Eishockey im TV – Wie geht es weiter?Verwirrung um neuen TV-Deal der DEL mit der Telekom
Foto: ImagoWie gemeldet haben sich die DEL und die Deutsche Telekom mit ihrem TV-Angebot Entertain auf eine Zusammenarbeit von vier Jahren mit der Option auf weitere vier Jahre geeinigt. Damit – zumindest solange kein Abschluss verkündet worden ist – ist die DEL nach dieser Saison aus dem Free-TV verschwunden, wenngleich die Liga angekündigt hat, parallel zum Entertain-Angebot einzelne Spiele im frei empfangbaren Fernsehen zu platzieren.
Noch ist vieles in der Schwebe, auch die Preise. So heißt es in der Pressemitteilung der DEL: „Näheres zum Angebot und den Konditionen werden Telekom und DEL zu gegebener Zeit bekannt geben.“ Hier lohnt ein Blick zur Basketball-Bundesliga (BBL), die bereits den Weg über die Telekom gegangen ist. Das Jahresabo auf dem Telekom-Basketball-Portal kostet Fans zehn Euro pro Monat – 120 Euro im Jahr. Ein Preis, der dem entspricht, was man in Deutschland für das NHL Gamecenter zahlen muss. Allerdings kann man bei Telekombasketball auch einzelne Monate buchen, hier wären 15 Euro fällig. Für Telekom Bestandskunden, egal ob DSL oder Mobilfunk, ist der Zugang bislang gratis. Denkbar ist also, dass sich das DEL-Angebot in einem ähnlichen Rahmen bewegt. Positiv für das Angebot im Free-TV ist ebenfalls der Vergleich zu den Korbjägern. Denn ein Spiel der Woche läuft im frei empfangbaren Fernsehen – und das entspräche dann der aktuellen Situation im Eishockey via Servus TV. Als heißeste Kandidaten für das DEL-Angebot sollen, neben ServusTV – das laut DEL noch immer im Rennen ist – in diesem Fall Sport1, Eurosport und ProSieben Maxx gelten. Sport1 hat bereits große Eishockey-Erfahrung, beispielsweise durch die Übertragung der Eishockey-Weltmeisterschaften und des Spengler-Cups. ProSieben Maxx feierte Erfolge mit der Berichterstattung über die National Football League – aber wie gesagt: in diesem Bereich bewegt sich noch alles im Rahmen der Spekulation. Die Wahl des zukünftigen Fernsehpartners trifft die Deutsche Telekom. Dass die Produktionsfirma thinXpool bisher sowohl die BBL, als auch die Servus Hockey Night produziert, könnte ein Indiz dafür sein, dass ServusTV hier die Fernsehrechte behält.
Einen richtungsweisenden Schritt geht die DEL auf jeden Fall mit Entertain. Dort wird jedes einzelne DEL-Spiel in HD-Qualität im Angebot sein. Bei Laola1.TV gab es bisher jeweils ein Spiel pro Spieltag per frei zugänglichem Stream; für das HD-Angebot ist eine Gebühr fällig. In vielen Foren- und Facebook-Kommentaren ist Zurückhaltung bei den Eishockey-Fans zu spüren. „Ich kaufe doch kein Entertain, um die DEL zu sehen“, ist ein viel gefallener Satz. Auch hier lohnt zur Einschätzung ein Blick auf Zahlen. Wer sieht denn Entertain? Laut Teltarif.de lag die Kundenzahl von Entertain vor ziemlich genau einem Jahr bei über 2,4 Millionen mit steigender Tendenz. Wie Hockeyweb aus Telekom-Kreisen erfuhr, konnten allein auf dem Telekom-Basketball-Portal in den ersten sechs Monaten 60.000 Abonnenten gewonnen werden, ca. vier Millionen Zuschauer erreichte die Basketball-Bundesliga allein durch das Online-Format.
Das heißt also, dass sich der Werbeeffekt auf Nicht- bzw. Noch-Nicht-Eishockeyfans auf diesen Kreis beschränkt. Freilich bleibt anzumerken, dass Servus TV, wenngleich frei empfangbar, solange es im jeweiligen TV-Paket des jeweiligen Digitalanbieters enthalten war, ebenfalls keinen großen Werbeeffekt auf nicht eishockeyaffine Zuschauer hatte. Denn letztlich ist fraglich, wieviele TV-Zuschauer, die sich bislang nicht speziell für Eishockey interessierten, den österreichischen Sender ServusTV tatsächlich in ihrer Favoritenliste hatten.
Letztlich steht und fällt die Beurteilung des neuen DEL-TV-Deals mit den beiden genannten Komponenten. Wie teuer wird das Angebot? Und gibt es wöchentlich ein Spiel im Free-TV? Sollten sich die Preise in Grenzen halten, ist das Rundum-HD-Angebot für alle DEL-Spiele sicher ein Schritt nach vorne, zumal die Spiele auch via Streaming-Diensten, Mobilfunk und Smart-TVs zu sehen sein werden. Kommt hinzu die Aufrechterhaltung der Übertragung von wöchentlich einem Spiel, noch dazu bei einem Sender wie Sport1 oder einem Programm der ProSieben-Sat1-Familie, dann erhöht sich die Reichweite deutlich. Und dann wäre der neue TV-Deal tatsächlich ein Schritt nach vorne für die Deutsche Eishockey-Liga.