Eisbären: Zum Sieg über Kassel gekrampft
Aus einer sehr hektischen und strafzeitrnreichen Begegnung gingen die Berliner Eisbären am Sonntagnachmittag mit 4:3 (1:0; 0:2; 3:1) als glücklicher Sieger gegen Kassel hervor und verteidigten so erfolgreich ihre Tabellenführung.
Die Nordhessen hatten sich, nach dem Viertelfinalsieg im Pokalwettbewerb am vergangenen Dienstag an selber Stelle, offensichtlich etwas ausgerechnet gegen den derzeit etwas instabil wirkenden DEL-Spitzenreiter. Kaum war das Spiel aber durch Schiri Axel Rademaker angepfiffen, musste dieser auch schon zum Videobeweis fahren. Rückkehrer Sven Felski hatte den Puck scheinbar hinter Husky-Goalie Joaquin Gagé über die Linie gestochert - Rademaker sah das anders und gab den vermeintlichen Treffer nicht. Die Gastgeber berannten das Verteidigungsdrittel der Kasselaner weiter, doch Gagé und seine bekannt defensivstarken Kollegen ließen nur wenig Zwingendes zu. Wie Kletten hingen sie den Eisbär-Cracks auf der Pelle und beharkten ihren jeweiligen Gegenspieler unbarmherzig. Der Angriffswirbel der Berliner konnte sich so nicht entfalten, obwohl sie die größeren Spielanteile besaßen. Der Tabellenzehnte kam seinerseits dennoch durch Trattnig, Serikow und Peterson zu einigen Einschussmöglichkeiten, ließ diese aber ungenutzt. Als Tobias Abstreiter wegen hohen Stocks auf der Strafbank Platz nehmen musste, traf EHC-Verteidiger Micki DuPont für die Hohenschönhauser zur 1:0 Führung (19. Spielminute- Assists: Walker, Fairchild). Mit diesem knappen Vorsprung der Gastgeber ging es in die erste Pause.
Im Mittelabschnitt gestaltete sich das Bild nicht wesentlich anders. Die Huskies eher auf Konter bedacht, die Eisbären weiter im Vorwärtsgang. Schiri Rademaker wurde das wohl zu langweilig, weshalb er beschloss nun öfter ins Spielgeschehen einzugreifen. Dabei kam es zu der ein oder anderen absonderlichen Entscheidung, dessen Konsequenzen zunächst die Berliner zu tragen hatten. Insbesondere das Duell Fairchild - Robitaille wurde zum kitzligen Dauerbrenner. Nicht nur einmal hatte Fairchild das zweifelhafte Vergnügen, sich die Beschaffenheit Robitailles Schläger aus der Nähe zu betrachten. Fairchild hielt sich auch gerade nach einem Zweikampf zwangsweise in der Kühlbox auf, als Drury der Ausgleich zum 1:1 gelang (23.). Kurz nachdem Rankel und Corriveau eine 2 auf 1 Situation nicht zur erneuten Eisbärenführung verwerten konnten, gab Schiri Rademaker eine Bankstrafe gegen den EHC wegen Spielverzögerung. Das Powerplay schlossen die Nordhessen durch eben Robitaille zur 1:2 Gäste-Führung ab (33.- MacLeod/ Drury). Möglichkeiten zum Ausgleich für die Eisbären machte wiederholt der gut haltende Gagé zunichte oder aber die zuletzt häufig kritisierte Chancenverwertung der Berliner wurde um neue Kapitel erweitert. Für Robitaille war das Spiel allerdings noch vor der zweiten Pausensirene beendet. Endlich hatte er seinen Schläger so in Fairchilds Gesicht platziert, dass dieser blutend das Eis verlassen musste. Rademaker schickte Robitaille vorzeitig zum Duschen. Ein Treffer Rob Leasks wurde nicht mehr anerkannt, da dessen Schuss erst nach der Sirene ins Ziel fand.
Das Schlussdrittel wurde zum Aufreger schlechthin. Bereits zwei Minuten nach Wiederbeginn schlug der Puck hinter Gagé ein. Aber auch diesem Eisbären-Treffer versagte der Schiedsrichter seine Anerkennung, da das Tor verschoben war. Allerdings war das Gestänge schon etliche Sekunden zuvor aus seiner Verankerung gelöst worden. Gagé versetzte diesem lediglich im „richtigen“ Moment den letzten Stoss, was Rademaker zum Leidwesen der Berliner erst just im Moment des Einschlags realisierte.
Die Kasselaner, ohnehin noch wegen Robitailles 5 + Spieldauer-Strafe zahlenmäßig geschwächt, gerieten in noch größere Nöte als auch noch Peterson wegen unkorrektem Körperangriffs auf der Strafbank Platz nehmen musste. Dieses Überzahlspiel nutzte Micki Dupont mit seinem zweiten Treffer des Abends zum 2:2 Ausgleich (44.). Als Rademaker auf Bankstrafe gegen die Huskies erkannte, da er meinte zu viele Spieler der Kammerer-Truppe auf dem Eis wahrgenommen zu haben, sah Kelly Fairchild seine Zeit für gekommen. Seines unbequemen Bewachers entledigt, nutzte er die neue Freiheit sogleich zum 3:2-Führungstreffer für die Eisbären (47.- Walker/ Pederson).
Anschließend waren mal wieder die Eisbären dran sich über die Strafverteilung Rademakers zu wundern. Sven Felski und Brad Bergen fanden sich nach kleinen Scharmützeln mit Huskies in der Kühlbox wieder, wobei der Spielleiter dem Verursacherprinzip keinerlei Beachtung schenkte. Das „bügelte“ Rademaker aber locker wieder aus, indem er sich nochmals im Zählen übte und auf Huskies-Seite in der 55. Spielminute auf Sechs plus Torhüter kam - Bankstrafe.
Frust machte sich nun bei den Gästen breit. Der manifestierte sich in einem krachendem Check Trattnigs von hinten an DuPont. Trattnig saß knappe 30 Sekunden, da hatte Steve Walker alle Signale auf Eisbären-Sieg gestellt- 4:2 (57.- DuPont/ Pederson). Als, fast zufällig, mal beide Teams mit jeweils fünf Feldspielern auf dem Eis standen, machte es Daffner per Zufallstreffer zum 3:4 (58.- Acker) noch mal spannend. Eine wahre Bogenlampe senkte sich hinter dem unglücklich aussehenden Oliver Jonas ins EHC-Tor, da der Schuss Daffners noch von einem Berliner Spieler abgefälscht wurde. Alles Bemühen der Nordhessen führte zu keinem zählbaren Erfolg mehr. Nach der Schlusssirene meinten sich die Schützlinge von Axel Kammerer noch als schlechte Verlierer präsentieren zu müssen: Gagé, Peterson und Busch legten sich beim Shakehands mit Yvon Corriveau an, wofür Rademaker noch einmal seines Amtes walten durfte und vier Disziplinarstrafen à 10 Minuten aussprach. Für Corriveau mit Konsequenzen, denn der fehlt seiner Mannschaft beim nächsten Punktspiel.
Axel Kammerer regte das letzte Drittel so sehr auf, dass er sich in der anschließenden Pressekonferenz lautstärkemäßig gehen ließ, wovon sogar gänzlich Unbeteiligte etwas hatten, denn Kammerers Wutausbruch war wohl noch auf der etwa 200 Meter entfernten Konrad Wolf Strasse gut zu hören. Von ausschließlicher Benachteiligung der Huskies kann tatsächlich eher nicht die Rede sein. Denn Rademaker teilte seine schlechte Leistung in zwei Hälften. Mit der ersten hatten sich die Eisbären zu arrangieren, mit der zweiten die Gäste. Die Huskies fertigten einen Zusatzbericht an, aus dem hervorgeht, dass die Schiedsrichterleistung nicht den Anforderungen und Ansprüchen der DEL genügte. - Eine durchaus zutreffende Einschätzung, wenn man zugrunde legt, dass nicht nur die Nordhessen die Leidtragenden waren.
EHC-Coach Pierre Pagé sah zwar auch nicht sonderlich glücklich aus, ob der wieder eher pomadigen Spielweise seiner Mannschaft, doch ging für ihn zumindest das Ergebnis in Ordnung. Gute Einzelleistungen von Micki DuPont und Kelly Fairchild stachen aus dem sonstigen Einerlei auf Seiten der Berliner noch heraus. Das wichtigste waren jedoch die drei eingefahrenen Punkte, wenn auch ohne den Glanz vergangener Wochen errungen. (mac/ovk/REK)