„Endlich wieder Spaß!“Nürnberg – Wolfsburg 4:0
Das reinste Wechselbad der Gefühle durchleben die Ice Tigers und ihre Anhänger in dieser Spielzeit. Vergangenes Wochenende, nach der 1:4-Heimpleite gegen die Pinguine, noch mit Pfiffen und Buhrufen verabschiedet, wurde die Mannschaft am gestrigen Sonntag fast 60 Minuten lang angefeuert und für ihren Auftritt mit Applaus belohnt. Die Erleichterung war sowohl auf den Rängen als auch auf dem Eis zu spüren – und unübersehbar.
Ein riesiger Felsbrocken war dem Team von Trainer Bengt-Ake Gustafsson sichtlich vom Herzen gefallen. Patrick Reimer, der nach der misslungenen Olympia-Qualifikation und den drei Pleiten gegen Ingolstadt, Krefeld und Berlin jeweils mit Trauermiene in der Kabine verschwunden war, konnte endlich wieder lächeln. Doch wie erklärt sich der Nürnberger Kapitän dieses permanente Auf und Ab? „Das ist schwierig“, gibt der 30-Jährige zu, „doch wichtig war, dass nach dem Berlinspiel ein Ruck durch die Mannschaft ging." Plötzlich sei jedem bewusst geworden, um was es geht – nämlich um einen Platz in der ersten Play-off-Runde, nicht mehr und nicht weniger. Und genau so trat die Mannschaft auch gegen den direkten Konkurrenten aus Wolfsburg auf.
Von null auf hundert
Zunächst hatten die Ice Tigers noch Startschwierigkeiten. Einfach nicht aus der eigenen Zone schafften es die Nürnberger in den ersten zehn Minuten – nicht zuletzt aufgrund der beiden frühen Strafen für Jame Pollock (Beinstellen) und Brett Festerling (Unnötige Härte). Aber kaum hatten es die Franken vor das Gästetor geschafft, schlugen sie auch schon zu, und das gleich zweimal. Zunächst schoss Ryan Bayda seine Jungs in Führung (9., Assists: Jason Jaspers, Patrick Reimer), als nur 22 Sekunden später Yan Stastny, der rechts vor dem Tor stand und freie Schussbahn hatte, mit dem 2:0 nachlegte (Assists: Steven Reinprecht, Casey Borer). Ein Aufschrei ging durch die Arena, die mit nur 3.603 Zuschauern spärlich besucht war. Auch anschließend machten die „Tiger“ weiter Druck, doch die Unparteiischen bremsten den Angriff der Heimmannschaft – nicht zum letzten Mal.
Emotionen, Strafen und Tyler Weiman
Die Partie wurde immer hitziger und Daniel Piechaczek & Co. setzten die Gastgeber – und ab und an auch die Grizzlies – weiter regelmäßig auf die Strafbank. Doch das gute Unterzahlspiel der Heimmannschaft hinderte die Wolfsburger am Powerplay und ließ ihnen keine Chance, den Puck hinter dem starken Tyler Weiman zu platzieren. „Er strahlte eine unglaubliche Ruhe aus, was uns allen sehr geholfen hat“, lobte Patrick Reimer den Nürnberger Keeper, für den es das erste Saisonspiel ohne Gegentreffer war. Noch zwei weitere Male musste stattdessen Daniar Dshunussow hinter sich greifen, während der Kampf um die „Pre-Play-offs“ immer ungemütlicher wurde.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Wolfsburg zeigte keine schlechte Leistung, „doch machmal gibt es Tage, da läuft einfach nichts“, erkannte Grizzly und Ex-Ice-Tiger Adrian Grygiel, „wir hätten heute sechs Stunden spielen können und kein Tor erzielt.“ Genau dreimal donnerten die Niedersachsen die Scheibe ans Gestänge, wobei den Stürmer mit der Nummer 83 vor allem der erste Pfostenschuss von Aleksander Polaczek ärgerte. „Wäre der reingegangen, wäre das Spiel womöglich anders verlaufen“, so Grygiel. Doch der Puck wollte nicht ins Netz. Die Franken dagegen trafen weiterhin. Erst erzielte Patrick Reimer das 3:0 (34.) auf Vorlage von Jame Pollock und Jason Jaspers, Connor James sorgte mit dem vierten Frankentreffer schließlich für die Vorentscheidung (43., Assists: Steven Reinprecht, Yan Stastny). Sechs-Punkte-Wochenende für Nürnberg!
Die Ice Tigers scheinen zurück auf dem richtigen Weg, „und wenn wir weiter mit der gleichen Auffassung in die Spiele gehen, haben wir auch endlich wieder Spaß und in der Tabelle ein Wörtchen mitzureden“, zeigt sich Patrick Reimer hoffnungsvoll. Ist der „mentale Knoten“ wirklich geplatzt?
Ehliz verletzt
Das wird sich am Freitag zeigen, wenn es für die Franken zum Derby nach München geht. Ob Yasin Ehliz in der Landeshauptstadt mit dabei sein wird, bleibt allerdings abzuwarten. Denn einen Wehrmutstropfen gab es trotz aller Freude am Sonntag im Tigerkäfig: Während die Kollegen ihren Triumph feierten, musste der Stürmer vorzeitig unter Schmerzen aufgeben. Ehliz, der gegen die Grizzlies sein 100. DEL-Spiel bestritt, hatte sich nach einer Kollision mit Sean Blanchard an der Schulter verletzt.