Eishockeystandort Krefeld gesichert (?)Pinguine beantragen Lizenz - Situation bleibt schwierig
Die Fans der Krefeld Pinguine können aufatmen. Der Club wird erneut die DEL-Lizenz beantragen. (Foto: dpa)Mit dieser Nachricht konnte der Aufsichtsratschef der Krefeld Pinguine die Gemüter der in dieser Saison besonders gebeutelten Fans erst einmal beruhigen, die ob der Absage der mit Spannung erwarteten Fan-Anhörung zumindest ebenso beunruhigt waren wie durch die nicht enden wollenden Heimniederlagen ihrer Pinguine.
Warum also das Fragezeichen in der Überschrift?
Da gibt es primär den finanziellen Aspekt zu berücksichtigen. Krefeld war noch nie auf Rosen gebettet und hat immer wieder seine besten Spieler an finanziell potentere Rivalen abgeben müssen – in letzter Zeit denke man nur an die Namen Müller, Voakes, Hager, Akdag und Clark. Mangels eines Großsponsors ist es vor allem dem Engagement der Aufsichtsratsmitglieder Schulz, Borgmann und Berten zu verdanken, dass es in der Seidenstadt überhaupt noch erstklassiges Eishockey gibt. Wolfgang Schulz, der im August 70 wird, hat schon vor zwei Jahren angekündigt, sich spätestens am Ende der nächsten Saison zurückzuziehen, der Verkauf seines Unternehmens an den amerikanischen Milliardär Warren Buffet muss nicht bedeuten, dass er nun noch mehr Zeit und Geld in seinen Lieblingsverein investiert oder dass Mister Buffet Schulz‘ Engagement fortführt. Von der Stadt Krefeld hat man den Eindruck, dass ihr der Stellenwert des Werbeträgers KEV/Krefeld Pinguine immer noch nicht bewusst ist, denn sie tut fast nichts für die Sportart Nr. 1 in Krefeld und gefährdet durch die von ihr zu verantwortende, zweite langfristige Schließung der Werner-Rittberger-Halle unter anderem das Nachwuchs-Förderkonzept der Pinguine. Darüber hinaus hatte Wolfgang Schulz schon 2016 betont, dass er den nach langem Tauziehen in letzter Minute unterschriebenen Mietvertrag für den König-Palast für die Zeit bis zum 30. Juni 2018 so nicht mehr akzeptieren werde. Letztendlich wird das Loch in der Kasse der laufenden Saison aufgrund des mangelnden Zuschauerzuspruchs auf 200.000 Euro geschätzt, und in Gesprächen geben viele der Dauerkartenbesitzer an, dass sie in der nächsten Saison Einzelkarten kaufen werden.
Auf der sportlichen Seite schlägt natürlich der letzte Tabellenplatz zu Buche, der die getätigten Investitionen und geweckten Erwartungen fast ad absurdum führt. Dazu gehört auch, dass die Pinguine sich trotz aller Bemühungen von dem seinerzeit unerklärlichen Play-off-Aus 2014 des Hauptrundenzweiten gegen den Neuntplatzierten Ingolstadt nie richtig erholt haben. Die bis dahin sehr erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Mannschaft und Trainer Rick Adduono wurde holprig, 2015 schaffte man gerade noch Platz 10, in der Folgesaison verpflichteten die Pinguine am 14. November 2015 bei einem Punktestand von 18:33 mit Franz Fritzmeier einen neuen Trainer, der die Saison (nach weiteren 18 Niederlagen) zwar mit einem tollen Februar/März-Endspurt abschließen und die Rote Laterne vermeiden konnte, der aber neun Monate später vor den sportlich-spielerisch gleichen Problemen stand wie sein Vorgänger, gegen den er am 19. Dezember bei einem Punktekonto von 29:61 (Heimbilanz 11:34) wieder ausgetauscht wurde, ohne dass sich Auftritt und Leistungen der Mannschaft entscheidend geändert hätten (aktuell 44:91). Zwar versucht Alt- und Neu-Trainer Rick Adduono die Mannschaft bei der Ehre zu packen und fordert Kampf und Leidenschaft ein, ob es ihm gelingt, die Rote Laterne wieder los zu werden, ist aber fraglich. Zum Saisonende laufen 19 Verträge bei den Pinguinen aus; neben der finanziellen Absicherung werden eine feine Nase und eine glückliche Hand bei den Verpflichtungen nötig sein, damit aus den Pinguinen wieder eine selbstbewusste und erfolgreiche Mannschaft werden kann und die Fans (Heimbilanz 16:50) erneut begeistert werden, so dass der DEL-Standort Krefeld für die kommenden Jahre wirklich gesichert ist.