Eisbären zu früh zu euphorisch – Adler siegen in Berlin
Schnell enthüllte Eisbären-Kapitän Steve Walker vor 4500
Zuschauern im Wellblechpalast noch das Meisterbanner für den zweiten Titel der
Hauptstädter in der vergangenen Saison, dann ging es auch schon los mit dem
ersten Heimspiel gegen die stark aufgerüsteten Adler aus Mannheim. Man merkte
beiden Teams an, dass sie noch am Anfang der neuen Spielzeit stehen, vieles
passte noch nicht zusammen, insbesondere in den Abwehrformationen ging es
beiderseits mitunter drunter und drüber. Am Ende behielten dann aber die
abgezockteren Mannheimer mit einem hart erkämpften 6:5-Sieg im Hohenschönhauser
Sportforum die Oberhand.
„Wir sind glücklich über diesen Erfolg.“, bekannte Mannheims
Coach Greg Poss nach der für die Zuschauer unterhaltsamen Begegnung, die
reichlich Tempo und Action bot, aber eben auch reichlich Fehler, die zu
insgesamt 11 Toren führten und den Trainern hüben wie drüben die Zornesfalten
ins Gesicht trieben. Dabei schien es für die Adler zunächst wie gewünscht zu
laufen, da sie schon in der vierten Spielminute durch Verteidiger Butenschoen
bei eigener, doppelter Überzahl in Führung gingen. Danach aber ging ein
deutlicher Ruck durch die Truppe von Eisbären-Coach Pierre Pagé und das Tempo
der Berliner zog ebenso deutlich an, wie sich die Chancen vor dem Tor von
Gäste-Goalie Ilpo Kauhanen häuften. Gerade im Powerplay kreiselte der Puck in
den Reihen der Eisbären ganz ordentlich und manch einer auf den Rängen mochte
schon mit der nachlässigen Chancenverwertung der Hausherren hadern, da schritt
Schieri Rick Looker plötzlich zum Videobeweis und erkannte auf Tor für den
Meister. Als mehrere Spieler vor dem Adler-Gehäuse wild durcheinander gepurzelt
waren, muss der Puck irgendwie die Linie überquert haben – 1:1 (15.). Der
glückliche Ausgleichtreffer wurde letztlich EHC-Defender Deron Quint
gutgeschrieben.
Im Mittelabschnitt standen die als Meisterschaftsfavorit
hoch gehandelten Adler kurz davor, vom mit Förderlizenzspielern gespickten
Eisbären-Team entzaubert zu werden. Ganz besonders taten sich hier die Stürmer
Alexander Weiß und Constantin Braun hervor, die für ordentlich Wirbel im
Drittel der Mannheimer sorgten. Für das Tor zum 2:1 in der 25. Spielminute
zeichnete jedoch einer der erfahrenen EHC-Cracks verantwortlich: Mark Beaufait
netzte - wieder in Überzahl - nach Vorarbeit von Quint und Roach zur umjubelten
Berliner Führung ein. Die Antwort der Gäste folgte aber auf dem Fuße, als
Nationalspieler Christoph Ullmann noch in der selben Spielminute den Ausgleich
markierte. Als die Adler glaubten, dem Spuk ein Ende bereitet zu haben, brachte
Sven Felski seine Farben nur wenig später erneut in Führung – 3:2 (27.). Nach
weiteren klaren Gelegenheiten für Florian Busch und Andy Roach hatte
Ex-Nationaltrainer Greg Poss erstmal genug gesehen und nahm eine Auszeit.
Überhaupt wirkte der Amerikaner hinter der Bande der Adler recht angespannt und
wütete dort nicht selten wie das altbekannte „HB-Männchen“.
Wirklich verstanden hatten seine Mannen die kurze, umso
heftigere Ansage aber vorläufig wohl nicht, denn ein weiteres Powerplay führte
zum 4:2-Treffer durch Christoph Gawlik, der Kauhanen bei seinem knackigen
Schuss nicht die geringste Abwehrmöglichkeit ließ.
Jetzt, so spürte man, war die Euphorie bei den jungen
Berlinern groß. Wie sich herausstellen sollte: zu groß! Eine dumme Strafe von
Marcel Müller leitete die Wende im Spiel ein. Im Allgang besorgte der
Ex-Nürnberger Francois Methot den 4:3-Anschluss, wobei Eisbären-Keeper Youri
Ziffzer nicht allzu gut aussah. Gegen den nicht ganz unumstrittenen Penalty -
verschuldet durch Eisbären-Defender Cole Jarrett - von Methot nur wenige Sekunden vor der
zweiten Pausensirene, war Ziffzer allerdings machtlos – 4:4.
Im Schlussabschnitt zeigten die Adler endlich, dass ihre
„Jetzt erst recht!“-Kampagne nicht nur aus lauwarmer Luft besteht und stellten
ihre Routine unter Beweis, wohingegen die Hausherren ihren Spielfaden komplett
verloren zu haben schienen. Selbst das Überzahlspiel, das doch kurz zuvor noch
so bemerkenswert gut funktionierte, klappte nun nicht mehr. Denn in einem
solchen erzielte René Corbet per Shorthander die 5:4-Gästeführung (48.).
In der 53. Spielminute brandete noch einmal an diesem Abend
der Torjubel der Eisbärenfans auf, als Patrick Jarrett einmal mehr im Powerplay
den Ausgleich zum 5:5 markierte, aufgelegt hatte ihm sein älterer Bruder Cole.
Doch dann war wirklich Schluss mit der Eisbärenherrlichkeit. Edi Lewandowski
zog den Berlinern in der 55. Spielminute endgültig den Zahn. Und wieder machte
EHC-Goalie Youri Ziffzer dabei keine gute Figur. Schade drum, hatte man doch
die wirklich eminent stark besetzten Adler zwischenzeitlich schwindelig
gespielt.
Pierre Pagé haderte so nach dem Spiel durchaus zu Recht mit
dessen Ausgang und machte hauptsächlichdie fehlende Intensität im
Schlussabschnitt und mangelnde Disziplin für die unnötige Niederlage
verantwortlich. Der Kanadier appellierte für die kommenden Spiele an seine
Mannschaft: „Nur mit Disziplin ist der Erfolg möglich!“
(mac/ovk)
EHC Eisbären Berlin –
Adler Mannheim 5:6 (1:1; 3:3; 1:2)
Tore:
0:1 (03:52) Butenschoen – Methot PP2
1:1 (14:23)
Quint – Busch/ Walker PP
2:1 (24:13)
Beaufait – Quint/ Roach PP
2:2 (24:54)
Ullmann – Lewandowski/ Kink
3:2 (26:17) Felski – Beaufait/ Hördler
4:2 (33:38) Gawlik – Fairchild/ Felski PP
4:3 (37:27)
Methot - / PP
4:4 (39:46)
Methot (Penalty)
4:5 (47:07)
Corbet – Forbes SH
5:5 (52:39) P. Jarret – C. Jarrett PP
5:6 (54:42) Lewandowski – Trepanier/ Forbes
Schiedsrichter: Rick
Looker
Strafen: Berlin 20/ Mannheim 28
Zuschauer: 4500
Foto by City-Press