die
anderen. Wie hieß es noch im Stadionheft der Pinguine zu Beginn der Saison?
„Das gut eingespielte Team der letzten Saison wurde durch unsere sportliche
Führung, und hier vornehmlich durch Jiri Ehrenberger, noch mit zwei Ausländern
ergänzt. Sowohl Abwehrspieler Allan Rourke als auch Stürmer Rob Globke haben
sich gut eingefügt, lassen für die Saison hoffen.“
Zur sportlichen 3:7-Pleite beim
Derbygegner Düsseldorf kam am letzten Freitag auch noch die Selbstdezimierung.
Mit den wegen einer „Spieldauer“ gesperrten Daniel Pietta und Kapitän
Herberts Vasiljevs fielen neben den Verletzten Lynn Loyns sowie Serge Payer
zwei weitere Angreifer aus. Eisbären-Chefcoach Don Jackson stand lediglich
Stürmer Florian Busch wegen Leistenprobleme nicht zur Verfügung. Mit diesen
Vorzeichen gingen die Kontrahenten in die Partie.
Bereits in den ersten Minuten kam
es zu drei Hinausstellungen von Berliner Spielern. Doch die Pinguine waren
erneut nicht in der Lage, für Veränderungen auf der Anzeigetafel zu sorgen.
Weder Rob Globke, der im Verlauf des Anfangsdrittels zahlreiche Chancen
versiebte, noch Charlie Stephens verpassten auch die besten Möglichkeiten. Den
ersten gefährlichen Schuss gab auf Pinguin-Seite Patrick Hager ab, bei welchem
der gute Rob Zepp im „Eisbären-Käfig“ die allergrößte Mühe hatte. Da stand es
aber schon 0:1. Der Treffer konnte kaum spektakulärer fallen. Ustorf ging bei
3:5-Unterzahl ab und konnte nur noch durch ein Foul aufgehalten werden. Doch
bei angezeigter Strafe blieben die Eisbären an der Scheibe und sorgten quasi in
4:5-Unterzahl (Zepp hatte mittlerweile sein Gehäuse verlassen) für die
Gästeführung. Über den Ausgleich (Stephens lief Frank Hördler einfach weg)
konnten sich die Krefelder nur sekundenlang freuen. Als der Stadionsprecher den
Treffer voller Euphorie ansagen wollte, blieb ihm nur der lakonische
Ausspruch „jetzt steht es 1:2.“ Jeff
Friesen spazierte durch das komplette Krefelder Team und stellte so den alten
Abstand wieder her.
Im Mittelabschnitt tat sich weniger als in den ersten 20
Minuten. Berlin demonstrierte seine technische Überlegenheit, vergaß jedoch das
Wichtigste, nämlich das Toreschießen. Zuweilen hatte man den Eindruck, als
würden die Gäste von der Spree eine Trainingsstunde absolvieren.
Überraschenderweise gelang den Hausherren in Überzahl ein zählbarer Erfolg, als
Eisbären-Youngster Daniel Weiß auf der Strafbank saß. Benedikt Schopper hatte
einen Schlagschuss von der blauen Linie losgelassen, die Eisbären bekamen die
Scheibe nicht unter Kontrolle, über André Huebscher kam sie zu Andreas Driendl,
der für den vielumjubelten Ausgleich sorgte. Zwei Pfostenschüsse gab es auch:
Jim Fahey traf auf Krefelder Seite, Ritchie Regehr auf Berliner Seite Metall.
Nach einem Kniecheck, bei welchem sich Eisbären-Veteran Steve Walker verletzte, wurde Charlie Stephens zur
Kurzarbeit verdonnert.
Die letzten 20 Minuten der regulären Spielzeit sahen eine
aufopferungsvoll kämpfende Krefelder Mannschaft, die folgerichtig in Führung
ging. Der quirlige Michael Endraß profitierte von einem Leichtsinnsfehler von
Eisbären-Defender Andy Roach. Doch genau derselbe Endraß verlor bei einem
Zweikampf die Scheibe und leitete somit unfreiwillig den erneuten Ausgleich
ein. Was es noch zu berichten gab: Die Fehlversuche von Rob Globke hätten
nachgezählt werden müssen. Ist der Ex-NHL-Spieler wegen der vielen
herausgearbeiteten Chancen zu loben oder wegen der vergebenen zu tadeln?
Und dann… siehe oben.
Tore: 0:1 (5;10) Ustorf (Felski,
Rankel), 1:1 (7;47) Stephens (Pavlikovsky, Blank), 1:2 (8:05) Friesen (Hördler,
Regehr), 2:2 (32;28) Driendl (Schopper, Huebscher), 3:2 (51;32) Rourke
(Endraß), 3:3 (53;23) Pederson (Hahn, Rankel), 3:4 (65;00) T.J. Mulock
(Penalty). – Zuschauer: 2.772. – Schiedsrichter: Piechaczek (Finning), Ravodin
(Moskau/RUS). - Strafminuten: Krefeld 8 + 5 + Spieldauer Stephens, Berlin 16.