Eishockey-Krimi mit Happy End für NürnbergIce Tigers gewinnen Spitzenduell mit Iserlohn

Lesedauer: ca. 4 Minuten

„Franken-Tatort“ auf dem Eis: Die Thomas Sabo Ice Tigers drehen einen 1:3-Rückstand und bezwingen Iserlohn mit 4:3 nach Verlängerung (1:1; 0:2; 2:0; 1:0).

Sonntag ist „Tatort“-Tag! Doch bevor die Nürnberger um 20:15 Uhr vor ihren TV-Geräten auf Tätersuche gehen konnten, erlebten sie in der Arena einen wahren Eishockey-Krimi. „Puh“, atmete ein Ice-Tigers-Fan beim Verlassen der Tribüne auf. „Meine Nerven“, seufzte ein weiterer, lächelte aber zugleich. Denn wer hätte das gedacht?

Roosters auf dem Vormarsch

50 Minuten waren gespielt, als der Videowürfel noch immer 1:3 anzeigte. Viel Zeit blieb dem Spitzenreiter also nicht mehr für seine Aufholjagd. Diese war nach der Iserlohner Angriffsphase allerdings notwendig, um die Tabellenführung zu verteidigen. Noch zur ersten Pause war der Spielstand ausgeglichen: 1:1 hieß es nach Jason Jaspers Überzahltor (12.) und Dany Heatleys Powerplay-Treffer (19.). Doch im Mittelabschnitt machte der Zweitplatzierte deutlich, dass er die kommende Nummer eins sein will. „Die Iserlohner haben unsere Fehler eiskalt ausgenutzt. Da hat man gesehen, warum sie in der Tabelle so weit oben stehen“, zeigt sich Nürnbergs Sportdirektor Martin Jiranek respektvoll. Immer wieder spielten die Roosters die Ice Tigers aus und rissen ihnen den Puck aus den Krallen, der dadurch zwei weitere Male hinter Torhüter Andreas Jenike landete. Erst brachte Brooks Macek die Gäste erneut in Führung (29.), Boris Blank legte kurz darauf mit dem 3:1 (33.) nach. Ein vierter Treffer durch Louie Caporusso im Schlussdrittel (44.) blieb den Roosters nach einem Videobeweis verwehrt.

Pech für die Sauerländer, Glück für die Franken, die nun reagierten, statt sich geschlagen zu geben. Nicht noch einmal wollten sie eine Heimpleite wie vergangene Woche gegen Schwenningen erleben. „Daher haben wir uns heute zurückgekämpft“, erklärt Kapitän Patrick Reimer.

Zwei, drei, Sieg

Zunächst ließ Brandon Segals Anschlusstreffer (51.) die Ice-Tigers-Fans wieder hoffen. Wirklich aufgegeben hatten sie ihre Jungs auf dem Eis ja nicht. Nur jubeln durften vorwiegend die Gästefans, was sich mit dem 2:3 schlagartig änderte. Fast keinen Zuschauer hielt es noch auf seinem Sitz. Das Heimpublikum forderte den Ausgleich von den „Diechern“, die von der tobenden Menge nur mehr angespornt wurden und Roosters-Keeper Chet Pickard attackierten – mit Erfolg. Als Bobby Raymond die Iserlohner Strafbank hüten musste, donnerte Patrick Reimer den Puck zum 3:3 ins gegnerische Netz (57.).                 

Der Kampf um Platz eins ging damit in die Verlängerung. Wer würde nach dem Duell in der Tabelle ganz oben stehen? Weiterhin Nürnberg oder die Iserlohner, die nur mit einem Zähler weniger hinter den Franken lagen? Die Vorentscheidung sollte Rooster Marko Friedrich treffen. Nach einem Bandencheck erhielt der 24-jährige Stürmer eine Fünf-plus-Spieldauer-Strafe und marschierte in die Kabine. „Das ist nicht zu entschuldigen, das darf nicht passieren“, ärgert sich Coach Jari Pasanen. Schon im letzten Drittel sei es seiner Mannschaft nicht gelungen, Strafen zu vermeiden, was schließlich zum Ausgleich der Nürnberger führte. Nun kostete das Unterzahlspiel in der Overtime Iserlohn einen weiteren Punkt und bescherte den Gastgebern mit Derek Joslins Powerplay-Treffer (64.) den Sieg.

Wieder zwei Punkte gegen Iserlohn,...                                         

...keine Revanche der Roosters! Dabei hätte sich Ex-Ice-Tiger Michel Périard sicherlich einen Triumph zu seinem 600. DEL-Spiel gewünscht. Am Ende war es erneut nur ein Zähler. Erst vergangenes Wochenende unterlagen die Sauerländer daheim den Franken mit 2:3 nach Penalty-Schießen – ebenfalls nach einer Zwei-Tore-Führung. Aber „ein drittes Mal wird das diese Saison nicht passieren“, prophezeit Martin Jiranek. Abwarten. Doch bevor es am 22. Dezember ein Wiedersehen mit Trainer Jari Pasanen und seiner Truppe gibt, müssen die Ice Tigers vor dem Deutschland-Cup-Wochenende am Freitag in Köln und am Sonntag zu Hause gegen Straubing ran. Und da heißt es laut Jiranek vor allem: Konzentriert bleiben! Denn „die Pause fängt erst am Montag an.“

Für Iserlohn geht es am 30. Oktober nach Augsburg. Bereits letzten Freitag hatten die Roosters die Panther als Gegner, die sie vor Heimpublikum 7:5 bezwangen. Ob es im Curt-Frenzel-Stadion ein ähnliches Torfestival geben wird? Pasanen hofft jedenfalls, dass sein Team aus den Fehlern vom Sonntag gelernt hat. „Falls nicht, haben wir viel zu tun.“

Die Tore im Überblick:                                                                                      

1:0 (12.) Jaspers (PP1, Caporusso, Côté)

1:1 (19.) Heatley (PP1, Borer, Murley)

1:2 (29.) Macek (Jaspers)

1:3 (33.) Blank (Friedrich, Sylvester)

2:3 (51.) Segal (Murley, Joslin)

3:3 (57.) Reimer (PP1, Ehliz, Reinprecht)

4:3 (64.) Joslin (PP1, Reinprecht, Heatley)

Strafminuten: Nürnberg 10, Iserlohn 35

Schiedsrichter: Aumüller, Oswald

Zuschauer: 4.637


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