Eisbären vom Glück verlassen? – Bittere Niederlage gegen Wolfsburg
Dass doppelt so viele Torschüsse sowie ein deutliches Übergewicht an Spielanteilen nicht reichen, um ein Eishockeymatch zu gewinnen, bewiesen die Eisbären am Freitagabend. In dem mit 4695 Zuschauern ausverkauften Wellblechpalast unterlag der Vizemeister dem Aufsteiger aus Wolfsburg mit 2-4! Viele enttäuschte Gesichter konnte man direkt nach Abpfiff erkennen. Nicht nur bei den Hohenschönhauser Fans, sondern auch bei den Spielern machte sich der Frust im Gesicht deutlich sichtbar. Ganz im Gegenteil zu den Wolfsburger Anhängern, welche eine Ehrenrunde forderten. Vor allem Marc Seliger, einstiger Nationalgoalie, wurde von den gut 200 Schlachtenbummlern gefeiert. Zweifelsohne war er der Matchwinner. Alleine im ersten Drittel musste er eine gehörige Portion Können beweisen, denn das Spiel war dort fast nur auf sein Tor ausgerichtet. Die Eisbären, welche mit dem wiedergenesenen Cole aber ohne die für die Oberliga abgestellten Baxmann und Hördler in Bestbesetzung auflaufen konnte, brannten ein Offensivfeuerwerk ab. Egal ob Keller, Walser, Ustorf, Pederson, Shearer, DuPont, Beaufait oder Fairchild, alle scheiterten an Seliger oder besaßen nicht das Glück, die hochkarätigen Chancen in Zählbares umzumünzen.
Das zweite Drittel gestalteten die Berliner ähnlich druckvoll, hatten aber nicht mehr so viele Chancen. Wahrscheinlich deswegen, weil Wolfsburg besser ins Spiel kam. Nichts desto trotz kam nun endlich mehr Leben in das Sportforum, auch bedingt durch das langersehnte Führungstor der Gastgeber. Pederson konnte in der 29. Spielminute Seliger erstmals überwinden. Genau 14 Sekunden später schien der Bann des unüberwindbaren Wolfsburger Goalies endgültig ein Ende gefunden zu haben, als Verteidiger Ricard Persson mit seinem zweiten Saisontreffer den zweiten Eisbärentreffer an diesem Abend erzielte. Als der Schwede wenig später das Sünderbänkchen drücken musste, nutzte diese sich bietende Überzahl Xavier Delisle produktiv. Über der Fanghand von Bären-Torwart Jonas hämmerte er den Puck zum Anschlusstreffer ins Tor. Disziplinlos zeigte sich wenig später Derrick Walser auf Eisbärenseite, als er eine Strafe wegen Stockschlages nicht akzeptieren wollte und auf der Strafbank seinen Schläger zu Kleinholz verwandelte. Damit erwies er seinen Kollegen einen Bärendienst, denn Smrek konnte die sich bietende Überzahl genau eine Minute vor Drittelende zum Ausgleich nutzen, nachdem die Hausherren gar eine fünf zu drei Überzahl verstreichen ließen.
Das Schlussdrittel bot wieder ein Festival der vergebenen Möglichkeiten aus Sicht der Eisbären. Glücklos im Powerplay, sowie Paraden von Seliger ließen einfach keinen weiteren Treffer zu. Was des einen Pech, ist des anderen Glück. Anders könnte man es nicht beschreiben, denn Wolfsburg steckte nicht auf und besaß viel Glück als David Musial den bereits zweiten Rebound von Jonas, nachdem Simon und Delisle scheiterten, zum Führungstreffer einnetzte (45.). Das Spiel auf das Wolfsburger Tor hätte sicher noch Stunden weitergehen können, aber der Ausgleich geriet mit jeder gnadenlos ablaufenden Sekunde auf der Stadionuhr in immer weitere Ferne. Chancen im Dutzend waren geboten, aber den Schlusspunkt setzte Smrek für die Grizzly Adams, als er 8 Sekunden vor Spielende mit einem wahren Kunstschuss von hinter der eigenen Torlinie in das von Jonas zu Gunsten eines weiteren Feldspielers verlassene Gehäuse traf und den 4-2 Endstand aus Sicht der Gäste herstellte.
Nach dem Spiel analysierte Stefan Mikes das Spiel als reinen Glücksfall. „Ich hatte nie geträumt, dass ich aus Berlin drei Punkte mitnehme.“ Der Wolfsburger Trainer sah die Eisbären als die klar spielbestimmende Mannschaft über die gesamten sechzig Minuten an.
Der Berliner Coach wirkte dagegen ziemlich angefressen und sah für diese Niederlage klar die fehlende Chancenauswertung als Manko an. „Wir müssen intensiver versuchen, dem Torhüter, vor allem im Überzahl, die Sicht zu nehmen, um ihn dann mit unseren Schüssen zu überraschen“, waren nur eine der kritischen Worte Pagés. Viel Arbeit scheint auf die Eisbären in den nächsten Tagen und Wochen zuzukommen. Nicht nur die Disziplinlosigkeiten gilt es in den Griff zu bekommen, sondern vielleicht auch den etwas abhanden gekommenen Teamspirit eventuell wiederzufinden. Bleibt abzuwarten wie Pagé und die Mannschaft auf die immer mehr kritisch werdenden Fragen eine Antwort finden und sie das Lächeln auf die Gesichter der Fans zurückbekommen. Am Sonntag geht es an den Iserlohner Seilersee. Mit den Roosters steht dort ein weiterer Underdog bereit, der den Cracks aus der Hauptstadt ebenfalls ein Bein stellen will. (ovk/mac)
Eisbären Berlin – Grizzly Adams Wolfsburg 2-4 (0:0;2:2;0:2)