Eisbärenfans zwischen Anspannung und Glückseligkeit

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Co-Trainer Hartmut Nickel hat schon viel erlebt. Meisterschaften mit dem SC Dynamo vor der Vereinigung beider deutscher Staaten – Titel, die heute ohne Kenntnis der Zusammenhänge gern als Muster ohne sportlichen Wert betrachtet werden -, das erste Spiel seines Vereins in der gesamtdeutschen Liga, den Ab- und sofortigen Wiederaufstieg ins Eishockey-Oberhaus, unbeschreibliche Niederlagenserien in den Jahren vor Bosman, seine Entlassung und Rückkehr, Geldnöte, Fastpleiten, aber auch die Entwicklung seines Klubs vom Underdog zum konkurrenzfähigen Meisterschafts-Mitfavoriten nach der Übernahme durch die Anschütz Gruppe. Bei der Frage aber, was da noch kommen kann, lächelt der gebürtige Weißwasseraner verlegen. Eine Stimmungslage, in der man den mit allen Wassern gewaschenen inzwischen 60-Jährigen nicht oft antrifft.

Manch Journalist musste schon vor „versammelter Mannschaft“ den bissigen Spott Nickels über sich ergehen lassen, wenn in seinen Augen Nebensächliches zur großen Krise aufgebauscht wurde. Gegen diese Frotzeleien gibt es selten gute Argumente, höchstens schamrote Köpfe und ein geschauspielertes Grinsen. Und dennoch: Wenn man den schon am Dienstag möglichen Gewinn des Meistertitels für seine Eisbären erwähnt, bekennt Nickel in ungewohnt zurückhaltendem Ton: „Ja, das wäre die Erfüllung eines Lebenstraums.“ Nicht nur dem Pragmatiker Nickel wird es bei diesem Gedanken etwas anders ums Herz. Und in der Tat, noch nie waren die Berliner näher mit der Hand am begehrten Pott, der eigentlich schon in den vergangenen zwei Jahren in einer Vitrine in der Geschäftsstelle an der Konrad-Wolf-Straße stehen sollte. Da aber bekam man kurz vor der Ziellinie von den Krefeldern und Frankfurtern die Tür vor der Nase zugeschlagen. Das unbefriedigende Gefühl, etwas unvollendet abgelegt zu haben, drückte schon sehr aufs Gemüt. Aber jetzt, da man in der Finalserie gegen Rekordmeister Mannheim mit zwei Siegen in Front liegt, sind natürlich die Erwartungen der Fans geradezu riesig.

„Wann, wenn nicht jetzt?!“, lautet in der Hauptstadt seit Sonntagabend eine viel gehörte Aussage, halb Frage – halb Ausruf. Die Gefühlslage der Fans pendelt irgendwo zwischen der Anspannung vor einer wichtigen Prüfung und der Vorfreude auf eine bald beginnende Weltreise. Seitdem der Traum vom Titel für die Hohenschönhauser als sportlich realisierbar gilt, gibt es Ideen was passieren soll, wenn es dann endlich passiert. Die Eisbärenfans wären nicht die Eisbärenfans, befände sich darunter nicht die ein oder andere spektakuläre Aktion. Keine Frage! Doch lässt sich wirklich vorhersagen, wie die Reaktionen auf den Rängen ausfallen würden, wenn die Schlusssirene erklänge und die Anzeigetafel im Wellblechpalast auch nach Ablauf der letzten Spielminute ein Tor mehr für Eisbären auswiese? Von freudentrunkener Raserei, Tränen des Glücks, über ein schlichtes aber zufriedenes Lächeln, bis hin zu in sich gekehrter Ruhe wäre wohl alles zu sehen.

Erst als dritter Ostklub errängen die Eisbären nach den Handballern des SC Magdeburg und den Fußballfrauen von Turbine Potsdam einen gesamtdeutschen Meistertitel in einer relevanten Mannschaftssportart. Viel wichtiger jedoch, dass die nicht risikofreie (deshalb vielerorts gescheute), aber konsequente Integration junger deutscher Nachwuchsspieler in das DEL-Team belohnt und so vielleicht auch anderswo Schule machen würde. Bezeichnend, dass den Hauptstädtern mit den Adlern Mannheim ein anderer Klub im Finale gegenüber steht, der in ganz ähnlicher Weise in die Eishockey spielende Jugend investiert.

Nicht mehr nur im Osten werden den Berlinern die Daumen gedrückt. Fast schon peinlich berührt sind die EHC-Fans, wenn sie all die Sympathiebekundungen in den diversen Internetforen lesen. „Sie sind dran.“, heißt der Tenor auch aus unerwarteten Richtungen. Einige, die ihr Fremdeln gegenüber den „Dynamos“ überwunden haben, belassen es längst nicht mehr beim geschriebenen Wort, sie finden sich inzwischen zahlreich sowohl im EHC-Fanblock im „Welli“ als auch auswärts zur Unterstützung der Berliner ein. Fans des ehemaligen DEL-Klubs aus Oberhausen, die derzeit um eine Zukunft für ihre Revier Löwen kämpfen, etliche Krefelder, Iserlohner, Anhänger der Bietigheim Steelers, die heißblütigen Schweizer vom HC Ambri Piotta und sogar ein Trüppchen Österreicher von den Black Wings aus Linz machen mit ihren Trikots in schöner Regelmäßigkeit den Eisbärenblock bunter. In der Stunde der Niederlage und tiefen Enttäuschung erkoren die Fans des Vorjahresmeisters Frankfurt Lions ihren „Racheengel“: „Dynamo! Dynamo!“, donnerte es nach Spiel 5 des Halbfinales durch die Eishalle am Ratsweg den Mannheimern entgegen, wenn wohl auch unter dem sprichwörtlichen Motto „Der Feind meines Feindes ist mein Freund“.

In Hohenschönhausen hält man sich einen Tag vor dem möglichen Showdown jedoch sichtlich zurück. Durch nichts soll der greifbare Erfolg gefährdet werden, kein Grund zur Arroganz, nur der Aberglaube blüht. Coach Pierre Pagé und seine Spieler üben sich in Zurückhaltung und warnen vor dem angeschlagenen Gegner, der zwar wankt aber noch nicht gefallen ist. Das entscheidende Puzzleteil, Sieg Nummer 3, muss noch in das Bild eingefügt werden. Die Eisbärenspieler sind ebenso dazu entschlossen wie ihre Fans: Viel zu lange schon liegt der Makel des ewigen Zweiten über dem Sportforum wie ein vom Regen nass und schwer gewordener Lodenmantel. Am besten, so der meist unausgesprochene Wunsch, es gelänge schon morgen ihn abzuwerfen und den fragwürdigen Titel des „Leverkusen des Eishockeys“ gegen Wertvolleres einzutauschen. Erfüllter Traum, bestandene Prüfung oder doch noch mal in den Friedrichspark? Am Dienstagabend wird es sich erweisen, wohin die Reise für die Eisbären geht. (mac/ ovk)


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