Eisbären: Volle Punktzahl gegen Spitzenreiter Frankfurt
Im mit 4695 Zuschauern voll besetzten Wellblechpalast bezwangen die Berliner den aktuellen Tabellenführer Frankfurt Lions souverän mit 3:1 (2:0/ 0:1/ 1:0) und setzten sich so weiter im Vorderfeld der Deutschen Eishockey Liga fest.
Mit nur sechzehn Feldspielern reiste das Team um Trainer Rich Chernomaz aus der Mainmetropole in der Hauptstadt an und konnte demzufolge auch nur drei komplette Reihen für die Spitzenbegegnung aufbieten. Dass Personalnot nicht unbedingt zu Qualitätsverlust führen muss, wissen die Eisbären aus eigener Erfahrung. Bisher schnitt die Offensive der Lions um das Dreamteam Patrick Lebeau und Jesse Belanger fast wie ein warmes Messer durch Butter durch die Abwehrreihen der Konkurrenz. Nicht zufällig führen beide Stürmer das Scoring Ranking der DEL an. Die Eisbären waren gewarnt, entsprechend konzentriert gingen die Mannen von Coach Pierre Pagé von Anfang an zu Werke. Die Kritik des EHC-Trainers richtete sich unter der Woche vor allem gegen das Defensivverhalten seiner Mannschaft. Pagé forderte mehr Konsequenz im eigenen Drittel von seinen Spielern und die hatten ihn wohl verstanden. Als Stürmer Marc Beaufait schon nach 139 Sekunden auf die Strafbank musste, kamen die Lions im folgenden Überzahlspiel zu keiner nennenswerten Einschussmöglichkeit. Zuvor hatten Fairchild und Walker erste Chancen zur Führung für den Gastgeber, vergaben aber oder scheiterten ebenso wie Verteidiger Micky DuPont nach Ablauf der Strafe an Lions-Goalie Ian Gordan.
In der 12. Spielminute, der Frankfurter Harder kam gerade nach einer Strafzeit zurück aufs Eis, zog Fairchild in Richtung Gästetor ab, Sturmkollege David Roberts hielt den Schläger in die Schussbahn und der Puck schlug unhaltbar für Gordon zum 1:0 für die Gastgeber ein. Beide Konkurrenten agierten weiter in recht hohem Tempo, so dass ein ansehnliches schnelles Spiel zu Stande kam. Die Eisbären jedoch führten das Zepter und kamen, u.a. durch Pederson und Walker, immer wieder zu guten Chancen den Vorsprung auszubauen. Das gelang dann Marc Beaufait nach etwas mehr als einer Viertelstunde Spielzeit, indem er nach einem Schuss von Pederson den Rebound sicher zum 2:0 verwandelte. Fünfzehn Sekunden vor der ersten Pausensirene sorgte Schiri Wolfgang Hellwig für reichlich Unmut unter dem Eisbärenanhang, als er eine Strafe wegen Spielverzögerung gegen EHC-Goalie Bernie Parent verhängte. Parent hatte den Puck, komplett hinter der verlängerten Torlinie liegend, mit seiner Fanghand blockiert. Nur wenige Zuschauer waren so regelsicher, um zu erkennen, dass diese Entscheidung durchaus regelkonform war und buhten den Krefelder Hauptschiedsrichter in diesem Fall zu Unrecht aus. Bei einigen Abseitsentscheidungen des Schirigespannes rumorte es allerdings zu Recht auf den Rängen.
Da wenig zuvor bereits Roberts für Beinstellen von Hellwig in die Kühlbox verbannt wurde, mussten sich die Berliner für die letzten Sekunden zu dritt dem Powerplay der Gäste entgegen stellen. Schadensfrei erreichten die Gastgeber die Pause.
Die Eisbären begannen das Mitteldrittel also mit zwei Mann weniger auf dem Eis. Es dauerte noch 47 Sekunden, dann nutzten die Lions durch Pat Lebeau die zahlenmäßige Überlegenheit zum 1:2 Anschluss (Assist: Belanger, Stanton). Der „Rest“ des zweiten Drittels verlief recht ereignislos, Lions wie Eisbären legten nun besonderen Wert auf eine kompakte Defensive. Hier und da mal eine Strafzeit und nur wenige Tormöglichkeiten auf beiden Seiten, doch die blieben ungenutzt. Kurz vor Drittelende scheiterten noch einmal Beaufait, Pederson und Shearer an Gordon.
Den Schlussabschnitt begannen die Gastgeber wieder druckvoller. Die Gäste dagegen zogen sich immer weiter ins eigene Drittel zurück. Kein Wunder, dass sich nun die Möglichkeiten für die Bären wieder häuften. Chancen u.a. von DuPont und Beaufait blieben jedoch ohne zählbaren Erfolg. Erst in der 47. Spielminute konnten die Eisbären-Fans das vorentscheidende 3:1 durch Kapitän Steve Walker bejubeln. Bergen baute den Angriff von hinten auf, der Puck kam zu Roberts und der bediente den Torschützen mit einem gestochenen Pass, Walker brauchte die Hartgummischeibe nur noch am liegenden Lions- Goalie vorbei ins verwaiste Tor zu schieben. Die Cracks aus Mainhattan bemühten sich danach um Ergebnisverbesserung, die Bären ließen aber nicht mehr viel zu. Was aufs Tor kam, meisterte Parent souverän.
Gäste-Coach Rich Chernomaz konnte nach dem Spiel nichts weiter tun als Pierre Pagé zum verdienten Erfolg zu gratulieren. Chernomaz bedauerte, dass er gerade bei dieser Begegnung auf eine Stütze wie Dwayne Norris verzichten musste, der sich am Freitag seine zweite große Strafe eingefangen hatte und im Spiel gegen die Berliner zwangspausieren musste.
Der Trainer der Eisbären dagegen war zufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft und dem erzielten Ergebnis: „Wir haben heute unser Tempo und den richtigen Rhythmus gefunden und dem Gegner weniger Möglichkeiten gelassen. Daran wollten wir arbeiten, es ist uns gelungen.“, sagte Pagé. Gab aber zu bedenken, dass Frankfurt ersatzgeschwächt angetreten sei und das Ergebnis beim nächsten Zusammentreffen durchaus anders ausgehen könne.
Der Berliner Anhang verließ zufrieden bei spätherbstlichen Sonnenschein das Sportforum. Nur bis Donnerstag zum Premiere-Spiel müssen die EHC-Fans auf ein Wiedersehen mit ihren Lieblingen warten, dann gastieren die bisher stark gebeutelten Panther aus Ingolstadt im Wellblechpalast. Mal schauen, ob Eisbären Ex-Trainer Ron Kennedy dann noch an der Bande der Bayern steht. (mac/REK)